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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erledigt zu betrachten… Ich finde allerdings, du solltest besser auf mich hören und ihr fernbleiben.«
    »Gar nichts ist ausgestanden, Basil! Nur weil Percival verhaftet worden ist…«
    Er fuhr ärgerlich zu ihr herum.
    »Alles, worüber du dir Sorgen machen mußt, Beatrice, ist ausgestanden! Geh hin, wenn du unbedingt mitansehen willst, wie Gerechtigkeit geübt wird, ansonsten rate ich dir, zu Hause zu bleiben. Die Ermittlungen sind jedenfalls abgeschlossen, du darfst aufhören, darüber nachzugrübeln. Es ist schön zu sehen, wie gut du dich bereits erholt hast.«
    Beatrice sah die Sinnlosigkeit einer Fortsetzung des Streits und senkte den Blick auf das Spitzentaschentuch, das sie zwischen den Fingern wand.
    »Ich habe beschlossen, Cyprian zu einem Sitz im Parlament zu verhelfen«, verkündete Basil plötzlich, zufrieden, daß er sie beruhigt hatte. »Er interessiert sich schon geraume Zeit für Politik, und es wäre eine ausgezeichnete Beschäftigung für ihn. Dank meiner Beziehungen ist ihm bei den nächsten Parlamentswahlen ein Mandat bei den Tories so gut wie sicher.«
    »Bei den Tories?« fragte Beatrice überrascht. »Aber seine politische Ansichten sind eher radikal!«
    »Unsinn!« Er tat den Einwand mit einem Lachen ab. »Er liest ein paar sonderbare Bücher, ich weiß, aber das nimmt er doch nicht ernst!«
    »Ich glaube doch.«
    »Unsinn. Man muß sich mit diesem Zeug beschäftigen, um zu wissen, wie man dagegen angehen kann, das ist alles.«
    »Basil… ich…«
    »Nein, nein, das ist völliger Unsinn, meine Liebe. Es wird ihm ausgezeichnet bekommen, du wirst schon sehen. So - ich werde in einer halben Stunde in Whitehall erwartet. Wir sehen uns zum Dinner.« Er gab seiner Frau einen mechanischen Kuß auf die Wange und marschierte an einer unsichtbaren Hester vorbei zur Tür hinaus.
    Hester betrat das Kaffeehaus in der Regent Street und entdeckte Monk sofort. Er saß vornübergebeugt an einem der kleinen Tische, den Blick auf den Bodensatz seines Glasbechers geheftet, das Gesicht glatt und ausdruckslos. So hatte er schon einmal ausgesehen, als er dachte, der Mordfall Grey würde in einer Katastrophe enden.
    Sie segelte mit raschelnden Röcken auf ihn zu und ließ sich, bereits auf eine Auseinandersetzung gefaßt, ihm gegenüber nieder, ehe er noch den Mund aufgetan hatte. Sein Defätismus traf sie um so mehr, da sie selbst keine Ahnung hatte, wie sie weiterkämpfen sollte.
    Er blickte auf, sah ihren anklagenden Blick - und seine Miene versteinerte auf der Stelle.
    »Wie ich sehe, haben Sie es geschafft, der Krankenstube für heute nachmittag zu entkommen«, sagte er mit dick aufgetragenem Sarkasmus. »Da die ›Krankheit‹ jetzt ausgestanden ist, erholt Ihre Ladyschaft sich wohl in rasantem Tempo?«
    »Die Krankheit ist ausgestanden?« gab Hester betont überrascht zurück. »Nach dem, was Sergeant Evan mir erzählt hat, dachte ich vielmehr, sie wäre weit davon entfernt. Es sieht mir mehr nach einem ernsthaften Rückfall aus, der noch fatalere Folgen haben könnte.«
    »Für den Lakai schon, da haben Sie recht. Für Ihre Ladyschaft samt Sippe wohl kaum«, versetzte Monk, ohne seine Bitterkeit zu verbergen.
    »Aber für Sie.« Sie musterte ihn ohne Mitgefühl, das sie in Wirklichkeit empfand. Er stand kurz davor, in Selbstmitleid zu versinken, und ihrer Ansicht nach war es für die meisten Leute besser, wenn man ihnen aus diesem Zustand heraushalf, statt sie noch darin zu bestärken. Mitleid sollte man sich für diejenigen aufheben, die ihrem Elend hilflos ausgeliefert waren, und davon war sie jeder Menge begegnet.
    »Ich habe keineswegs den Kopf in den Sand gesteckt«, fuhr er sie an. »Sie reden, als ob ich es absichtlich getan hätte. Ich habe mich geweigert, einen Mann festzunehmen, den ich nicht für schuldig halte. Runcorn hat mich daraufhin vor die Tür gesetzt.«
    »Wirklich edel - und vorauszusehen! Sie können sich doch nicht einen Moment eingebildet haben, er würde etwas anderes tun.«
    »Dann müßten Sie ja ein ausgesprochenes Gemeinschaftsgefühl haben«, knurrte er böse. »Schließlich können Sie kaum davon ausgegangen sein, Dr. Pomeroy würde Sie eine Sekunde länger im Krankenhaus behalten, nachdem Sie auf Gutdünken Medikamente verteilt haben!« Er hatte offenbar weder mitbekommen, daß er lauter geworden war, noch daß sich das Paar am Nebentisch neugierig nach ihnen umdrehte.
    »Unglücklicherweise bestehen berechtigte Zweifel, ob Sie mir einen Job als herumschnüffelnder

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