Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
hatte sie auch die strikte Anweisung ihres Schwiegervaters im Kopf, die Polizei nach Kräften zu unterstützen. Monk hatte Basil Moidore zwar nichts Derartiges sagen hören, aber es war deutlich aus seinem Verhalten hervorgegangen.
    »Guten Morgen, Mr. Monk«, sagte Romola kühl. Sie maß ihn mit einem Blick, als wäre er ein streunender Köter, der sich zu dicht in ihre Nähe gewagt hatte und gleich einen Stoß mit dem niedlichen Schirmchen bekommen würde, das sie fest in der rechten Hand hielt.
    »Guten Morgen, Mrs. Moidore«, erwiderte Monk gelassen und neigte höflich den Kopf.
    »Ich wüßte nicht, wie ich Ihnen helfen könnte.« Sie vermied es, das Thema direkt anzusprechen, als würde er dann weggehen. »Ich habe nicht die leiseste Vorstellung, was passiert sein kann. Ich habe immer noch den Verdacht, daß Sie einen Fehler gemacht haben oder in die Irre geführt worden sind.«
    »Hatten Sie Ihre Schwägerin gern, Mrs. Moidore?« fragte er im Plauderton.
    Sie gab sich alle Mühe, ihn unverwandt anzusehen, beschloß dann aber, genausogut weitergehen zu können, da er offenbar keineswegs die Absicht hatte, ihrem Blick auszuweichen. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, mit einem Polizisten umherzuspazieren, als wäre er ein guter Bekannter aus ihren Gesellschaftskreisen, was sich deutlich in ihrem Gesichtsausdruck niederschlug. Insgeheim mußte sie allerdings zugeben, daß niemand seinen untergeordneten Rang bemerkt hätte; seine Kleidung war fast ebensogut geschnitten und modern wie ihre, sein Gehabe mindestens so selbstsicher.
    »Natürlich hatte ich sie gern«, sagte sie heftig. »Wenn ich auch nur das Geringste wüßte, würde ich ihren Mörder nicht eine Sekunde lang schützen. Ich weiß einfach nichts.«
    »Ich zweifle weder an Ihrer Ehrlichkeit noch an Ihrer Empörung, Ma'am«, erwiderte Monk, obwohl das nicht ganz stimmte. Bis jetzt traute er niemandem. »Ich dachte bloß, wenn Sie sie gern hatten, kannten Sie sie bestimmt recht gut. Was für ein Mensch war sie?«
    Das überraschte Romola nun doch. Es war keineswegs die Frage, die sie erwartet hatte.
    »Ich - also ich - was soll ich Ihnen dazu sagen?« protestierte sie. »Wirklich, das ist eine richtig unfaire Frage. Die arme Octavia ist tot! Es gehört sich nicht, anders als lobend von den Toten zu sprechen, vor allem, wenn sie auf so schreckliche Art gestorben sind.«
    »Ihr Taktgefühl ist sehr lobenswert, Mrs. Moidore«, gab Monk zurück, während er die aufsteigende Ungeduld niederkämpfte und seinen Schritt dem ihren anpaßte. »Ich glaube allerdings, daß ihr die Wahrheit mehr nützen würde, egal wie geschmacklos sie ist. Und da wir zu dem unausweichlichen Schluß gekommen sind, daß sich der Täter nach wie vor in Ihrem Haus aufhält, kann man Ihnen durchaus vergeben, wenn Sie Ihre eigene Sicherheit und die Ihrer Kinder an vorderste Stelle setzen.«
    Das hatte ungefähr denselben Effekt, als ob sie gegen einen der Bäume am Wegesrand gelaufen wäre. Sie atmete scharf ein und hätte beinah losgeschrien, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an die anderen Spaziergänger und biß sich statt dessen auf die Knöchel.
    »Was für ein Mensch war Mrs. Haslett?« fragte Monk noch einmal.
    Mit bleichem Gesicht nahm sie ihren langsamen Schritt wieder auf, wobei ihr Rock geräuschvoll über den Kies fegte.
    »Sie war sehr emotional, sehr impulsiv«, sagte sie, ohne lange nachzudenken. »Als sie sich in Harry Haslett verliebte, war die Familie dagegen, aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Sie weigerte sich einfach, irgendeinen anderen Mann in Betracht zu ziehen. Ich habe mich immer darüber gewundert, warum Sir Basil schließlich doch seine Zustimmung gab, aber vermutlich war er eine ausgezeichnete Partie; außerdem begrüßte Lady Moidore die Verbindung. Er stammte aus erstklassiger Familie, seine Zukunftsaussichten waren gut…« Sie zuckte mit den Achseln. »Ein wenig fern vielleicht noch, aber Octavia war schließlich die jüngste Tochter. Sie konnte noch warten.«
    »Hatte er einen schlechten Ruf?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Warum war Sir Basil anfangs dann so gegen die Heirat? Wenn er aus einer guten Familie kam und vielversprechende Aussichten hatte, war doch nichts an ihm auszusetzen, oder?«
    »Ich nehme an, das hatte persönliche Gründe. Ich weiß, daß Sir Basil auf derselben Schule war wie sein Vater und ihn nicht besonders mochte. Harrys Vater war ein oder zwei Jahre älter und sehr erfolgreich.« Sie zuckte wieder leicht mit den

Weitere Kostenlose Bücher