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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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im geringsten«, grinste Hester reumütig zurück. »Aber Sie können genausogut sich selbst einen Gefallen tun, nicht der Köchin.«
    »Na, jedenfalls keine Eiercreme und keinen Reisauflauf!« sagte Beatrice angewidert. »Das erinnert mich immer an die Zeit im Kinderzimmer. Es ist, als ob man plötzlich wieder klein wäre.«
    Hester war soeben mit einem Tablett zurückgekehrt, auf dem Beatrice zu ihrer Freude kaltes Hammelfleisch, frische Gewürzgurken, Brot und Butter sowie ein großes Stück Obstkuchen mit Sahne entdeckte, als es energisch an die Tür klopfte. Sir Basil marschierte an Hester vorbei, als ob sie gar nicht da wäre, ließ sich auf einem der Ankleidestühle in der Nähe des Bettes nieder und schlug lässig die Beine übereinander.
    Hester wußte nicht, ob sie bleiben oder gehen sollte. Sie hatte hier nicht mehr viel zu tun, brannte aber darauf, mehr über das Verhältnis zwischen Beatrice und ihrem Mann zu erfahren. Was mochte das für eine Beziehung sein, die der Frau ein solches Gefühl der Isolation vermittelte, daß sie sich lieber in ihrem Zimmer verkroch, als zu ihm zu laufen, damit er die Sache mit ihr zusammen durchstehen konnte? Die Wurzeln der Tragödie mußten innerhalb der Familie, im emotionalen Bereich liegen. Verletzte Gefühle, Liebe, Haß und vielleicht Eifersucht schienen eine große Rolle zu spielen, alles Dinge, die ins Fach einer Frau fielen. Wäre es nicht eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre Erfahrung und ihre Kraft zum Einsatz zu bringen?
    Beatrice saß gegen Kissen gestützt aufrecht im Bett und verspeiste mit sichtlichem Vergnügen den kalten Braten.
    Basil hingegen betrachtete das Fleisch mit unverhohlener Mißbilligung. »Ist das für eine Bettlägerige nicht etwas zu schwer? Komm, meine Liebe, ich lasse dir etwas anderes bringen…« Ohne ihre Antwort abzuwarten, streckte er eine Hand nach dem Klingelzug aus.
    »Es schmeckt mir«, gab Beatrice leicht gereizt zurück.
    »Meine Verdauung ist vollkommen in Ordnung. Außerdem ist es nicht Mrs. Bodens Schuld, Hester hat es mir freundlicherweise gebracht. Mrs. Boden hätte mir vermutlich noch mehr von diesem gräßlichen Reisauflauf hochgeschickt.«
    »Hester?« Basil legte die Stirn in Falten. »Ach ja - die Schwester.« Er redete, als ob sie gar nicht vorhanden wäre und ihn infolgedessen nicht hören könnte. »Nun, du wirst schon wissen, was du tust.«
    »Allerdings.« Beatrice nahm noch ein paar Bissen, ehe sie weitersprach. »Ich nehme an, Mr. Monk hat die Untersuchungen hier noch nicht abgeschlossen?«
    »Nein, er scheint wenig Fortschritte zu machen. Mir ist nicht aufgefallen, daß er überhaupt etwas erreicht hat. Er vernimmt immer noch das Personal. Wir können von Glück reden, wenn die Leute nicht kündigen, wenn das alles vorbei ist.« Er stützte die Ellbogen auf die Stuhllehnen und legte die Fingerspitzen aneinander. »Mir ist schleierhaft, wie er zu einem Ergebnis kommen will. Vielleicht mußt du dich darauf einstellen, meine Liebe, daß wir nie wissen werden, wer Tavie ermordet hat.« Er beobachtete sie und sah die plötzliche Anspannung in ihrem Gesicht, registrierte, wie sich ihre Schultern versteiften und die Knöchel der Hand, mit der sie das Messer hielt, weiß hervortraten. »Natürlich habe ich mir meine Gedanken gemacht«, fuhr er fort. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß es eine der weiblichen Hausangestellten war…«
    »Warum nicht, Basil? Eine Frau ist durchaus in der Lage, jemand zu erstechen, dazu gehört nicht viel Kraft. Außerdem hätte Octavia eine Frau vermutlich eher mitten in der Nacht in ihr Zimmer gelassen als einen Mann.«
    Ein verärgerter Ausdruck glitt über sein Gesicht. »Wirklich, Beatrice, meinst du nicht, es wird langsam Zeit, ein paar Tatsachen über Octavia zu akzeptieren? Sie war seit fast zwei Jahren verwitwet - eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens!«
    »Also hatte sie eine Affäre mit dem Lakai!« stieß Beatrice zornig aus; ihre Stimme triefte vor Spott. »Das denkst du von deiner Tochter, Basil? Wenn jemand in diesem Haus es nötig hat, sich mit einem Dienstboten zu vergnügen, dann wohl eher Fenella! Obwohl ich bezweifle, daß sie je eine Leidenschaft entfesseln könnte, die in Mord gipfelt - es sei denn, sie ist das Opfer. Außerdem würde sie nie im letzten Moment ihre Meinung ändern und sich verweigern. Ich bezweifle sogar, daß Fenella sich jemals irgendwem verweigert hat.« Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer angewiderten, verständnislosen Grimasse.
    In

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