Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
Vom Netzwerk:
Augen gegen seine Maske. Er blinzelte, und jetzt stiegen auch wieder Luftblasen aus seinem Atemregler auf.
    Zumindest lebte er noch. Vielleicht war sein Atemregler nicht in Ordnung? Rasch ließ Sam den Blick über Dans Ausrüstung gleiten. Er hatte einen Oktopus-Atemregler, bei dem es mehr Schläuche gab als bei ihrem Mundstück, das in den Inflatorschlauch ihrer Tarierweste eingebaut war. Was konnte daran nicht stimmen? Sie hatte nur eine einzige Notfallsituation geübt, nämlich dass kein Sauerstoff mehr da war. Sie ließ die Kamera an ihrem Sicherheitsriemen treiben, griff nach ihrem Ersatzatemregler, steckte ihn sich in den Mund und hielt Dan dann ihren eigentlichen Atemregler hin. Mit derselben Bewegung, mit der sie ihren Kater Simon immer zum Spiel mit einer Feder aufforderte, wedelte sie mit dem Mundstück vor Dans Gesicht herum.
    Keine Reaktion.
    Verzweifelt riss sie ihm das Mundstück heraus und rammte ihm ihres zwischen die Kiefer, bevor er Zeit hatte einzuatmen. Dann drückte sie fest auf den Atemregler und verpasste ihm einen kräftigen Sauerstoffstoß. Das ließ ihn wieder zu sich kommen. Er trat um sich, und seine rechte Ferse stieß schmerzhaft gegen ihr Schienbein. Der Schlauch des Atemreglers spannte sich zwischen ihnen bis zum Äußersten an. Rasch packte Sam den Riemen seiner Tarierweste und zog Dan zu sich her, damit er sich nicht das Mundstück herausriss.
    Sie beobachtete, wie er tief Luft holte. Waren seine Augen jetzt ein wenig wacher, oder war das nur Wunschdenken? Wieder deutete sie mit dem Daumen nach oben und machte dann das »Okay?«-Zeichen. Er hustete, nickte langsam und krallte sich dann an ihrem Schulterriemen fest. Mit leichten Flossenschlägen stiegen sie hoch. Sams Kamera und Dans Computer trieben neben ihnen an ihren Riemen und schlugen immer wieder sachte gegen ihre Oberschenkel.
    Als Sams Computer bei fünfeinhalb Metern sein warnendes »Ding«-Geräusch von sich gab, blieben sie die drei empfohlenen Minuten lang auf dieser Höhe. Sie hingen aneinander wie Delphine beim Liebesspiel, starrten sich in die Augen und atmeten dieselbe Luft. Es war fast unerträglich intim, und Sam war heilfroh, als sie endlich die Wasseroberfläche durchbrachen. Sie wartete, bis Dan das Mundstück ausgespuckt und auf den Inflatorknopf seiner Tarierweste gedrückt hatte, dann stieß sie ihn von sich. Erst jetzt, wo sie sah, dass er wirklich bei Bewusstsein war und zwischen Hustenanfällen selbstständig atmete, beruhigte sich ihr rasender Puls allmählich.
    Nach der türkisfarbenen Welt der Tiefe strahlte die gleißende Sonne fast schon schmerzhaft hell. Gierig sog Sam die frische Luft in die Lungen. »Was zum Teufel war da unten los?«, fragte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war.
    Â»Keine Ahnung.« Wieder hustete Dan, ließ sich dann in Rückenlage treiben und schloss die Augen.
    Sie waren gut dreißig Meter vom Boot entfernt aufgetaucht, aber es fuhr bereits auf sie zu und hielt dann neben ihnen an. Sam reichte Ricardo die Kamera hinauf. Dan und sie streiften ihre Flossen ab und warfen sie auf das Deck, dann kletterte erst Dan und anschließend sie über die Leiter an Bord.
    Sobald sie an Deck waren, schnallte Sam ihren Gürtel ab und brachte ihre Druckluftflaschen und die Ausrüstung in die Kajüte. Sie setzte sich, zog die Beine auf den Sitz hoch und schlang die Arme um die Knie, um ihr Zittern unter Kontrolle zu bringen.
    Plötzlich spürte sie Dans Hand auf ihrer Schulter. »Danke. Du bringst das doch hoffentlich nicht in deinem Bericht?«
    Â»Nein«, murmelte sie. »Ich habe ja keine Fotos.« Außerdem war sie viel zu verwirrt, um einen zusammenhängenden Artikel zu schreiben.
    Â»Gut. Das würde mir sonst auch ewig anhängen.«
    Er schien sich wieder erholt zu haben, allerdings waren seine Bewegungen noch langsam, und sein Gesicht hatte die Farbe von Roter Bete. Er wandte sich ab und begann, die Tasche mit seiner Ausrüstung zu durchwühlen.
    Wie konnte er bloß so gelassen sein? Wenn es beim Tauchen alle naselang passierte, dass man katatonisch wurde, würde sie diesen Sport auf der Stelle wieder aufgeben.
    Sam stellte die Füße auf den Boden und griff nach ihrem Tauchcomputer. Die Nadel ihrer Sauerstoffanzeige war im roten Bereich. Vierzehn bar. Vielleicht sogar weniger. Ihr Tauchlehrer hatte ihr eingeschärft, niemals mit weniger als

Weitere Kostenlose Bücher