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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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prompt. »Es dauert sicher nicht mehr lang, dann erzählt sie Sir Basil, daß er im Keller Portwein klaut. Kann höchstens sein, daß sie dann schon so angesäuselt ist, daß er denkt, sie phantasiert.«
    Hester ergriff die Gelegenheit beim Schopf, wofür sie sich fast schämte.
    »Was glaubt ihr eigentlich, wer Mrs. Haslett ermordet hat?« Das Lächeln auf den Gesichtern der beiden verschwand.
    »Also, Mr. Cyprian ist viel zu nett, außerdem hat er wohl keinen Grund gehabt, oder?« sagte Annie. »Mrs. Moidore sind andere Leute viel zu egal, als daß sie irgendwen hassen könnte. Genau wie Mrs. Sandeman -«
    »Es sei denn, Mrs. Haslett hat was Häßliches über sie rausgekriegt«, wandte Maggie ein. »Das könnte gut sein. Würd zu ihr passen, jemand ein Messer in den Rücken zu rammen, wenn er damit droht, sie zu verpetzen.«
    »Stimmt«, pflichtete Annie ihr bei. Dann wurde ihr Gesicht plötzlich nüchtern. »Nein, Miss, ehrlich gesagt glauben wir, daß Percival am ehesten in Frage kommt. Der hat nämlich ganz schöne Aufsteigerallüren und war außerdem von Mrs. Haslett ziemlich angetan. Hält sich für 'n Mordskerl, der gute Percival.«
    »Ja, der denkt, Gott hätte ihn als besonderes Geschenk für die Frauen auf die Erde geschickt.« Maggie schnaubte verächtlich.
    »Und dann gibt's auch noch welche, die blöd genug sind, auf ihn reinzufallen. Gott versteht anscheinend nichts von den Frauen, kann ich dazu nur sagen.«
    »Was ist mit Rose?« fragte Annie. »Der hat er völlig den Kopf verdreht. Die Ärmste kommt gar nicht mehr von ihm los - je mehr er sie an der Nase rumführt, desto schlimmer wird's.«
    »Aber warum hätte sie Mrs. Haslett umbringen sollen?« wollte Hester wissen.
    »Na, aus Eifersucht natürlich!« Die beiden schauten sie an, als ob sie schwer von Begriff wäre.
    Hester war in der Tat überrascht. »War Percival denn wirklich so von Mrs. Haslett angetan? Um Gottes willen, er ist ein Lakai!«
    »Sagen Sie ihm das mal«, erwiderte Annie mit Todesverachtung.
    In dem Moment kam Nellie, das Nesthäkchen, die Treppe herauf gestürmt. In der einen Hand hielt sie einen Besen, in der anderen einen Eimer mit nassen Teeblättern, die sie vermutlich auf den Teppichen zu verteilen beabsichtigte, um den Staub zu bezwingen.
    »Warum fegt ihr nicht?« erkundigte sie sich mit vorwurfsvollem Blick auf die beiden Älteren. »Wenn Mrs. Willis mich um acht abfängt und wir noch nicht fertig sind, gibt's Ärger. Ich will nicht ohne meinen Tee ins Bett!«
    Der Name der Haushälterin reichte, die beiden Mädchen in sofortige Aktion zu versetzen. Sie ließen Hester mitten auf der Galerie stehen und stürzten nach unten, um ihre eigenen Besen und Staubwedel zu holen.
    Eine Stunde später stellte Hester in der Küche Tee, Toast, Butter und etwas Aprikosenkonfitüre für Beatrices Frühstückstablett zusammen. Sie hatte sich gerade beim Gärtner für eine der letzten Rosen bedankt, die sie in die silberne Vase stellen wollte, als ihr Sal ins Auge stach, die rothaarige Küchenmagd. Sie lachte aus vollem Halse und zwickte den Lakai von nebenan, der offensichtlich mit einer Nachricht von seiner Köchin für Mrs. Boden vorbeigekommen war. Die beiden flirteten unbeschwert auf der Türschwelle. Sals lautes Organ hallte über die Treppe zur Spülkammer und durch den Flur bis zur Küche.
    »Dieses Mädchen tut nie mehr, als es muß«, bemerkte Mrs. Boden kopfschüttelnd. »Wenn ich je 'ne Schlampe gesehen hab, dann sie. Sal! Komm sofort wieder her und mach mit deiner Arbeit weiter!« Sie warf Hester einen resignierten Blick zu. »So ein faules Stück. Daß ich mit der überhaupt was zustande bringe, ist ein richtiges Wunder.« Sie nahm das Fleischermesser in die Hand und fuhr mit dem Finger über die Schneide, um festzustellen, ob es scharf genug war. Bei der Vorstellung, jemand könnte mit eben diesem Messer die Treppe hinaufgeschlichen sein, um Octavia Haslett zu töten, mußte Hester schwer schlucken.
    Mrs. Boden, offenbar zufriedengestellt, beugte sich über ein großes Stück Filet und begann es für die Pastete in dünne Scheibchen zu schneiden.
    »Erst Miss Octavias Tod, dann das ganze Haus voll Polizei, jeder in Panik, daß er vor seinem eigenen Schatten davonrennt, Ihre Ladyschaft krank im Bett und in meiner Küche so 'n nichtsnutziges Pack wie diese Sal! Da muß man doch verzweifeln.«
    »Sie nicht. Sie werden das schon schaffen«, sagte Hester besänftigend. Nachdem sie schon zwei Hausmädchen von der Arbeit abgehalten

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