Gefaehrliche Ziele
keine Beleidigung sein«, erwiderte der Corporal gelassen, »aber von Ihnen nehme ich keine Befehle entgegen. Sie hat mir gesagt, ich solle auf Sie aufpassen, und genau das werde ich tun.« Als er verstummte, hörten beide Männer ein leises, klopfendes Geräusch in der Ferne, das allmählich lauter wurde. Tucker wusste erst nicht, wie er es deuten sollte, doch dann wurde der Lärm klarer. Rotoren. Ein Hubschrauber. Er schaute zu dem Tech hinüber und sah, dass der Mann plötzlich viel schneller und ungenauer arbeitete.
»Ist das unserer?«, rief Tucker Corporal Pusaltari zu.
Sie sahen ihn beide über den Hohlweg steigen. Es war ein Raubvogel. Es war der Geisterkatzen-Balac. Der Kampfhubschrauber blieb einen Moment über der Bergkuppe stehen, dann drehte er auf den Behemoth II zu, an dem sie arbeiteten.
Er feuerte.
Tucker fiel halb, halb hechtete er vom Rumpf des Panzers auf den Boden, als er die Rauchwolke am Bug des Balac sah. Er schlug hart auf der Straße auf und rollte sich weg. Auch die Besatzung des Behemoth II reagierte. Der Panzer warf mit lautem Donnern den Motor an und rollte rückwärts. Der Geschützturm drehte sich. Soldat Ugus verschwand durch die Luke und riss sie hinter sich zu.
Eine Explosion erschütterte den Boden in der Nähe der Stelle, an der der Panzer gerade noch gestanden hatte. Instinktiv riss Tucker zum Schutz die Arme über den Kopf, als münzgroße Betonsplitter auf ihn herabregneten. Neben ihm hob der Corporal das Sturmgewehr und drückte ab. Andere Infanteristen feuerten ebenfalls. Laserstrahlen zuckten in den Himmel. Tucker blickte vor sich auf den Boden und sah etwas, das er bis dahin übersehen hatte: eine Pistole.
Es war nicht viel. Gegen einen Kampfhubschrauber war es ein Witz. Aber die Männer und Frauen um ihn herum kämpften und er hatte das Gefühl, auch kämpfen zu müssen. Er griff nach der schweren Waffe, wälzte sich auf den Rücken, richtete die Pistole auf den Balac und drückte ab. Die Waffe hüpfte in seinen Händen, als er das Magazin leerte. Er war überzeugt davon, dass nicht eine Kugel traf, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl. Er versuchte, diesen Hubschrauber zu töten - zu töten oder getötet werden. Das Abwehrfeuer der Infanterie hämmerte auf die Geisterkatzen-Maschine, dann drehte sie ab.
Corporal Pusaltari wandte sich zu Tucker um. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Ja, doch«, stammelte er. Es war gelogen. Körperlich ging es ihm gut. Er ließ die Pistole fallen. Geistig verstand er jetzt, was es bedeutete, im Kampf zu stehen. All seine Jugendträume von Heldentum lagen in Scherben. So hatte er sich das nicht vorgestellt. So dreckig und tödlich.
Er stand auf, klopfte sich den schlimmsten Straßenschmutz von den Kleidern. Dann sah er hinüber zu dem Behemoth II, an dem schon wieder gearbeitet wurde. »Wo wollen Sie hin?«, fragte der Corporal.
Tucker schaute sich mit entschlossenem Blick zu ihm um. »Ich habe zu arbeiten.«
Pusaltari zögerte kurz. »In Ordnung«, sagte er langsam. Er folgte seinem Schützling in ein paar Metern Abstand, das Gewehr einsatzbereit.
Für Alexi vergingen die Stunden wie im Flug, während sich die gebeutelte Wyatt-Miliz neu gruppierte. Alles in allem hatten sie nur geringe Verluste an Menschenleben zu beklagen, der Schaden an ihrer Ausrüstung war allerdings beträchtlich. Die gute Nachricht war, dass es ihnen mithilfe der ComStar-Techs gelungen war, den Geisterkatzen-Heuschreck wieder kampfbereit zu bekommen, auch wenn er hauptsächlich aus Ersatzteilen bestand. Die Panzerung an den meisten ihrer Fahrzeuge war ausgebessert und ein paar hatten eine improvisierte Bewaffnung, zum Teil Bergungsgut aus der von den Geisterkatzen zurückgelassenen Ausrüstung.
Die Menge an Material, das die Clanner zurückgelassen hatten, zeigte, dass sie ebenfalls angeschlagen waren. Alexis Falle hatte funktioniert. Die Geisterkatzen waren geschwächt, dadurch aber auch so gefährlich wie ein verletztes Raubtier geworden. Sie hatten mehrere Vorstöße versucht, um die Verteidigung der Miliz auszukundschaften, doch jedes Mal, wenn sie sich näherten, hatte Patricia Harwell im Mobilen HQ ihre Kommsysteme gestört. Das genügte, um die misstrauischen Geisterkatzen auf Abstand zu halten. Sie hatten Angst, in eine weitere Falle zu tappen. Gut, dachte Alexi. In nur sechs Tagen erreichen Verstärkungen das System und ich kann Tucker Harwell von hier weg in Sicherheit schaffen. Wir müssen sie nur so lange aufhalten.
Sie ging durch das Lager, als
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