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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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machen Sie mir bloß nicht meine Küche voll Dampf!«
    »Oh, danke.« Hester lief schleunigst zum Herd, nahm den Kessel mit einem Topflappen vom Feuer, wärmte erst die Teekanne an und goß dann mit dem restlichen Wasser die Teeblätter auf.
    Nachdem er und Evan alle übrigen Wege erschöpft hatten, die Ermittlungen voranzutreiben, blieb Monk nichts anderes übrig, als in die Queen Anne Street zurückzukehren. Sie hatten die vermißten Schmuckgegenstände weder gefunden noch damit gerechnet, sie zu finden, aber sie waren verpflichtet, die Sache bis zuletzt zu verfolgen, sei es auch nur, um Runcorn zufriedenzustellen. Darüber hinaus hatten sie sämtliche Referenzen und Zeugnisse der Bediensteten im Moidoreschen Haushalt eingesehen und bei ihren früheren Arbeitgebern überprüft - und nicht das geringste entdeckt, was auch nur im entferntesten auf einen potentiell gewalttätigen Charakter hindeutete. Keine finsteren Liebschaften, keine Anschuldigungen bezüglich Diebereien oder unmoralischen Verhaltens, nichts. Jeder schien bislang ein ganz normales, arbeitsreiches Leben geführt zu haben.
    Was konnten sie also anderes tun, als sich vor Ort nach Hinweisen umsehen? Monk stand im Wohnzimmer der Haushälterin und wartete ungeduldig auf Hester. Wieder hatte er Mrs. Willis keinerlei Erklärung geliefert, weshalb er ausgerechnet die Schwester sprechen wollte, die einzige, die zur Tatzeit nicht anwesend gewesen war. Er war sich ihrer Verblüffung und ihrer Mißbilligung deutlich bewußt. Beim nächsten Mal würde er sich etwas einfallen lassen müssen.
    Endlich klopfte es an die Tür.
    »Kommen Sie rein.«
    Hester tat, wie ihr befohlen, und machte die Tür hinter sich zu. Mit ihrem streng zurückfrisierten Haar, dem einfachen blaugrauen Stoffkleid und der schneeweißen Schürze machte sie einen überaus adretten, professionellen Eindruck. Ihre Kostümierung war zugleich zweckdienlich und mehr als nur ein bißchen prüde.
    »Guten Morgen«, sagte sie gelassen.
    »Guten Morgen«, erwiderte Monk knapp und fragte sie ohne weitere Vorrede über die Tage aus, die seit ihrer letzten Begegnung verstrichen waren. Er war schroffer, als er eigentlich sein wollte, nur weil sie ihrer Schwägerin Imogen so ähnlich war - und auch ganz anders, überhaupt nicht geheimnisvoll und bar jeder weiblichen Anmut.
    Sie erzählte ihm alles, was sie getan, was sie gesehen und mitangehört hatte.
    »Das verrät mir auch nicht mehr, als daß Percival nicht besonders beliebt ist«, bemerkte er bissig. »Oder daß jedem die Angst in den Knochen steckt, und er als Sündenbock gerade recht kommt.«
    »Genau«, bestätigte sie gereizt. »Haben Sie eine bessere Idee?«
    Ihre Vernunft raubte ihm den letzten Nerv. Er wußte sehr gut, daß er bislang nicht viel erreicht hatte und nur hier, am Ort des Verbrechens, Fortschritte machen konnte.
    »Allerdings!« blaffte er zurück. »Sehen Sie sich die Familie mal etwas genauer an. Fenella Sandeman zum Beispiel, wie steht's mit ihr? Haben Sie eine Vorstellung, wohin sie geht, um ihre verwerflichen Neigungen zu befriedigen - sofern diese tatsächlich so verwerflich sind? Sie hätte viel zu verlieren, wenn Sir Basil sie vor die Tür setzen würde. Octavia könnte an jenem Nachmittag etwas über sie herausgefunden haben; vielleicht hat sie das mit ihrer Andeutung gegenüber Septimus gemeint. Außerdem könnten Sie versuchen in Erfahrung zu bringen, ob Myles Kellard nun tatsächlich eine Affäre mit Octavia hatte, oder ob es sich lediglich um boshaftes Geschwätz handelt. An einem losen Mundwerk und blühender Phantasie scheint es den Leuten hier nicht zu mangeln.«
    »Erteilen Sie mir keine Befehle, Mr. Monk.« Hester durchbohrte ihn mit einem eisigen Blick. »Ich bin nicht Ihr Sergeant.«
    »Konstabler, Gnädigste, Konstabler«, korrigierte er säuerlich.
    »Sie haben sich ungerechtfertigterweise befördert. Nein, Sie sind nicht mein Konstabler.«
    Hester erstarrte. Mit steifen Schultern und wütendem Gesicht stand sie vor ihm.
    »Welchen Rang auch immer ich nicht bekleide, Mr. Monk, der Grund für die Annahme, Percival könnte Octavia ermordet haben, ist die Vermutung, daß er entweder eine Affäre mit ihr hatte oder gern gehabt hätte.«
    »Und deshalb hat er sie erstochen?« Monk hob spöttisch die Brauen.
    »Nicht deshalb«, erwiderte sie mit Engelsgeduld. »Weil sie seiner überdrüssig wurde und sie sich gestritten haben, nehme ich an. Vielleicht war es auch die Wäschemagd Rose, aus Eifersucht. Sie liebt

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