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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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verlor und der Fiat gefährlich nach links ausscherte. In ihrer Panik bremste sie stark, und der Wagen drehte sich wie wild um sich selbst, völlig außer Kontrolle.
    Plötzlich ragte ein dunkles Gebilde vor ihnen auf. Zwei Lichter leuchteten ein gutes Stück über der Erde auf, wie die Augen eines gigantischen Raubtiers. Dann ein verzweifeltes Quietschen von Bremsen und ein Hupen, das eher dem tiefen Dröhnen eines Nebelhorns glich.
    Caroline brauchte eine volle Sekunde, um zu erkennen, dass sie kurz davorstand, frontal mit einem gewaltigen Lkw zusammenzustoßen.
    »Oh mein Gott!«, schrie sie, während sie über die eisglatte Straße rutschten, direkt auf den dunklen, riesigen, immer näher kommenden Schatten zu.
    »Lassen Sie den Lenker los und halten Sie sich fest«, sagte eine tiefe, ruhige Stimme. Zwei starke braune Hände ergriffen das Steuer und lenkten den Wagen in die Schleuderbewegung hinein. Dann schob sich Jacks linkes Bein über ihres und er trat in einem langsamen, regelmäßigen Rhythmus sanft aufs Bremspedal, während er gleichzeitig herunterschaltete.
    Das Schlittern verlangsamte sich, wurde kontrollierter. Es war zumindest nicht mehr dieser grauenhafte, Übelkeit erregende, wirbelnde Albtraum. Der Wagen drehte sich einmal um sich selbst. Jack sorgte dafür, dass er sich dabei nach links bewegte, bis sie einen Zentimeter vor einem Laternenmast auf der linken Straßenseite zum Stehen kam. Eine Sekunde später donnerte der riesige Lkw vorbei, dessen Hupe immer noch zornig dröhnte. Sein Fahrtwind erschütterte den kleinen Wagen.
    Es passierte so schnell. Eben noch kämpfte sie gegen den Wind und den Schnee an und im nächsten Moment befanden sie sich im freien Fall. Der Adrenalinschock, den dieser Beinaheunfall verursacht hatte, raste glühend heiß durch ihren ganzen Körper. Wenn Jack nicht das Steuer übernommen hätte, wären sie in einem Haufen zerquetschten Stahls gestorben, ein einziger Klumpen aus gebrochenen Knochen und Blut.
    Sie waren nur eine einzige Sekunde vom Tod entfernt gewesen.
    Caroline hatte die Hände vor den Mund geschlagen, um einen Schrei zurückzuhalten, der sich seinen Weg nach draußen bahnen wollte. Bittere Galle stieg in ihrer Kehle hoch, und sie schluckte. Hoffentlich musste sie sich nicht übergeben. Sie zitterte so stark, dass sie Angst hatte, gleich in Stücke zu zerbrechen. Der Anblick der Lkw-Front, die sich ihnen unaufhaltsam näherte, stand ihr noch vor Augen. Sie atmete hektisch, ihre Luftröhre hatte sich vor Panik zusammengezogen.
    Dann wurde plötzlich ihr Gurt gelöst und kräftige Arme zogen sie an eine breite Schulter.
    Oh Gott – Stärke und Sicherheit.
    Sie flüchtete sich zu ihm, schmiegte sich an seine Brust, zitternd, die Arme fest um seinen Hals geschlungen. Sie schnappte verängstigt nach Luft, bis das Zittern endlich ein wenig nachließ.
    Eine große Hand stützte ihren Hinterkopf, bedeckte ihn nahezu. Caroline hatte ihr Gesicht an seinem Hals vergraben, sodass die Bartstoppeln an seinem Unterkiefer über ihre Stirn kratzten. Ihre Nase hatte sie an seine Halsschlagader gedrückt, die langsam und gleichmäßig pulsierte, wie ein Metronom, im Gegensatz zu ihrem eigenen Puls, der wie verrückt hämmerte.
    Sie roch den minzigen Duft von Schnee, einen angenehm moschusartigen Duft, der wohl seiner war, und seltsamerweise den Duft von Leder. Sein langes schwarzes Haar hatte sich im Wind gelöst und umfloss sein Gesicht, überraschend weich.
    An dem Körper, an den sie sich presste, war allerdings überhaupt nichts Weiches. Es war, als umarme sie Stahl. Er hatte sie eng an sich gezogen, als wollte er ihr wildes Zittern absorbieren.
    »Ist ja schon gut«, murmelte er. Sie konnte die Vibrationen seiner tiefen Stimme spüren. »Es ist gar nichts passiert, alles ist gut.«
    Es war nicht gut, ganz und gar nicht gut!
    Genau so waren ihre Eltern ums Leben gekommen: ein schlimmer Schneesturm, Glatteis, ein Lkw, der ihren Wagen gerammt hatte. Ein Gewirr von Fleisch und Stahl, das so grauenvoll war, dass es die Autobahnpolizei sechs Stunden gekostet hatte, ihre Körper mithilfe spezieller Bergungsgeräte zu befreien. Von ihrem Vater war kaum genug übrig gewesen, um es zu beerdigen.
    Caroline war in mehr Nächten schweißüberströmt hochgeschreckt, als sie zählen konnte, immer wenn sie von den letzten Sekunden im Leben ihrer Eltern geträumt hatte. Das Entsetzen, als sie auf einmal den Lastwagen vor sich aus dem Schnee auftauchen sahen, die entsetzliche Erkenntnis,

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