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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Priesterloch, das ihre Rückkehr erwartete.
    Ihre eigene fensterlose Hölle. Würden die Gespenster, die den Raum seit ihrer Jugend bevölkerten, auch jetzt noch dort lauern? Oder würde sie erkennen, wie kümmerlich diese Albträume verglichen mit echten Albträumen waren?
    Natürlich hatte Glynis die angrenzenden Zimmer bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet. Selbst die Adam -Decken, die so elegant gewirkt hatten, waren bemalt worden, um einem ägyptischen Himmel zu gleichen. Kate blickte finster hinauf. Hätte ihr Bruder nicht zumindest jemanden heiraten können, der ein Fünkchen Geschmack besaß?
    Wenigstens war die Bibliothek unverändert geblieben: vier Wände, an denen Regale voller Bücher standen, die niemand je las. Kate verharrte an der Tür. Ihre Kerze hielt die Dunkelheit ab, die sie umgab. Der Geruch von Leder, Papier und Klebstoff, den sie zugleich geliebt und gehasst hatte, schlug ihr entgegen. Ihre Buße und ihre Rettung. Wenn sie genau hinsah, hätte sie schwören können, das adrette kleine Mädchen zu sehen, das in einer schummrigen Ecke über ein Buch gebeugt hockte und dessen Vorrat an halb abgebrannten Kerzen noch immer hinter der Abteilung mit den Reiseberichten versteckt war.
    Kate holte tief Luft, um sich zu sammeln, orientierte sich, und ehe der Mut sie verließ, ging sie zur Rollleiter, zog sie an das entsprechende Regal und betete, dass eine Ausgabe des Buches noch immer hinter dem Epikur verborgen war. Sie stellte ihre Kerze ab und kletterte die Leiter hinauf.
    Der Epikur stand noch immer an der Stelle, an die sie sich erinnerte – auf dem zweiten Regal von oben, in der Mitte der Regalwand. Doch der Platz hinter dem Buch war leer. Onkel Hilliard hatte das Büchlein offensichtlich mitgenommen, als er gegangen war.
    Tja, dachte sie und lehnte ihren Kopf an die Leiter. Nun würde sie nachsehen müssen, ob die Ausgabe, die sie versteckt hatte, noch immer im Priesterloch war.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis sie die versteckte Tür gefunden hatte. Ihr Herz raste. Wie suchte man nach der Hölle?
    Und dann, klick, teilte sich die Wand. Ein Nebel aus Staub und Feuchtigkeit wehte ihr entgegen. Ihr drehte sich der Magen um. Gott, wie sie diesen Geruch hasste. Sie betete, dass ihr nicht übel wurde, zog die Tür auf und bückte sich, um hindurchzugehen. Die Flamme ihrer Kerze zuckte wild. Der Lichtschein leckte an der Wand entlang – wie eine träge blasse Schlange, die über unebene Steine glitt. Kate wischte sich Schweißperlen von der Stirn und hielt die Luft an. Es war besser, als zehn Jahre Moder und Erinnerungen einzuatmen.
    Sie stellte die Kerze ab und fuhr mit den Händen über die kalten Steine, bis sich einer der Steine vertraut anfühlte. Sie zog daran. Ein kratzendes Geräusch erklang, und der Stein bewegte sich. Ihr armes Herz hämmerte in ihrer Brust. Das alles kam ihr so vertraut vor und löste eine Flut von Erinnerungen aus.
    Endlich ließ sich der Stein herausnehmen. Und dort, hinter dem Stein versteckt, war eine Blechbüchse mit Kerzenstummeln und einem Feuerstein und daneben lag ein kleiner Stapel Bücher. Tom Jones, Plinys Naturkunde und da: Das Grab der Tugend. Sie lächelte. Sie hatte den Untertitel vergessen: Verneigung vor dem Altar des Hymen. Die meisten der Anspielungen hatte sie nicht verstanden; ihr war nur klar gewesen, dass sie sündhaft sein mussten.
    Sie schlug das Buch auf und schmunzelte.
    Rücklings lege ich mich hin,
    und sie setzt sich auf mein Gesicht …
    Also war es tatsächlich so verdorben gewesen. Sie wünschte, sie hätte die Möglichkeit gehabt, ihren moralisch so überheblichen Onkel damit herauszufordern, dass er dieses Buch besaß. Bei dem Gedanken musste sie grinsen. Vorsichtig schlüpfte sie aus dem Priesterloch und versteckte das Buch unter dem Schreibtisch, damit Bea es holen konnte. Dann beugte sie sich noch einmal in das Priesterloch, um ihre Kerze zu holen. Sie wollte sich gerade wieder aufrichten, als ein Lufthauch sie erschaudern ließ.
    »So, so, dann stimmen die Gerüchte also.«
    Kate wirbelte herum und erblickte Glynis, die vor der Tür zum Priesterloch stand. Sie trug noch immer ihr eisblaues Abendkleid aus Seide und hielt eine Kerze in der Hand.
    »Grundgütiger, Glynis«, stieß Kate atemlos hervor und presste erschrocken ihre Hand auf die Brust. »Du hast mich erschreckt. Wenn ich dich verärgert habe, tut es mir leid. Ich wollte nur wieder nach den alten Gespenstern sehen.«
    »Ich wusste immer, dass du unnatürlich und nicht normal

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