Gefährlicher Chat - Wich, H: Gefährlicher Chat
erleichtert. »Finde ich auch. Und jetzt lasst uns noch mal unseren Schwur aufsagen.«
Franzi hatte nichts dagegen. Die Energie würde sie gut brauchen können.
Die drei !!! stellten sich im Kreis auf, streckten die Arme aus und legten die Hände übereinander:
»Die drei !!! – Eins, zwei, drei – Power!!!«
Lockvogel im Einsatz
Äußerlich war Franzi ganz cool: Mit einem unauffälligen Blick in eine Schaufensterscheibe überprüfte sie ihr Outfit. Alles war perfekt: enge Jeans, coole Stiefel, Bikerjacke und darunter natürlich das T-Shirt mit der ›14‹. Dazu die Haare mit Gel strukturiert, schwarz getuschte Wimpern und himbeerfarbe-ner Lipgloss. Beim Make-up hatte ihr Marie geholfen, weil sie sich sonst fast nie schminkte. Das i-Tüpfelchen war die orange getönte Sonnenbrille, die super zu ihren roten Haaren passte.
Wie gesagt, äußerlich war Franzi ganz cool. Innerlich war sie ein zerrüttetes Nervenbündel und fühlte sich ungefähr so, als müsste sie gleich vor tausend Zuschauern bei einem Casting vorsingen. Trotzdem versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, und verabschiedete sich lässig von Marie und Kim. Die beiden würden ein paar Sekunden warten, bevor sie ihr folgten.
Franzi ging mit betont langsamen Schritten auf das große Café zu, in dem das Chattertreffen stattfinden sollte. Als sie die Tür aufmachte, quoll ihr dicke, abgestandene Luft entgegen, und lautes Stimmengewirr übertönte die Lounge-Musik. Das Café war rappelvoll. Dicht gedrängt standen Jungen und Mädchen beieinander und redeten aufeinander ein. Franzi hängte ihre Jacke an die überquellende Garderobe und schnappte nach Luft. Wie sollte sie in diesem Gewühl bloß Anton finden? Doch dann riss sie sich zusammen und scannte ihre Umgebung. Die meisten waren ein paar Jahre älter als sie und die Jungen eindeutig in der Mehrzahl. Das machte die Lage nicht gerade einfacher. Langsam schob sich Franzi durch die Menge und hielt nach einem Jungen mit einem hellblauen T-Shirt Ausschau.
Plötzlich klopfte ihr ein hochgeschossener Typ mit jeder Menge Pickeln im Gesicht auf die Schulter. »Hi, ich bin Groove, und wer bist du?«
Franzi zuckte zusammen. Groove war garantiert der Letzte, den sie hier treffen wollte. »Franzi«, antwortete sie kurz.
»Hi, Franzi! Dich kenn ich gar nicht vom Chatten. Wollen wir was trinken? Ich spendier dir einen Drink an der Bar.«
»Nein, danke«, sagte Franzi.
Groove berührte sie am Arm. »Jetzt komm schon, entspann dich.«
Franzi zog ihren Arm zurück. »Hast du Tomaten auf den Ohren? Ich will nicht.«
»Blöde Kuh!«, zischte Groove und zog beleidigt ab.
Franzi atmete tief durch. Jetzt brauchte ihr nur noch Powerfrau über den Weg zu laufen, dann war ihr Glück perfekt.
Rasch schlängelte sie sich weiter durch die Menge. An der Bar stand eine Traube Mädchen um einen Jungen herum und kicherte ohne Ende. Franzi konnte den Jungen auf den ersten Blick nicht erkennen, weil die Mädchen ihm so auf die Pelle rückten. Das schien ja ein ziemlich attraktiver Typ zu sein. Neugierig ging Franzi näher ran und reckte den Kopf. Endlich konnte sie einen Blick erhaschen. Der Junge war blond. Er war nicht besonders groß und er bekam ein süßes Grübchen am Kinn, wenn er lachte. Er war bestimmt schon achtzehn und sah aus wie Brad Pitt. Und er trug ein hellblaues T-Shirt, auf dem das Foto von Han Solo prangte.
Franzis Herz setzte kurz aus und schlug dann im doppelten Tempo weiter.
Vor ihr stand Anton!
Hatte er sie etwa schon gesehen? Franzi spürte, wie sie bis in die Haarwurzeln rot wurde. So konnte sie Anton auf keinen Fall unter die Augen treten. Schnell wich sie ein Stück zurück. Dabei trat sie jemandem auf die Zehen.
»Autsch!«, rief Kim, die sich mit Marie bereits in Position gebracht hatte.
»’tschuldige«, sagte Franzi und tat so, als würde sie weder Kim noch Marie kennen.
Dann sah sie wieder zu Anton hinüber. Er hatte sie zum Glück noch nicht entdeckt. Kein Wunder, er war völlig vertieft in das Gespräch mit den Mädchen und sonnte sich in ihrer Aufmerksamkeit. Was hatte Marie gesagt? Der Frauenversteher! Damit schien sie ausnahmsweise Recht zu haben.
Franzi lehnte sich gegen eine Säule neben der Bar. Von dort hatte sie einen guten Blick auf Anton, ohne ihm aufzufallen. Zuerst mal wollte sie eine Weile zuhören, bevor sie ihn ansprach.
Anton hatte anscheinend gerade wieder einen Witz losgelassen, denn die Mädchen bogen sich vor Lachen.
»Danke, danke«, sagte Anton,
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