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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Freiberufler beschaffen können, wie das bei Ihnen als Krankenpflegerin der Fall war.«
    »Sie haben Callandra also den Floh ins Ohr gesetzt.« Nicht daß sie überrascht war; es war einfach die einzig plausible Erklärung.
    »Was haben Sie denn gedacht.« Sein Lächeln enthielt nicht den leisesten Funken Humor. »Könnten Sie nicht vielleicht zu ihr gehen und sie fragen, ob irgendwelche ihrer wohlhabenden Freunde zufällig jemanden brauchen, der schmutzige kleine Geheimnisse aufdecken oder einen verlorengegangenen Erben ausfindig machen kann?«
    »Sicher. Das ist eine ausgezeichnete Idee.«
    »Wagen Sie es bloß nicht!« Er war außer sich vor Wut und zu Tode beleidigt, weil er sich gegängelt fühlte. »Ich verbiete es Ihnen ganz entschieden!«
    Der Kellner stand in Erwartung der Bestellung neben seinem Ellbogen, wurde jedoch vollkommen ignoriert.
    »Ich tue, was mir gefällt«, erwiderte Hester wie aus der Pistole geschossen. »Sie werden mir nicht vorschreiben, was ich Callandra zu sagen habe! Ich hätte gern eine heiße Schokolade, wenn Sie so gütig wären.«
    Der Kellner öffnete den Mund, merkte, daß man immer noch keine Notiz von ihm nahm, und klappte ihn wieder zu.
    »Was sind Sie bloß für eine sture, arrogante Person«, stieß Monk erbittert aus. »So was Herrischem wie Ihnen bin ich noch nie begegnet. Sie werden nicht anfangen, mein Leben in die Hand zu nehmen wie eine verdammte Gouvernante! Ich bin weder hilflos, noch liege ich - Ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert - in einem Krankenhausbett.«
    »Sie wollen nicht hilflos sein?« Sie betrachtete ihn mit Enttäuschung und ohnmächtigem Zorn, mit Wut auf die Blindheit, Selbstgefälligkeit und Feigheit, die Percival hinter Gitter, Monk auf die Straße und den Rest der Beteiligten in eine Sackgasse gebracht hatte. »Sie haben ausreichend Beweismaterial zu Tage gefördert, daß dieser arme Bursche in Handschellen abgeführt worden ist, aber leider nicht genug, um darauf aufzubauen. Sie sind ohne Stellung und Aussichten, und verstecken sich hinter einer Maske aus selbstgerechter Verbitterung. Sie sitzen in einem Kaffeehaus und stieren in den Bodensatz Ihrer Tasse! Meinen Sie wirklich, Sie können es sich leisten, Hilfe abzulehnen?«
    Mittlerweile hatten sämtliche Gäste in ihrer unmittelbaren Umgebung aufgehört, zu essen oder zu trinken, und gafften statt dessen mit großen Augen auf das streitlustige Paar.
    »Ich will Ihre gönnerhafte Einmischung nicht«, sagte er. »Sie sollten irgendeinen armen Teufel vor den Traualtar schleppen und Ihr Managertalent an ihm austoben. Den Rest von uns Männern lassen Sie gefälligst in Ruhe!«
    Sie wußte genau, was ihm zu schaffen machte. Es war die Angst vor der Zukunft, wo er nicht einmal eine Vergangenheit hatte; die Aussicht, demnächst brot und wohnungslos zu sein; das Gefühl, versagt zu haben. Sie beschloß, ihr Gift dort zu verspritzen, wo es am wehsten tat und am meisten erreichen konnte.
    »Selbstmitleid steht Ihnen nicht, außerdem bringt es Sie keinen Schritt weiter«, sagte sie ruhig. Sie war sich der Leute um sie herum plötzlich bewußt. »Und senken Sie bitte die Stimme! Wenn Sie auf mein Mitleid spekulieren, verschwenden Sie Ihre Zeit. Ihre Lage ist durch Ihr eigenes Verschulden entstanden und nicht nennenswert schlimmer als meine - die ich ebenfalls selbst verschuldet habe, wie ich sehr genau weiß.« Sie verstummte, da sie den Zorn in seinem Gesicht sah. Einen Moment lang fürchtete sie, doch zu weit gegangen zu sein.
    »Sie…« begann er gepreßt, doch dann schlug seine Wut plötzlich in Erheiterung um, die fast so erfrischend war wie ein klarer Wind vom Meer. »Sie haben wirklich ein enormes Talent, in jeder Situation das Schlimmstmögliche zu sagen. Ich könnte mir gut vorstellen, daß viele Ihrer Patienten ihr Bett am liebsten unter den Arm packen und irgendwohin verschwinden würden, wo sie in Ruhe leiden können.«
    »Das ist gemein!« Hester war ein wenig eingeschnappt. »Ich bin noch nie hart zu einem Menschen gewesen, der wirklich in Schwierigkeiten war.«
    »Ach so.« Er zog spöttisch die Brauen hoch. »Sie denken also, mein Dilemma ist nicht echt?«
    »Natürlich ist Ihr Dilemma echt. Aber die Art, wie Sie sich deshalb quälen, bringt nichts. Sie können eine Menge, egal was in der Queen Anne Street passiert ist. Sie müssen nur einen Weg finden, Ihre Fähigkeiten zu Geld zu machen.« Sie kam langsam in Fahrt. »Bestimmt gibt es Fälle, die die Polizei nicht lösen kann entweder

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