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Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)

Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)

Titel: Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katelyn Faith
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nicht gewesen wärst, Emma, hätte ich deinen Vater nie geheiratet. Wenn ich dich nicht bekommen hätte, hätte ich eine Ausbildung machen können und wäre jetzt selbstständig. Wenn ich nicht schwanger geworden wäre, säße ich jetzt nicht in Elephant and Castle, verheiratet mit einem erfolglosen Docker der kaum genug Geld verdient, um uns zu ernähren.
    Ich war eine schöne junge Frau, Emma. Wenn ich nicht so früh schwanger geworden wäre, hätte ich einen guten Mann abbekommen. Einen reichen, attraktiven Mann. Ich müsste jetzt nicht mit deinem Vater, dem gefühllosen Verlierer, in dieser schäbigen Wohnung sitzen und meine Haare selbst schneiden. Ich müsste unsere Kleidung nicht auf dem Flohmarkt kaufen und mich nicht dafür schämen. Ich müsste mich nicht sorgen, dass aus meinem Kind trotz allem etwas wird und sie nicht auf die schiefe Bahn gerät in dieser Gesellschaft. Ich hätte ein schönes Leben haben können, Emma, wenn ich dich nicht gekriegt hätte. Wenn ich nur aufgepasst hätte.
    Ich weine immer noch, kann nicht mehr schlafen. Draußen hupt ein Auto, zwei Etagen unter uns streitet auch jemand, am offenen Fenster. Das hysterische Schreien einer Frau vermischt sich mit dem Gekeife meiner Mutter, ab und zu unterbrochen durch das Brüllen meines Vaters.
    Ich will hier weg. Ich muss hier weg, aber ich kann nicht. Ich muss aufpassen, dass nichts Schlimmes passiert, dass sie sich nicht gegenseitig umbringen, dass keiner den anderen aus dem Fenster schubst oder mit dem Fleischmesser ersticht. Ich bin verantwortlich, schließlich ist es meine Schuld.
    Es wird ruhiger in der Küche, ich atme tief ein und versuche, mein rasendes Herz zu beruhigen. Dann summe ich ein Lied, ein Schlaflied.
    Hush-a-bye, don’t you cry,
    Go to sleepy, little baby.
    When you wake, you’ll have cake,
    And all the pretty little horses.
    Niemand außer Granny hat mir jemals ein Schlaflied gesungen. Ich höre ihre Stimme in meinem Kopf, während ich das Lied summe. Ihre alte, brüchige Stimme, die immer so gezittert hat. Ich weiß nicht genau, wie alt sie war, als sie starb, aber sie kam mir uralt vor. Mit dieser Pergamenthaut, so zerknittert wie eine zusammengeknüllte Serviette. Mit den wässrigblauen Augen, die nie ihren Glanz verloren haben und in denen ich immer sehen konnte, dass sie einmal eine glückliche, junge Frau gewesen ist.
    Ein dumpfes Geräusch reißt mich aus der Erinnerung, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei. Das war mein Vater.
    „Verfluchte Scheiße! Steh auf! Steh wieder auf, Erica!“
    Mein Blut rast durch die Adern und ich setze mich im Bett auf. Durchs Fenster dringt das Licht der Straßenlaternen. Es ist niemals ganz dunkel hier.
    In der Küche steht mein Vater in einer Blutlache. Ich schreie. Und schreie. Bis er mich schüttelt.
    „Hör auf damit, Emma. Hör sofort auf zu brüllen, verfickter Mist! Ruf einen Krankenwagen!“
    „Was hast du getan?“
    Ich zittere am ganzen Körper und bin eiskalt. Meine Mutter liegt auf den harten Fliesen, und aus ihrem Kopf fließt Blut. Eine Menge Blut. Sie ist tot! Er hat sie ermordet, umgebracht!
    „Ruf. Einen. Krankenwagen.“
    Er hilft ihr nicht. Er steht einfach nur da, riecht nach billigem Bourbon und Schweiß und rührt sich nicht. Warum hilft er ihr nicht? Ist sie tot?
    „Mum“, sage ich und knie mich neben sie. Im Hintergrund höre ich seine Schritte, irgendwo draußen heult eine Polizeisirene. Er murmelt etwas ins Telefon, dann schellt es an der Tür. Jemand kommt und fragt, was bei uns los ist, aber ich verstehe nichts. Meine Mutter. Sie öffnet die Augen nicht, ich kann nicht sehen, ob sie noch atmet. Er hat sie geschlagen oder geschubst, oder beides. Sie ist tot. Ich bin mir sicher, dass sie tot ist.
    „Großer Gott, bitte lass das nicht wahr sein“, bete ich stumm, dann schiebt mich jemand zur Seite und ein Mensch in einem weißen Kittel beugt sich über sie.
    „Schwerste Kopfverletzung, sofortiger Transport ins St Thomas“, höre ich, dann werde ich wieder durch die Gegend geschoben wie ein Möbelstück. Mein Vater ist verschwunden, ich bleibe allein zurück und sinke heulend auf den Küchenboden, mitten in die Blutlache ...
    Ich wache schweißgebadet auf und brauche ein paar Minuten, um mich zu orientieren. Alles ist gut. Ich bin in meinem Zimmer, in meinem Bett in Camden, nebenan schläft Sylvia und meine Mutter ist weit weg. Es war der erste Traum dieser Art seit Jahren, und ich zittere immer noch am ganzen Körper. Mein Nachthemd ist

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