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Gefaehrliche Verstrickung

Gefaehrliche Verstrickung

Titel: Gefaehrliche Verstrickung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Philip hätte nichts dagegen, wenn ich es wollte.«
    Yasmin schob die Kissen beiseite. »Du möchtest mich also nicht wiedersehen?«
    Müde und traurig setzte sich Adrianne neben Yasmin und zog sie dicht zu sich heran. »Als ich nach Jaquir kam, kännte ich dich gar nicht, und Rahman auch nicht; und Fahid hatte ich nur als kleinen Jungen in Erinnerung. Ich dachte, es würde mir nichts ausmachen, nur so kurze Zeit zu bleiben. Nun aber bricht mir schier das Herz, euch verlassen zu müssen.«
    »Warum bleibst du dann nicht noch ein wenig? Ich habe gehört, Amerika ist ein schreckliches Land, mit ungläubigen Männern und Frauen, die keine Ehre besitzen.« Bloomingdale's und Radio City erwähnte sie klugerweise nicht. »Besser, du bliebest hier, wo mein Vater weise und großherzig regiert.«
    Möge er dich immer beschützen, dachte Adrianne. »In Amerika ist es nicht schlimmer und bestimmt auch nicht besser als anderswo. Die Menschen dort sind wie die Menschen überall auf der Welt. Es gibt dort gute und es gibt auch schlechte. Aber Amerika ist meine Heimat, so wie Jaquir die deine ist. Mein Herz gehört dorthin, aber ich lasse dir ein Stückchen meiner Heimat hier.« Sie zog einen Ring vom Finger, mit einem einfachen, eckig geschliffenen Aquamarin in einer schlichten Goldfassung. »Dieser Ring gehörte der Mutter meiner Mutter. Den möchte ich dir gerne schenken, als Andenken an mich.«
    Yasmin hielt den Ring so, dass Licht auf den Stein fiel. Ihr geschultes Auge stellte rasch fest, dass er nicht sehr wertvoll war. Aber sie fand ihn hübsch und war schon Frau genug, um sentimental zu sein. Ganz spontan nahm sie ihre goldenen Ohrringe ab. »Und die sollen dich an mich erinnern. Wirst du mir schreiben?«
    »Ja, gewiß.« Die Briefe wurden sicherlich kontrolliert, aber sie zählte da auf ihre Großmutter, die Yasmin die Post bestimmt auf die eine oder andere Weise würde zukommen lassen. Zu Yasmins Freude nahm Adrianne ihre Perlenohrringe ab und steckte sich die goldenen Kreolenringe an. »Eines Tages werde ich dir all die Plätze auch zeigen, aber zunächst werde ich dir viel schreiben.«
    Yasmin ließ sich umarmen. Sie war immer noch ein Kind, und »eines Tages« war für sie ein Zeitbegriff, der in ebenso greifbarer Nähe lag wie »nächste Woche«. »Du hast recht gehabt mit dem Kleid«, sagte sie. »Darin habe ich wirklich ganz besonders ausgesehen.«
    Adrianne drückte sie noch einmal. Sie fragte sich, ob Yasmins Leben ihr wohl weiterhin keine größeren Probleme bescheren würde als die Qual der Wahl eines passenden Kleides. Sehr wahrscheinlich würde sie Yasmin nicht wiedersehen, bevor diese eine erwachsene Frau mit eigenen Söhnen und Töchtern war. »Ich werde nie vergessen, wie hübsch du darin ausgesehen hast. Komm mit, ich muss Jiddah auf Wiedersehen sagen.«
    Sie wollte nicht weinen, wollte das bittere Gefühl des Abschieds und des Verlusts verdrängen, das sich wie eine Schlinge um ihre Kehle legte. Doch als sie ihrer Großmutter zu Füßen kniete, kamen die Tränen. Dies war ein Abschnitt ihrer Kindheit, den sie für kurze Zeit noch einmal erleben durfte und der schon morgen unwiederbringlich hinter ihr liegen würde.
    »Eine junge Braut sollte nicht weinen.«
    »Ich werde dich schrecklich vermissen, Großmutter, aber ich werde dich nie vergessen.«
    Jiddah vergrub ihre Finger in Adriannes Handflächen und küßte sie auf beide Wangen. Sie kannte ihren Sohn so gut wie sich selbst. Sein Herz würde sich niemals so weit öffnen, um Adrianne aufzunehmen. »Ich liebe dich wie alle Kinder meiner Kinder. Wir werden uns wiedersehen. Nicht in diesem Leben, aber in einem anderen.«
    »Wenn ich einmal Kinder habe, werde ich ihnen all die Geschichten erzählen, die du mir erzählt hast.«
    »Du wirst Kinder haben. Inshallah. Geh nun zu deinem Mann.«
    Es gab noch etliche Verabschiedungen, bevor sie schließlich durch die kleine Tür des Gartens trat. Mehr als eine der Frauen beneidete sie um die Freiheit, von hier weggehen zu dürfen. Und mehr als eine Frau bedauerte sie, weil sie die schützenden Mauern des Harems verlassen muss te. Sie küßte Leiha, dann Sara. Beide trugen Leben in sich, das sie an Jaquir band. Sie würde weder sie wiedersehen noch die Kinder, die sie unter dem Herzen trugen. Als Adrianne ihnen den Rücken zuwandte, fragte sie sich, ob sie jemals wieder so ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl erleben würde.
    Dann lag der Harem mit all seinen Gerüchen und Symbolen hinter ihr. Das lustige

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