Gefaehrliche Versuchung
wie ich, Harry. Doch ich kann meine Pflichten nicht einfach vernachlässigen.«
Sie wandte sich gerade zum Gehen, als er sich räusperte. »Du solltest auch noch wissen, dass ich keine Schlösser an deiner Tür dulde.« Kate wirbelte herum und wollte widersprechen, aber Harry kam ihr zuvor. »Hör mir ausnahmsweise einmal zu, verdammt noch mal. Es ist unpraktisch. Falls in deinem Zimmer irgendetwas passiert, will ich keine wertvolle Zeit damit vergeuden, die Tür aufzubrechen.«
Sie konnte sich nicht verkneifen, einen Blick auf die Tür zu seinem Ankleidezimmer zu werfen. »Ich bin mir noch immer nicht sicher, warum genau du das Zimmer dort bezogen hast.«
»Ich bin dein Ehemann. Und nach den Angriffen auf dich war ich der Meinung, dass jedes andere Zimmer zu weit weg ist.«
Eine vernünftige Erklärung. Und trotzdem konnte Kate den erneut erwachten Unmut darüber, wie unbekümmert er die Kontrolle über ihr Leben in die Hand nahm, nicht leugnen. »Ich verstehe.«
Sie wollte sich wieder abwenden, doch er packte sie am Arm. Instinktiv duckte sie sich weg und hielt die freie Hand abwehrend hoch. Augenblicklich ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
» Merde «, zischte sie. Ihr war vor Bestürzung ganz heiß geworden. Sie drehte sich um und strich sich das Kleid glatt, als würde das ihr plötzlich hämmerndes Herz beruhigen. »Entschuldige, Harry. Ich scheine in Gewohnheiten zurückgefallen zu sein, von denen ich geglaubt habe, sie vor Jahren abgelegt zu haben.«
Sie fühlte sich gedemütigt und war wütend darüber, Schwächen zu zeigen.
»Es ist nicht überraschend, dass du im Moment ein bisschen nervös bist«, sagte er und hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben, als wollte er ihr zeigen, dass er sie nicht bedrängen würde. »Jede andere Frau hätte einen hysterischen Anfall bekommen.«
Sie achtete darauf, dass ihr Blick möglichst hochmütig war. »Sei nicht albern. Hysterie ist unschön, zeugt davon, dass man sich gehen lässt, und ist vollkommen sinnlos.«
Wie nicht anders zu erwarten, lächelte er. »Ich möchte, dass du etwas weißt«, sagte er und wirkte mit einem Mal zögerlich. »Sofern ich nicht glaube, dass du in Gefahr schwebst, werde ich diese Tür niemals ohne deine Zustimmung öffnen. Du bist diejenige, die die Entscheidung darüber trifft. Nicht ich.«
Bei seinen Worten hatte sie das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können. Sie blinzelte und war sich sicher, sich verhört zu haben. »Es ist also in Ordnung, wenn ich die Entscheidung treffe, diese Tür niemals zu öffnen?«
Sein Lächeln war schmallippig. »Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, ›in Ordnung‹ zu sagen. Doch ich werde versuchen, es zu verstehen.«
Kate konnte den Blick nicht von ihm abwenden und wusste nicht, wie sie ihm das glauben sollte. »Danke, Harry. Das ist etwas ganz Neues für mich.«
»Das habe ich befürchtet.« Er neigte den Kopf ein wenig und warf ihr ein bedächtiges, wissendes Lächeln zu. »Ich sollte dich warnen, dass ich mir das Recht vorbehalte, zumindest zu versuchen, dich umzustimmen.«
Sie errötete. »Warum? Du weißt, dass ich nicht …«
Harry nahm ihre Hand. »Du wirst es nie mit Sicherheit wissen, solange du es nicht ausprobierst.«
Sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. »Ich werde verstehen, dass …« Gott, sie konnte nicht glauben, wie unreif sie sich fühlte. »Dass du dir unweigerlich woanders Trost suchen musst.«
Es dauerte einen Moment, bis er antworten konnte. »Wir werden sehen, was passiert. Aber ich glaube, du solltest wissen, dass ich mir immer Kinder und eine Ehe gewünscht habe, so wie meine Eltern sie führen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich schon entschieden habe, diese Vorstellung aufzugeben.«
Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Seine Worte lösten Panik aus, Angst, Neid und erstaunlicherweise Verlangen. Sie wünschte sich dies alles auch. Doch es war ein Traum, den sie schon vor langer Zeit aufgegeben hatte. Und sie wusste nicht, wie sie ihn wiederbeleben sollte. Sie zog ihre Hand zurück, als könnte sie diese Geste davor schützen, zu viel zu wollen.
»Also«, sagte er, als hätten sie gerade nicht über Absichten und Ziele gesprochen, »ich habe einen Termin in Horse Guards und treffe mich dann noch mit Freunden. Sehen wir uns morgen?«
Sie lächelte. »Da das hier mein Zuhause ist, wüsste ich nicht, wie sich das vermeiden ließe.«
Er nickte. »Sorge dafür, dass Finney immer
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