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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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zurückziehen.“

13
    Ich habe Neuigkeiten …
    Die Nachricht erreichte Rutskoi auf seinem BlackBerry, den er so abgelegt hatte, dass er ihn im Blick hatte. Er knirschte mit den Zähnen. Wenn das alles vorbei war, würde er Drakes Personalakten durchkämmen und dieses Arschloch finden, das ihn verarschte.
    Was für Neuigkeiten das auch immer sein mochten, der Mann oder die Frau – seiner Erfahrung nach gab es keine besseren Verräter als Frauen – würde nicht reden, ehe die nächste Rate überwiesen wurde. Und Rutskoi war gezwungen, darauf zu vertrauen, dass die Neuigkeit ihre hunderttausend Dollar wert war.
    Rutskoi löste das Auge vom Zielfernrohr und schickte seiner Bank in der Karibik eine Textnachricht. Seine Bank existierte nur dafür. Die Überweisung wurde auf der Stelle getätigt. Eine Viertelstunde später schrieb sein Informant:
    Zielperson wird sich um die Mittagszeit im Wohnzimmer aufhalten. Das Wohnzimmer ist der fünfte Raum vom südlichen Ende aus gesehen, das zehnte und elfte Fenster. Er hat Essen bestellt und wird sich möglicherweise länger dort aufhalten.
    Ja! Endlich war es so weit, und Drake würde sich direkt in die Schusslinie seiner Barrett begeben und dort sogar verweilen. Wenn Rutskoi es diesmal nicht schaffte, konnte er sein Gewehr auch gleich an den Nagel hängen.
    Mit einem Mal spürte Rutskoi eine Energiewelle durch seinen Körper strömen. In den vergangenen Tagen hatte er nur hin und wieder ein Nickerchen gemacht, aber plötzlich war jegliche Müdigkeit wie weggeblasen. Er fühlte sich hellwach und erfrischt. Bereit. Diesmal würde es funktionieren, das spürte er instinktiv. Er würde Drake erwischen und reich und – in den richtigen Kreisen – berühmt werden.
    Als er sich wieder in Position brachte, spürte er, wie eine geradezu übernatürliche Klarheit über ihn kam. Sein Schicksal erwartete ihn.
    Drake würde untergehen, und er würde aufsteigen.
    Das war der Lauf der Welt.
    Sie nahmen in aller Ruhe ihr Frühstück ein, das die Phalanx guter Feen, die offensichtlich ganz ausgezeichnet Drakes Haushalt führten, vor der Tür abgestellt hatte. Starker indischer Tee, selbst gemachter Joghurt, selbst gebackene Croissants, frische Blaubeeren.
    Drake sagte, er werde dem mysteriösen Mann, der um die Mittagszeit bei ihnen eintreffen würde, ein leichtes Mittagessen anbieten, darum aß sie nur wenig.
    Die Atmosphäre zwischen ihnen hatte sich verändert, intensiviert. Grace verspürte in Drakes Gegenwart inzwischen keinerlei Scheu mehr. Sie unterhielten sich ganz natürlich, wie ein Paar, und schmiedeten Pläne. Er fragte sie, wo sie gerne hingehen würde, und sie sagte: weit weg, an einen Ort, wo Palmen wachsen.
    Er war eine ganze Zeit lang still gewesen und hatte dann genickt.
    „Das wird einige zusätzliche Maßnahmen erforderlich machen, duschka “, sagte er, „aber sei’s drum.“
    Grace packte seine Hand und führte sie an ihr Gesicht. „Aber zusammen.“ Sie küsste seine Hand. „Wir werden es zusammen tun.“
    Er drehte seine Hand, um ihr mit dem Rücken seines Zeigefingers über die Wange zu streicheln. „Oh ja, mein Liebes, wir werden es zusammen tun. Es wird schwierig werden und sogar gefährlich. Du wirst lernen müssen, ein neues Leben an einem neuen Ort zu führen, möglicherweise sogar eine neue Sprache zu sprechen. Nichts davon wird leicht sein, und nichts wird vertraut sein, aber ich werde bei jedem Schritt auf diesem Weg an deiner Seite sein.“
    Drake stand auf, wobei er die Hand auf Grace’ Gesicht ruhen ließ. „Wir haben heute noch viel vor, Liebes, darum wäre es vielleicht eine gute Idee, dich jetzt fertig zu machen. Ich lass dich in Ruhe duschen und anziehen, und dann treffen wir uns mittags im Wohnzimmer.“
    Und damit war er im Nu aus dem Zimmer verschwunden. Wie seltsam, dass so ein kräftiger Mann sich so schnell und so ruhig bewegen konnte. Eben war er noch da und dann auf einmal nicht mehr.
    Grace erhob sich und ging zum Fenster. Sie legte beide Hände auf das kalte Glas. Der Schneefall hatte sich wieder verstärkt, und Spiralen weißer Flocken wirbelten in den Aufwinden zwischen den Gebäuden durcheinander. Die Wolken hingen noch tiefer und schienen dunkler geworden zu sein. Durchaus möglich, dass ein Schneesturm ins Haus stand.
    Vielleicht der letzte, den sie sehen würde?
    Wie merkwürdig, daran zu denken. Wie merkwürdig, daran zu denken, dass ihr Leben bald scharf abbiegen und sich in etwas vollkommen Neues verwandeln würde.

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