Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
weiterzuatmen.
Sie würden miteinander schlafen. Es war offiziell. Und dann auch noch ohne Kondom. Er hatte noch nie ungeschützten Sex gehabt. So wie es sich gerade anfühlte, würde er vermutlich an Reizüberflutung sterben, sobald er in sie eingedrungen war.
»Ich glaube, wir verlegen das Ganze besser ins Schlafzimmer.« Seine Stimme klang heiser, als ob er sie tagelang nicht mehr gebraucht hätte.
Ihre Augen blickten ihn forschend an. »Okay«, flüsterte sie. »Ins Schlafzimmer.«
Oh ja!
Am schnellsten würde er Caroline ins Bett bekommen, wenn er sie trug. Er nahm sie mit Leichtigkeit auf die Arme und bemühte sich, die Treppen nicht hinaufzurennen.
Er besaß die Instinkte einer Katze. Oft war er in den Bergen geklettert, sowohl mit dem Colonel als auch bei den Rangers, und er verfügte über einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn. Aber als er sie in den Armen hielt, fühlte er, dass ihm fast die Knie weich wurden. Es war verrückt. Sie konnte nicht mehr als 52 oder 53 Kilo wiegen. Wenn er in den Kampf zog, wog seine Ausrüstung schon mehr als das. Verdammt, er war schon mit größerem Gepäck aus einem Flugzeug gesprungen! Aber scheinbar hatte ihn ein Fieber befallen, das ihn schwach und zitterig machte.
Er musste sie unbedingt ins Bett bringen, und das schnell, bevor er noch mit ihr zu Boden stürzte und sich vollkommen zum Narren machte.
Jack nahm immer zwei Stufen auf einmal und wandte sich oben angekommen nach rechts. Zum Glück stand ihre Schlafzimmertür offen, sonst hätte er sie eingetreten.
Und das wäre vermutlich kein so guter Anfang.
Jack blieb am Bett stehen und ließ sie langsam über seinen Körper nach unten gleiten. Sie sollte fühlen, wie er vor Begierde bebte, wie sein Ständer beim Kontakt mit ihrem Körper zuckte. Vermutlich störte er mit den Wellen der Lust, die er verströmte, gerade den Radioempfang der ganzen Gegend.
Und was fühlte sie? Er konnte es nicht sagen. Caroline stand bewegungslos da, passiv, wie eine schöne Puppe. Sie hatte sich nicht einen Millimeter weit bewegt, seitdem er sie hingestellt hatte.
Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Jack, dass Frauen ein bisschen mehr wie Männer sein könnten. Er wünschte, Caroline besäße ein weibliches Gegenstück zu einem Schwanz, an dem er ablesen könnte, was sie gerade fühlte, und das ihm zeigte, wie sehr sie ihn begehrte. Falls sie ihn begehrte.
Er wünschte sich etwas Großes, Offensichtliches, das ihm unmissverständlich signalisierte, was in ihr vorging; so was wie ein rotes Licht auf ihrer Stirn, das ständig blinkte.
Aber so waren Frauen nicht. Ihre Körper waren geheimnisvoll, ihre Erregung gut versteckt, tief in ihnen drin, wo man sie nicht sehen konnte, in den geheimsten Winkeln ihrer Körper verborgen.
Es gab nur einen Weg, sicher zu sein, wie es in ihr aussah: Er musste sie berühren, seine Finger über ihre Öffnung tasten lassen, in sie eindringen.
Oh Gott – was, wenn sie gar nicht erregt war? Was, wenn sie nicht feucht war? Was sollte er dann tun? Er war sich sicher, dass sie eng sein würde. Eine Frau, die seit sechs Jahren keinen Sex mehr gehabt hatte, würde eng sein.
Das könnte ein Problem werden. Gott, hoffentlich nicht!
Er hatte einen großen Schwanz. Das war nichts, worauf er besonders stolz war, es war einfach so. Da er nicht die Art Mann war, die im Umkleideraum Vergleiche anstellte, hatte er auch keinen Anlass, damit zu prahlen. Er nahm es einfach als eine physische Tatsache hin, die zu ihm gehörte, so wie seine Größe. Aber die Ausmaße seines Penis und die Tatsache, dass er so erregt war wie noch nie im Leben, bedeuteten zusammengenommen, dass er sehr vorsichtig mit ihr umgehen musste, auch wenn seine Selbstbeherrschung von Minute zu Minute geringer zu werden schien.
Erst recht in diesem Augenblick, als er sie im gedämpften Licht des Schlafzimmers ansah. Er hatte die Lampen im Gang angelassen, die im Schlafzimmer aber nicht eingeschaltet, darum sah es fast so aus, als ob sie sich unter Wasser befänden, in einem entlegenen Ozean.
Das Erste, was jedem an Caroline auffiel, war ihre erlesene Färbung, vom rosigen Elfenbeinton ihrer Haut bis zum goldenen Feuer ihrer Haare und dem Silberblau ihrer Augen. Doch jetzt war jegliche Farbe verschwunden – sie war eine Vision in verschiedenen Grautönen im weichen, schummrigen Licht. Doch das minderte ihre Schönheit nicht im Geringsten. Wenn überhaupt, dann betonte es noch ihre blasse, glatte Haut und den zarten Knochenbau.
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