Gefaehrliche Tiefen
Meter fünfzig lang. Aber dennoch â ein Hammerhai!
Nachdem ihr wieder in den Sinn gekommen war zu atmen, fiel ihr auf, dass sie noch immer sank, also pumpte sie Luft in ihre Tarierweste, bis sie sich auf einundzwanzig Meter Tiefe eingependelt hatte. Sie riss den Blick von dem Hammerhai los, hielt unter sich nach Dan Ausschau und entdeckte einen weiteren Hammerhai. Dieser war mindestens zwei Meter lang und schwamm nur wenige Zentimeter unter ihren Flossen. Heiliges Kanonenrohr! Sie hatte plötzlich nur noch den Wunsch, wie ein geölter Blitz an die Wasseroberfläche zu schieÃen, aber sie zwang sich, tief Luft zu holen und an Ort und Stelle zu bleiben.
Ich bin Zing
, sagte sie sich und richtete die Kamera auf den Hai unter ihr.
In einer Spirale glitt der Hammerhai auf ein groÃes Kadaverstück zu, das an einem zerklüfteten Lavavorsprung hing. Den Kopf mit den Stielaugen hin und her werfend, trieb er eine Ansammlung kleiner Krabben auseinander, erst dann gelang es ihm, einen lohnenden Bissen herauszureiÃen. Ganz schön beeindruckend, wenn auch auf eine ziemlich abgedrehte, kannibalische Art. Sam war erstaunt, dass der Hai den Blick stur auf seine Beute gerichtet hielt, während er fraÃ. SchlieÃlich schwamm er ein Stück weg und näherte sich dann in einem Kreis wieder dem Fleisch seines Artgenossen, umschwirrt von Unmengen von Fischen, die nach den aus seinem Maul schwebenden Resten schnappten.
Zing sollte eigentlich dort hinabtauchen, um eine Nahaufnahme zu machen.
Klar doch.
Wilderness Westin war nicht zu überzeugen. Sie zoomte den Hai so nah wie möglich heran und machte ein paar Fotos.
Sam entfernte sich ein wenig von dem Seehügel, behielt mit einem Auge den Hammerhai im Blick und suchte gleichzeitig das dunkelblaue Wasser unter sich nach Dan ab. Ihr Herzschlag verdreifachte sein Tempo, als sie aus der Tiefe ein massiges Etwas heraufsteigen sah. Es war graublau, bewegte sich seltsam und schien sich beim Aufstieg aus der Dunkelheit zusammenzukrümmen. Ein riesiger Tintenfisch? Ein Krake? Ein weiÃer Hai? Rasch wandte sie den Blick wieder dem groÃen Hammerhai zu, der noch immer mit seinem Festmahl beschäftigt war. Sie drehte ihm den Rücken zu und richtete die Kamera auf das Geschöpf aus der Tiefe. Plötzlich brach ein Teil davon weg und schwamm mit schwankenden Bewegungen nach oben. Jetzt konnte Sam sehen, dass es sich nicht um ein einzelnes Monster handelte, sondern um drei Hammerhaie, die wie ein Wolfsrudel einem weiteren Hai hinterherjagten. Ihre Beute konnte kaum schwimmen, weil man ihr Rücken- und Bauchflossen abgeschnitten hatte. Der arme Kerl hatte nicht die geringste Chance. Die angreifenden Haie zerrten ihn erst in die eine, dann in die andere Richtung. Ein Schiffshalter löste sich von dem sterbenden Tier und schwamm verunsichert im Kreis, auf der Suche nach einem neuen Wirt. GleichermaÃen fasziniert wie abgestoÃen filmte Sam, wie zwei der Hammerhaie riesige Stücke aus ihrer noch lebenden Beute rissen.
Ein plötzlicher Druck auf ihren Unterarm lieà sie herumfahren. Statt des erwarteten Fleischfressers schwebte Dan neben ihr. Er deutete mit dem Daumen Richtung Wasseroberfläche, um ihr zu zeigen, dass er seine Arbeit beendet hatte und nach oben wollte. Sam nickte. Ihre Luftblasenströme trieben die Fische über ihnen auseinander, während sie langsam nach oben stiegen. Sam lieà die Haie unter sich nicht aus den Augen.
In ungefähr zehn Metern Tiefe entdeckte sie einen rot-weià gefleckten Hummer, der aus einer Höhle herauslinste, und hielt an, um ein letztes Foto zu schieÃen. Sie brauchte mindestens
eine
angenehme Erinnerung an die unglaubliche Schönheit, die hier Seite an Seite mit der Brutalität existierte. Ein leises Brummen, das anders klang als der Motor ihres
Panga
s, drang durch das Wasser an ihr Ohr. Sie hob den Kopf und sah den rot-gelb gestreiften Rumpf eines kleinen Boots, das sich rasch entfernte.
Als sie aus dem Windschatten des Seehügels kam, griff sie nicht schnell genug nach der Bojenkette und wurde von der Strömung sofort einige Meter fortgetragen. Es forderte ihre ganze Konzentration, die Kamera nicht loszulassen und sich zu Dan zurückzukämpfen. Als sie am
Panga
auftauchte, keuchte sie, als hätte sie gerade einen Marathonlauf hinter sich. Das andere Boot schien in einiger Entfernung zu wenden, aber in der blendenden Morgensonne konnte sie das unter ihrer Maske
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