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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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weil sie zu schwierig sind oder weil sie nicht in ihr Ressort fallen. Es gibt zum Beispiel Justizirrtümer…« Das brachte sie allerdings wieder auf Percival. Sie fuhr hastig fort, ehe er etwas darauf erwidern konnte: »Was werden wir wegen Percival unternehmen? Nach dem Gespräch mit Lady Moidore heute morgen bin ich mir sicherer denn je, daß er nicht das geringste mit Octavias Tod zu tun hat.«
    Endlich gelang es dem Kellner, auf sich aufmerksam zu machen, und Monk bestellte eine heiße Schokolade für Hester. Ihre Proteste, selbst dafür zu bezahlen, schlug er eher ungeduldig als charmant in den Wind.
    »Wir sollten weiterhin nach Beweisen suchen«, meinte er, nachdem die Angelegenheit geregelt war und das dampfende Getränk vor ihr stand. »Obwohl ich es längst getan hätte, wenn ich wüßte, wo oder wonach ich mich umsehen könnte.«
    »Ich nehme an, es war Myles«, sagte Hester nachdenklich.
    »Oder Araminta - falls Octavia nicht so abgeneigt war, wie wir denken. Vielleicht wußte sie, daß die beiden sich heimlich treffen wollten, ging mit dem Vorsatz, sie zu töten, in die Küche und nahm ein Messer an sich.«
    »Dann müßte Myles darüber im Bilde sein«, wandte Monk ein, »oder zumindest einen starken Verdacht haben. Laut Ihren Worten hat er aber mehr Angst vor ihr als sie vor ihm.«
    Hester lächelte. »Wenn meine Ehefrau meine Geliebte soeben mit einem Tranchiermesser erledigt hätte, wäre ich mehr als nur ein bißchen nervös. Sie nicht?« Sie war jedoch selbst nicht davon überzeugt und sah ihm an, daß es ihm ähnlich erging.
    »Was ist mit Fenella? Sie hätte vermutlich die Nerven für eine solche Tat, sofern sie ein Motiv hatte.«
    »Aus leidenschaftlichem Verlangen nach dem Lakai würde sie es bestimmt nicht tun«, erwiderte Monk. »Und ich bezweifle, ob Octavia etwas derart Schockierendes über sie wußte, daß Basil sie deshalb aus dem Hause gejagt hätte. Trotzdem - in der Richtung haben wir bislang noch gar nicht nachgeforscht.«
    Hester trank ihre Schokolade aus und stellte das Glas auf den Unterteller zurück. »Nun, ich bin nach wie vor in der Queen Anne Street, und Lady Moidore scheint noch eine Weile zu brauchen, bis sie wieder auf dem Damm ist. Ich kann also weiterhin Augen und Ohren offenhalten. Gibt es etwas Bestimmtes, worauf ich mich konzentrieren soll?«
    »Nein«, sagte er scharf und stierte in sein eigenes Glas.
    »Percival kann durchaus schuldig sein. Ich habe bloß nicht das Gefühl, daß es bewiesen ist. Wir sollten uns nicht nur an die Fakten, sondern auch ans Gesetz halten. Tun wir das nicht, stellen wir uns auf eine Stufe mit denen, die Gerechtigkeit dem persönlichen Glauben überlassen und schon ihre Überzeugung für einen Beweis halten. Wir brauchen mehr als unser individuelles Urteil, wie leidenschaftlich wir auch dahinterstehen, sonst fallen wir in Barberei zurück.«
    »Natürlich kann er schuldig sein, das habe ich keine Sekunde vergessen. Aber solange ich in der Queen Anne Street bleiben und soviel wie möglich herausfinden kann, will ich ihn nicht aus Untätigkeit dem Henker überlassen. Ich werde Ihnen schreiben müssen, da weder Sie noch Sergeant Evan dort auftauchen können. An welche Adresse kann ich den Brief schicken, damit der Rest der Hausbewohner nicht merkt, daß er für Sie ist?«
    Monk machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Ich gebe meine Post nicht selbst auf«, erklärte Hester mit einem Anflug von Ungeduld, »und ich gehe selten aus dem Haus. Ich deponiere sie auf einem Tisch in der Halle, wo der Lakai oder der Stiefelbursche sie mitnimmt.«
    »Ach so, natürlich. Schreiben Sie an Mr….« Er zögerte kurz und verzog den Mund dann zu einem schwachen Lächeln. »Mr. Butler. Lassen Sie uns ruhig eine Sprosse auf der Gesellschaftsleiter höherklettern. Die Adresse bleibt die alte, Grafton Street. Ein paar Wochen werde ich dort noch wohnen.«
    Hester begegnete seinem Blick in stummem Einverständnis, stand auf und ging. Daß sie den Rest des Nachmittags für einen Besuch bei Callandra Daviot zu nutzen gedachte, erwähnte sie mit keinem Wort. Er hätte auf die Idee kommen können, sie wollte dort um Hilfe für ihn ersuchen - was auch ihre Absicht war. Wäre er informiert, würde er sich von vornherein quer stellen, stand er jedoch vor vollendeten Tatsachen, mußte er sich wohl oder übel damit abfinden.
    »Das hat er tatsächlich getan?« Im ersten Moment war Callandra entsetzt, doch dann mußte sie trotz ihres Unmuts lachen. »Nicht gerade praktisch, aber

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