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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wunderschönen Schnitt«, stellte sie mit leicht verwundertem Unterton fest. »Sein Gehalt muß höher sein, als ich dachte. Er könnte direkt als Mann von Stand durchgehen.«
    »Was redest du denn da«, sagte Basil scharf. »Mach dich nicht lächerlich, Beatrice.«
    »Er wird wiederkommen, verlaß dich drauf.« Sie schenkte dem Rüffel keinerlei Beachtung.
    »Selbstverständlich kommt er wieder«, knirschte ihr Mann verärgert. »Tag für Tag, bis er aufgibt - oder herausfindet, wer es war.«
    »Warum hast du ›bis er aufgibt‹ zuerst gesagt? Glaubst du nicht, daß er den Fall aufklärt?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Basil?«
    »Was ist?«
    »Was machen wir… falls nicht?«
    Er klang resigniert. »Nichts. Was sollten wir schon tun.«
    »Ich glaube kaum, daß ich mich für den Rest meines Lebens mit Ungewißheit begnügen könnte.«
    Er hob andeutungsweise die Schultern. »Dir wird nichts anderes übrigbleiben, meine Liebe. Es gibt keine Alternative. Viele Mordfälle bleiben ungelöst. Alles, was wir tun können, ist, sie nicht zu vergessen, um sie zu trauern und unser Leben so gut es geht wie gewohnt weiterzuführen.«
    »Stellst du dich absichtlich taub, Basil?« Ihre Stimme schwankte lediglich beim letzten Wort.
    »Ich habe jedes einzelne deiner Worte gehört, Beatrice - und darauf geantwortet«, sagte er aufgebracht. Die ganze Zeit über blickten beide starr geradeaus, als würde ihre gesamte Aufmerksamkeit dem Begräbnis gelten. Ihnen gegenüber sackte Fenella mit all ihrem Gewicht gegen Septimus. Er richtete sie automatisch wieder auf, wobei er mit seinen Gedanken offenkundig woanders war. Der Niedergeschlagenheit nach zu urteilen, die sich nicht nur in seinen Zügen, sondern in seiner ganzen Haltung spiegelte, dachte er an Octavia.
    »Es war kein Einbrecher«, beharrte Beatrice mit verhaltenem Zorn. »Wir werden jeden Tag auf der Lauer liegen, gegenseitig in unseren Gesichtern forschen, auf einen bestimmten Tonfall, eine doppeldeutige Bemerkung horchen und uns fragen, ob es wohl diese Person war, oder ob sie weiß, wer sonst.«
    »Du bist ja hysterisch«, versetzte Basil erstaunlich scharf, obwohl er sehr leise sprach. »Wenn es dir hilft, die Beherrschung wiederzufinden, entlasse ich eben das gesamte Personal und stelle neues ein. Und jetzt konzentriere dich um Himmels willen auf die Zeremonie!«
    »Das Personal entlassen.« Die Worte blieben ihr beinah im Halse stecken. »Großer Gott, Basil! Was sollte das bringen?« Basils Körper versteifte sich unter dem feinen, schwarzen Wollstoff. Er stand kerzengerade, mit angespannten Schultern da.
    »Heißt das, du glaubst, es war jemand von uns?« sagte er schließlich mit flacher Stimme.
    Sie hob den Kopf eine Spur höher. »Stimmt das denn nicht?«
    »Weißt du etwas, Beatrice?«
    »Nur was wir alle wissen - und was mir mein gesunder Menschenverstand sagt.« Sie drehte den Kopf unbewußt ein wenig in Myles Kellards Richtung, der am anderen Ende der Krypta stand.
    Araminta neben ihm erwiderte den Blick ihrer Mutter. Sie konnte unmöglich etwas von dem mitbekommen haben, was zwischen ihren Eltern vorgegangen war, aber ihre Hände verkrallten sich in dem kleinen Taschentuch, das sie vor den Leib gepreßt hielt, und rissen es entzwei.
    Dann war die Bestattung vorbei. Der Pfarrer sprach das letzte Amen, die Trauergemeinde brach auf. Cyprian dicht neben seiner Frau, Araminta mit gut einem Meter Abstand zwischen sich und ihrem Mann, Septimus in militärisch steifer, aufrechter Haltung, Fenella etwas wacklig auf den Beinen und schließlich Sir Basil und Lady Moidore, einträchtig nebeneinander.
    Monk schaute ihnen mit einer Mischung aus Grimm und Mitleid nach; er wurde in zunehmendem Maße von dunklen Ahnungen befallen.

4
    »Soll ich weiter nach dem Schmuck suchen?« fragte Evan mit zweifelnder Miene. Offenbar glaubte er nicht, daß es irgendeinen Sinn hatte.
    Monk war ganz seiner Meinung. Der Schmuck war höchstwahrscheinlich weggeworfen oder vernichtet worden. Was immer das Motiv für den Mord an Octavia Haslett gewesen sein mochte, Raub war es bestimmt nicht. Kein noch so gieriger Dienstbote wäre dermaßen dumm gewesen, ausgerechnet dann in ihr Zimmer zu schleichen, wenn sie auf jeden Fall dort sein mußte, wo sich doch den ganzen Tag über genug Gelegenheiten boten, in ihrem Zimmer ungestört zu sein.
    »Nein«, sagte er entschieden. »Verwenden Sie die Zeit besser zur Vernehmung des Personals.« Er zeigte lächelnd die Zähne, worauf Evan mit

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