Gefaehrliche Verstrickung
das Kollier hinein.
»Er wird es sich zurückholen.« Sorgfältig wickelte sie die Perle und den Diamanten darin ein. Ihre Augen hatten denselben leidenschaftlichen Glanz wie das Kollier. »Und das weißt du auch.«
»Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass das Leben mit dir nie langweilig sein wird.«
Ein letztes Mal leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe durch den Raum. Dabei fielen ihr einige in die Mauer geritzte Schriftzeichen ins Auge. Sie ging darauf zu, um sie genauer zu betrachten. Obgleich schon sehr alt, waren die Schriftzeichen noch gut leserlich. Möglicherweise hatte man sie einst mit einem Diamanten in die Mauer geritzt.
»Was steht da?«
»Die Zeilen stammen von Berina. Sie schrieb: >Ich sterbe für die Liebe, nicht der Schande wegen. Allahu Akbar.<« Adrianne griff nach Philips Hand und drückte sie. »Vielleicht kann auch sie jetzt endlich in Frieden ruhen.«
26. Kapitel
Der Abschied fiel ihr unendlich schwer. Adrianne fuhr fort, ihre Koffer zu packen, während Yasmin durch ihr Zimmer schlenderte, hier an einem Fläschchen Parfüm roch, dort abgefallene Blütenblätter einer verwelkten Blume zwischen ihren Fingern zwirbelte. Breite Sonnenstrahlen, die sich durch die vergitterten Fenster schoben, brachen sich glitzernd an Yasmins goldenen Armreifen, ihren Ringen und den großen Kreolenringen, die sie an den Ohren trug. Adrianne wünschte, es wäre die Sonne, weshalb ihre Augen brannten und sich mit Tränen füllten. Auch damals, vor langen Jahren, war es schmerzlich gewesen, Jaquir zu verlassen, aber sie hatte es überwunden.
Diesmal nahm sie das Kollier mit, ließ aber gleichzeitig mehr zurück, als sie je für möglich gehalten hätte.
»Du könntest doch noch einen Tag länger bleiben«, meinte Yasmin, als sie zusah, wie Adrianne einen langen Rock zusammenfaltete und in den Koffer legte. Es schien ihr ungerecht, dass sie eine so schöne und faszinierende Schwester bekommen hatte, um sie nach wenigen Tagen schon wieder zu verlieren. Ihre anderen Schwestern langweilten sie, wenn auch nur aus dem einfachen Grund, weil sie sie schon ihr Leben lang kannte.
»Es tut mir leid, aber ich kann nicht.« Der Abschied wäre ihr gewiß leichter gefallen, wenn sie nicht ganz plötzlich erfahren hätte, wie einfach es war zu lieben. Sie verstaute ein Kästchen, in dem ein breiter, gehämmerter Goldreifen lag, ein Geschenk Rahmans. Er wollte Ingenieur werden - zum Ruhme Allahs. War es Zufall oder Bestimmung, dass er denselben Zukunftswunsch hegte wie sie damals? Adrianne nahm das Kästchen wieder aus dem Koffer und legte den Armreifen an. Den Panther mit den feurigen Edelsteinaugen befestigte sie am Revers ihrer Kostümjacke. »Philip muss sich wieder um seine Geschäfte kümmern. Er ist ohnehin schon zu lange fortgeblieben.« Und sie ebenfalls, dachte sie mit einem Seufzer das Bedauerns. Dann klappte sie den Koffer zu. Am liebsten würde sie den Koffer samt den langen Röcken und hochgeschlossenen Blusen aus dem Flugzeugfenster ins Meer werden. »Wenn du einmal nach Amerika reisen darfst, wirst du bei mir wohnen.«
»Und den Ort sehen, von dem du mir erzählt hast - Radio City?«
Adrianne muss te lachen, obwohl sie gerade die abaaya anlegte. »Ja, und noch vieles mehr.« »Bloomerdale's.«
»Bloommgdale's«, korrigierte Adrianne ihre kleine Schwester und steckte ihr Haar unter das Kopftuch.
»Ist dieses Kaufhaus wirklich größer als der Suk?«
Es war nicht schwer zu erraten, wofür Yasmins Herz schlug. »Dort gibt es alle Kleider, die du dir nur vorstellen kannst, und alles unter einem Dach. Und natürlich Theken mit allen erdenklichen Parfüms und Cremes.«
»Und ich kann kaufen, was immer ich möchte, mit dieser Plastikkarte?«
Mit einem amüsierten Kopfnicken hob Adrianne den Schleier auf. »Die Verkäuferinnen werden dich dafür lieben.« Eines Tages würde es dazu kommen. Der Glaube daran tat ihr gut.
»Ich möchte so gerne nach Amerika reisen und all diese Dinge sehen, die Untergrundbahn und den Trump Tower.«
»Die Trumps werden ebenfalls sehr erfreut sein, deine Bekanntschaft zu machen.«
»Es ist schön, daran denken zu können, während du so weit fort bist. Aber du kommst doch wieder einmal nach Jaquir.«
Sie hätte sie anlügen können. Gut zu lügen, das hatte sie gelernt. Sie drehte sich um und sah ihre Schwester an, die inmitten eines großen Kissenberges auf einem Sofa saß.
»Nein, Yasmin, ich komme nicht wieder nach Jaquir.«
»Erlaubt es dein Gemahl nicht?«
»Doch,
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