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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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dass es zu spät war. Ihr Vater war vom Lenker gepfählt worden, seine Beine an den Oberschenkeln abgetrennt worden. Ihre Mutter hatte noch zwei Wochen gelebt – sie hatte im Koma gelegen.
    Und Toby, der arme Toby. Süßer, lieber Toby. Dazu verdammt, die nächsten sechs Jahre seines Lebens in einem Rollstuhl zu verbringen, unter ständigen Schmerzen, nur um kurz vor seinem zwanzigsten Geburtstag zu sterben.
    Sie sah es in ihren Träumen, durchlebte es Nacht für Nacht für Nacht. Und dann die ständige Präsenz des Todes in ihren Albträumen, der kam, um sie zu holen, so wie er schon den Rest ihrer Familie geholt hatte. Sie konnte nicht hoffen, ihn für alle Zeit zu überlisten.
    Diese Minuten hatten denselben düsteren, metallischen Beigeschmack wie ihre Albträume, nur dass diesmal alles real war. Caroline suchte tief in sich nach ihrer Selbstbeherrschung, fand sie und löste sich sachte von ihm.
    »Was war das?« Ihre Stimme klang schrill und atemlos. Sie blickte auf in Jacks dunkles, entschlossenes Gesicht. Das einzige Anzeichen für Stress waren einige feine weiße Linien der Anspannung um seine Nasenflügel. Wenn er tapfer war, dann konnte sie es auch sein. Sie holte bebend Luft und bemühte sich um einen ausgeglichenen Tonfall. »Was ist mit dem Wagen passiert?«
    »Geplatzter Reifen«, erwiderte er grimmig. »Vorne links.«
    Oh Gott, nein ! Ihre Reifen waren uralt und abgefahren. Caroline schob den Kauf neuer Reifen schon seit Langem vor sich her, in der Hoffnung, dass die alten noch wenigstens einen Monat durchhielten. Und obwohl ihr bewusst war, dass das leichtsinnig war, wusste sie doch auch, dass sie keine andere Wahl hatte.
    Um ein Haar hätte sie sie beide umgebracht, nur weil sie sich keine neuen Reifen leisten konnte. Und jetzt war einer von ihnen auch noch platt.
    Es war einfach zu viel. In diesem Wetter einen Reifen wechseln. Wie um alles in der Welt sollte man in einem Blizzard einen Reifen wechseln?
    »Haben Sie einen Ersatzreifen und einen Wagenheber?«, fragte er.
    »Ja.« Der Ersatzreifen war genauso alt wie die anderen, aber immerhin besaß sie einen und einen Wagenheber noch dazu. Angesichts des Zustands, in dem sich alles andere in ihrem Leben gegenwärtig befand, war er vermutlich verrostet und würde in der Kälte entzweibrechen.
    Sie war versucht, einfach den Kopf auf den Lenker zu legen und sich die ganze Wut und Frustration von der Seele zu heulen, aber so befriedigend das auch in emotionaler Hinsicht gewesen wäre, hätte es sie wohl kaum nach Hause gebracht.
    Ein teuflischer Windstoß erschütterte das Auto, und Caroline klammerte sich an Jacks Jacke, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Du liebe Güte, sie konnten hier nicht einfach herumstehen, während sie zauderte! Sie würden noch vor Kälte umkommen. Caroline drehte sich auf ihrem Sitz um und legte die Hand auf den Türgriff, in der Hoffnung, ihre Hände würden bald aufhören zu zittern.
    »Was glauben Sie denn, was Sie da tun?« Die tiefe Stimme klang barsch. Caroline blickte erstaunt über ihre Schulter hinweg zurück. Seine Stirn war gerunzelt, und er sah sie missbilligend an, wobei sich die Haut straff über seine hohen Wangenknochen spannte.
    »Äh …« Ja, was glaubte er denn? Sie durften keinen Augenblick länger hier stehen bleiben als unbedingt nötig. »Ich will aussteigen, um den Reifen zu wechseln. Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause, bevor sich das Wetter womöglich noch weiter verschlimmert. Bald werden wir wohl auf den Straßen überhaupt nicht mehr durchkommen.«
    Die Nacht war angebrochen. Das Licht der Straßenlampen drang kaum mehr durch den Schnee, und so war es fast vollständig dunkel im Innern des Wagens. Alles, was sie von ihm sehen konnte, war das Weiße in seinen Augen und seine weißen Zähne. Er berührte kurz ihren Arm.
    »Machen Sie nur den Kofferraum auf und bleiben Sie hier drin. Öffnen Sie auf keinen Fall Ihre Tür, nicht mal eine Sekunde lang!«
    Es blieb keine Zeit für einen Protest. Die Beifahrertür wurde kurz geöffnet, und er schlüpfte hinaus. In der einen Sekunde, die die Tür offen stand, blies eine Windbö ein ganzes Schneegestöber in den Wagen und saugte sämtliche Wärme heraus. Caroline öffnete den Kofferraum und hörte von hinten metallisches Klirren.
    Eine Sekunde später war er schon am vorderen linken Kotflügel und betätigte den Wagenheber, wobei er nahezu blind arbeiten musste. Ab und zu teilte der stürmische Wind den Schneevorhang und sie konnte ihn

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