Gefaehrliche Ziele
klargemacht hat, dass, wenn irgendetwas schiefgeht, ich dafür den Hals hinhalten muss - und nicht er«, stellte er fröhlich fest, »habe ich die Überführung des neuen Kerns vom Landungsschiff überwacht. Wir haben mit den ersten Tests vor dem Einbau begonnen. Bisher sieht alles danach aus, dass er intakt ist.«
»Dieser Kern müsste also funktionieren?«
Tucker schüttelte den Kopf. »Der letzte Kern hat auch alle Tests mit wehenden Fahnen bestanden. Erst als sie den HPG hochfuhren, fing er an, Nachrichten zu replizieren und hat das Netzwerk überlastet. Es ist noch viel zu früh, etwas zu sagen. Ich bin mir ohnehin nicht hundertprozentig sicher, dass das Problem wirklich der Kern ist.«
»Soll heißen?«
Er grinste. Es war derselbe Gesichtsausdruck, den er jedem Laien gegenüber benutzte, wenn es um die Erklärung von technischen Details ging. Die interstellare Kommunikation war ein komplexes Gebiet, und Tucker wusste, dass andere die technischen Einzelheiten als verwirrend empfanden. Ein paar erklärende Sätze genügten, um ihre Augen glasig werden zu lassen. »Ich stelle nur fest, dass alles wie die Maus auf die Schlange starrt - auf den Kern als die Wurzel aller Probleme. Ich werde mir alles ansehen müssen.«
Patricia ließ den Löffel sinken. »Ich weiß, du wirst tun, was nötig ist, Tucker. Für ComStar hängt nur viel davon ab. Falls du diesen HPG reparieren kannst, na ja, dann wirst du eine Menge für das Image unserer Firma tun, nicht nur hier auf Wyatt.«
Tucker verstand. Es ging um mehr als nur um diese eine Welt. Die Präsenz der Fahrenden Ritterin zeigte ihm, dass er hier keinen einfachen Reparaturauftrag angenommen hatte. »Ich werde dafür sorgen, dass dieser Generator erfolgreich reaktiviert wird, Patsy, egal wie. Wenn wir diesen Kern hochfahren, muss er funktionieren.«
»Freut mich, das zu hören.«
In der kurzen Pause, die diesen Worten folgte, widmeten sich beide ihrem Essen.
»Du hast gar nicht nach Mama und Papa gefragt«, stellte er nüchtern fest. Dabei sah er sie an, und zum ersten Mal, seit sie ihn am Raumhafen abgeholt hatte, wich sie seinem Blick aus.
»Ich habe Mama eine Nachricht geschickt, kurz bevor ich hierher versetzt wurde. Ich vermute, es geht ihnen gut, sonst hättest du etwas gesagt.« Auch ihr Tonfall hatte sich verändert. Patricia und ihr Vater hatten sich in den letzten Jahren mehr beschimpft als normal miteinander gesprochen.
»Er wird alt, Patsy. Vielleicht könntet ihr beide euren Streit beilegen.« Er gestattete sich eine Spur von Hoffnung in der Stimme.
Sie schüttelte den Kopf. »Tucker, du weißt besser als jeder andere, wie er ist. Du hast dich für die technische Seite der Firma entschieden. Deshalb warst du schon immer sein Liebling. Ich arbeite aber nicht im technischen Bereich. Papa ist einfach verbohrt, ein ComStar-Mitglied der alten Schule. Solange ich keine Tech werde, kann ich von ihm auch kein höfliches Wort erwarten. Das weißt du.«
Tucker runzelte die Stirn. »Ich weiß, dass er alt wird und irgendwann sterben wird, und wenn du dich nicht vorher mit ihm aussöhnst, wirst du später keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.«
Patricia zögerte kurz. »Du hast ja recht. Vielleicht lasse ich mir nach diesem Auftrag ein paar Tage Terra genehmigen ... und schau mal vorbei. Bist du dann zufrieden?«
»Es ist immerhin ein Anfang.«
Sie warf einen Blick auf die Uhr und zuckte zusammen. »Es wird spät, und ich garantiere dir, unser Demi wird dich morgen früh pünktlich aus den Federn scheuchen. Du solltest dich besser um dein Quartier kümmern.«
Tucker nickte, hob die Serviette vom Schoß und' warf sie auf den Tisch. »Du hast recht. Gehen wir gemeinsam zurück?«
Patricia schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muss noch was erledigen. Ich schau morgen rein, um zu sehen, wie es dir geht. In Ordnung?«
»In Ordnung.«
Er saß in einer kleinen Nische auf der anderen Seite des >Schuler's< und starrte auf seinen leise brummenden Compblock. Jetzt erschien ihr Bild. Patricia Harwell. IN-Analytikerin. Er zog eine Augenbraue hoch. Es hatte eine Weile gedauert, bis er Antwort auf seine Anfrage erhalten hatte, wobei ihre Akte für eine Karriereadeptin erstaunlich dünn war.
Er studierte auf dem kleinen Schirm ihr Bild und warf einen Blick hinüber an den Tisch, von dem sie und ihr Bruder Tucker soeben aufstanden. Die Daten hatten eine Menge Geld gekostet. ComStar-Personalakten waren teuer, sein Gönner aber war bereit, sogar sehr bereit, das Geld
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