Gefaehrliche Ueberraschung
Midtown-Tunnels ein.«
»Am Manhattan-Ausgang des Midtown-Tunnels«, wiederholte Regan und sah ihre Mutter an.
»Wie in meiner Kurzgeschichte«, ächzte Nora.
»Ich habe meine Mutter gerade aus dem Krankenhaus geholt«, wandte Regan hastig ein. »Ich bin in New Jersey. Bis halb sechs werde ich es kaum schaffen.«
»Mehr Zeit kann ich Ihnen nicht einräumen.«
Austin legte eine Hand auf Regans Arm und zeigte mit der anderen auf sich. »Lassen Sie mich fahren«, flüsterte er.
Regan nickte. »Bei diesem Wetter bin ich vermutlich eine lausige Fahrerin und baue womöglich noch einen Unfall«, sagte sie schnell in ihr Handy. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn der Geschäftspartner meines Vaters – Austin Grady – das Lösegeld überbringt? Er wird mit dem BMW fahren und mein Handy mitnehmen.«
Schweigen. Dann: »Also gut. Aber keine Tricks, wenn Ihnen das Leben Ihres Vaters und das von Rosita lieb ist. Los, rufen Sie Miss Regan jetzt etwas zu…«
Regan hörte kurz Lukes und Rositas Stimmen im Hintergrund. Wir kommen euch näher, hätte sie ihnen am liebsten zu-gerufen. Die Verbindung brach ab.
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Sie rief Fred an.
»Ich fahre nach Edgewater«, sagte er.
»Und Alvirah und ich begeben uns nach Fort Lee.«
»Kann ich die Jungen bei Ihrer Mutter absetzen?«
Regan zögerte. »Aber werden sie sich nicht wundern…«
»Ich sage den beiden, dass Rosita gemeinsam mit Ihrem Vater etwas zu erledigen hat. Spätestens morgen werden sie die Wahr-heit ohnehin erfahren müssen.«
Regan erklärte Fred Torres den Weg zum Haus. »Geben Sie mir Ihre Handynummer und schreiben Sie sich die meiner Mutter auf, denn darüber bin ich zu erreichen. Austin nimmt mein Handy zur Geldübergabe mit.«
»Wir bleiben in Kontakt«, versicherte Fred. »Sehen Sie sich vor.«
iemlich mieses Wetter draußen«, sagte C. B. zu Luke, Znachdem er das Handy ausgeschaltet hatte. »Ihre Tochter traut sich offenbar nicht hinter das Steuer und schickt an ihrer Stelle einen gewissen Grady.«
Regan ist eine blendende Fahrerin, dachte Luke. Bei jedem Wetter. Ist etwas mit Nora? Was könnte sonst der Grund sein?
Die Art und Weise, in der sich C. B. in der Kabine umblickte, hatte etwas Endgültiges. Er zog die Schlüssel für ihre Fesseln hervor und legte sie außerhalb ihrer Reichweite auf den Herd.
»Wenn wir das Geld haben, können Sie nach Hause. Sobald wir in Sicherheit sind, teilen wir mit, wo man Sie finden kann.«
»Falls Sie vorhaben, uns umzubringen, sollten Sie das besser bald tun«, sagte Luke und deutete auf den Fußboden. Draußen 176
heulte der Wind, das Boot schaukelte heftiger als zuvor, Eisschollen wurden immer häufiger gegen den Rumpf gedrückt.
Der Boden der Kabine war inzwischen ganz von Wasser über-zogen.
»Wir rufen vom Flughafen aus an. Gleich nach der Landung.«
»Das ist zu spät«, protestierte Rosita. »Vielleicht kommen Sie heute gar nicht mehr weg.«
»Sie müssen eben beten, dass die Maschine startet«, entgegnete C. B. Gleich darauf fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
ehn Minuten vor fünf parkten Regan und Alvirah vor dem ZHochhaus, in dem C. B. wohnte. »Na, dann…«, murmelte Regan, als sie ausstiegen.
Nachdem der Portier in C. B.s Apartment angerufen hatte, schüttelte er den Kopf. »Er scheint ausgegangen zu sein.«
»Sein Onkel ist vor wenigen Tagen gestorben«, bemerkte Regan.
»Davon hab ich gehört.«
»Mein Vater hat mit Mister Dingle etwas Dringendes zu klä-
ren. Ihm gehört das Bestattungsinstitut, das die Trauerfeier für seinen Onkel durchführte. Kann man vielleicht irgendwo in Erfahrung bringen, wann er zurückkommt?«
»Soweit ich weiß, putzt die Frau des Hausmeisters bei Mister Dingle. Ich könnte sie anrufen«, bot der Portier an. »Mehr fällt mir nicht ein.«
»Vielen Dank«, sagte Regan. »Sehr freundlich von Ihnen.«
Sie und Alvirah tauschten Blicke.
»Kein Problem. Ich helfe gern.« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Schließlich ist Weihnachten.«
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Eine Minute später legte er den Telefonhörer wieder auf.
»Dolores erwartet Sie. Sie wohnt in 2B.«
Das Apartment verströmte festliche Atmosphäre. Die Kerzen am Baum brannten, aus dem CD-Player kamen Weihnachtslieder und der Duft nach Brathähnchen hing in der Luft.
»Wir möchten Sie wirklich nicht lange aufhalten«, versicherte Regan schnell, »aber wir müssen unbedingt mit Mister Dingle sprechen.«
Die Frau verzog mitleidig ihr Gesicht. »Der arme Mann. Er will verreisen, um auf andere Gedanken zu kommen,
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