Gefährlicher Chat - Wich, H: Gefährlicher Chat
»Aha, verstehe.«
»Da gibt es gar nichts zu lachen!«, beschwerte sich Franzi.
»Natürlich nicht«, sagte Kim. »Also, dann sind wir uns ja einig, wie wir weitermachen. Ich fürchte nur, heute ist es zu spät, um Sofie noch anzurufen. Mail ihr doch schon mal, sie soll dich dringend zurückrufen. Dann erklärst du ihr morgen das Ganze, und sie soll dir so bald wie möglich ihre Flüstermails als Dateianhang rüberschicken. Vielleicht können wir dann ja schon morgen Nachmittag zu dir kommen und die Mails am Bildschirm vergleichen.«
Franzi musste zugeben, dass Kim wieder mal strategisch brillant vorging. »Gute Idee. Ich melde mich dann bei dir, sobald ich von Sofie höre.«
»Okay, bis bald!«, sagte Kim. »Ich bin schon total gespannt.«
»Ich auch«, sagte Franzi und legte auf. Dann stöhnte sie laut. Hoffentlich steckte Han Solo nicht in dem Fall mit drin!
Am nächsten Nachmittag drängelten sich die drei !!! um Franzis Computer. Sofie hatte nach langem Widerstand endlich ihre Flüstermails herausgerückt und rübergeschickt. Kim zeigte Franzi gerade, wie man die Mails in zwei Fenstern nebeneinander öffnen konnte, um sie direkt miteinander vergleichen zu können.
Franzi kam sich in ihrem Bürostuhl vor wie beim Zahnarzt. Gleich würde der Bohrer kommen und ein schrecklicher Schmerz durch ihren Körper fahren. Aber vielleicht gab es ja doch noch eine Chance, dass der Verdacht nicht stimmte und Han Solo unschuldig war! Als die Texte auf dem Bildschirm erschienen, presste Franzi beide Daumen, bis die Fingergelenke weiß wurden, und überflog hastig die Zeilen. Dann wurde sie blass.
»Siehst du auch, was ich sehe?«, fragte Marie.
Kim nickte. »Die Texte sind fast …«
»… identisch«, beendete Franzi leise den Satz.
Um ganz sicherzugehen, las sie drei Passagen aus Sofies Flüstermails halblaut vor. Den Text ihrer Mail hatte sie sowieso auswendig im Kopf.
Boba Fett: Das kann kein Zufall sein. Ich hab echt das Gefühl, wie sind Seelenverwandte. Oder wir haben uns in einem anderen Leben schon einmal getroffen. Vielleicht waren wir dort ja verheiratet?
Boba Fett: Ich warte täglich 86400 Sekunden darauf, um mit dir zu chatten.
Boba Fett: Verrätst du mir deine Telefonnummer? Ich behalte sie auch für mich und gebe sie nicht Groove. :-X
Franzi konnte es nicht glauben. Boba Fett und Han Solo benutzten dieselben Komplimente und fast denselben Wortlaut in ihren Flüstermails – das hieß, Anton benutzte dieselben Komplimente! Dabei hatten Han Solos Worte so persönlich geklungen, sie hatte geglaubt, dass er sie sich nur für sie ausgedacht hatte. Dabei hatte er sie nur benutzt, genau wie Sofie. Dieser gemeine Mistkerl!
»Du kannst echt froh sein, dass du ihm deine Telefonnummer nicht gegeben hast«, sagte Marie.
»Allerdings«, meinte Kim. »Da bist du gerade noch haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert.«
Franzi schloss die beiden Fenster am Bildschirm. »Okay, okay, ich hab die Botschaft verstanden. Aber das Wichtigste ist doch: Wir wissen jetzt, dass Anton zweimal dieselbe Masche benutzt hat. Das bedeutet, er will höchstwahrscheinlich auch bei mir zu Hause einbrechen.«
Kim nickte. »Logische Schlussfolgerung. Zum Glück kann er das nicht, weil er weder deine Adresse noch deine Telefonnummer hat.«
» Noch nicht!«, sagte Marie plötzlich.
Franzi und Kim rissen die Köpfe zu ihr herum.
»Was willst du denn damit sagen?«, fragte Franzi.
Marie klimperte mit ihren hellgrün angemalten Augenlidern. »Ich glaube, mir ist da gerade was ziemlich Geniales eingefallen.«
Franzi verdrehte die Augen. »Musst du immer so furchtbar bescheiden sein? Was ist dir eingefallen?«
»Sofie hat Anton doch auf einem Chattertreffen das erste Mal persönlich kennen gelernt«, sagte Marie.
»Ja, und?«, meinte Franzi.
»Weißt du zufällig, wann das nächste Chattertreffen von diesem komischen Skater-Chatroom ist?«, fragte Marie.
»Ja, übermorgen, am Samstag, hier in unserer Stadt.«
Marie grinste breit. »Wie praktisch! Du solltest zu diesem Treffen auf jeden Fall hingehen und dafür sorgen, dass Anton auch da ist.«
Langsam dämmerte Franzi, was Marie vorhatte. »Das ist nicht dein Ernst! Du willst, dass ich für euch den Lockvogel spiele? Kommt nicht infrage! Ich werfe mich doch nicht freiwillig in die Arme von diesem gefährlichen Verbrecher!«
»Ach«, sagte Marie. »Jetzt auf einmal nicht? Vor kurzem warst du doch anscheinend noch ganz scharf drauf.«
Wütend
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