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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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man, wie Miss Grace erzählt, diese großen, schrecklichen Schlangen füttert, die sie in Indien gesehen hat.«
    »Reizende Vorstellung.«
    »Ihre Entscheidung. Ich habe ein Pulver gegen Kopfschmerzen für Sie angemischt, und es gibt kühle Tücher für Ihre Augen«, fuhr Bivens fort, als wäre es die tägliche Routine, so wie es früher gewesen war.
    »Sie können mir ein Tablett mit Essen hierherbringen«, sagte Kate und streckte ihr steifen Glieder.
    »Sie werden wie ein ganz normaler Christenmensch mit Ihren Freunden am Tisch essen. Miss Grace braucht ein bisschen nette Unterhaltung, nachdem sie heute Morgen Ihre Gäste ertragen musste. Außerdem möchte sie mit Ihnen reden. Es geht irgendwie um den Mann, der sie vergiftet hat und der das Haus beobachtet.«
    Bei diesen Worten richtete Kate ihre Aufmerksamkeit wieder aus dem Fenster in das schwindende Licht. »Wovon sprechen Sie?« Sie konnte niemanden außer George entdecken, der an den Stallungen lehnte und anscheinend einen Apfel aß.
    Bivens schüttelte Kates zweitbesten Unterrock aus. »Ich spreche davon, dass keiner von uns nach draußen gehen kann, weil wir Angst haben, umgebracht zu werden. Im Haus wimmelt es von bewaffneten ehemaligen Soldaten, und einige Freunde des Majors reißen Ihre Bibliothek auseinander.«
    Vor Kates innerem Auge tauchte das verstörende Bild von Büchern auf, die mit flatternden Seiten auf den Boden geworfen wurden, und von persönlicher Korrespondenz, die planlos wie Konfetti überall verstreut wurde.
    »Und der Major?«, fragte sie und ging zur Tür zum Flur.
    »Das weiß ich nicht. Den ganzen Tag geht er ein und aus. Er hat etwas für Sie hinterlassen. In Ihrem Boudoir. Er sagte, es sei ein Friedensangebot.«
    Abwesend nickte Kate. »Ich werde später danach sehen.«
    Bivens lachte. »Da müssen Sie nicht lange ›nachsehen‹. Glauben Sie mir.«
    Bivens wusste, wie sie Kate in Schwung brachte. Kate hatte einem interessanten Rätsel noch nie widerstehen können. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und nahm sich einen Moment, um einen Blick in den Flur zu werfen. Thrasher hockte an der gegenüberliegenden Wand, die Arme auf den Knien verschränkt, die Miene wild entschlossen. »Tu mir einen Gefallen«, sagte sie zu ihm, »geh nach unten und sorge dafür, dass diese Männer meine Bücher nicht zerstören.«
    Er sprang auf. »Und wenn …«
    »Ich werde Bivens bitten, mich die Treppe hinunterzubringen. Versprochen.«
    Das reichte. Thrasher rannte die Treppe hinunter, und sie humpelte in ihr Boudoir. Alles war ruhig. Im Standspiegel reflektierte das graue Nachmittagslicht, und ein Feuer knisterte im Kamin. Doch Kate bekam von alldem kaum etwas mit. Bivens hatte recht gehabt. Harrys Geschenk war nicht zu übersehen.
    Sie konnte nicht anders. Sie lachte. Was sonst sollte ein Mädchen tun, wenn es einem lebensgroßen Porträt gegenüberstand, von dem es sich selbst entgegenlächelte – und das splitterfasernackt? Sie legte den Kopf schräg, um das Bild besser betrachten zu können, und fand, dass sie genau genommen beleidigt sein müsste. Es war schon eine Frechheit, ihren Kopf auf den Körper einer anderen zu setzen. Aber mal ehrlich: Diese Frau hatte Brüste wie Brotlaibe und die Hüften einer Kuh. Kate blickte an sich herunter, um sich zu vergewissern, dass ihre eigenen Brüste viel attraktiver waren, fest und blass und mit größeren Brustwarzen.
    Die eigentliche Beleidigung war jedoch, dass derjenige, der diesen Unsinn in Auftrag gegeben hatte, offenbar einen zweitklassigen Maler engagiert hatte. Wie irgendjemand auf die Idee kam, dass sie einem absoluten Dilettanten erlauben würde, sie für die Ewigkeit festzuhalten, wollte ihr nicht in den Kopf.
    »Sollen wir es in die Bibliothek hängen?«, hörte sie eine Stimme hinter sich und drehte sich um. Sie erblickte Harry, der in der Tür lehnte.
    Ihr stockte der Atem. In Tabakbraun und Creme gekleidet, mit glänzenden Reitstiefeln, das goldfarbene Haar vom Wind zerzaust und eine Gerte in der Hand, sah er wie der Inbegriff eines sportlichen Lebemannes aus. Kate fühlte sich unsinnigerweise so unbehaglich, als hätte er sie nackt gesehen. Wie sollte sie es ertragen, mit ihm zu reden, wenn sie doch immer wissen würde, dass er sie von ihrer schlechtesten Seite erlebt hatte? Wie sollte sie darauf vertrauen können, dass er niemandem davon erzählen würde?
    Kate spürte, wie ihre Anspannung ein wenig nachließ, als sie dieselbe Unsicherheit in Harrys Augen bemerkte. Sie fühlte, wie

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