Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
zog er die letzte Schraube an und legte einen Schalter um. Ein rotes Licht leuchtete auf und eine Sekunde später setzte sich der Boiler mit einem gewaltigen Beben in Gang, wie ein Ozeandampfer, der in See sticht, um den Atlantik zu überqueren.
Caroline hatte sich ihre Arme um den Leib gewickelt, um sich zu wärmen, ließ sie aber jetzt fallen. » Oh mein Gott «, flüsterte sie. Ihre Augen wirkten riesig in ihrem bleichen Gesicht. »Du hast es geschafft. Du hast ihn repariert.«
»Ja.« Jack räumte die Werkzeuge ordentlich weg und warf dem Boiler einen verächtlichen Blick zu. Er hatte ihn mit so etwas wie Kaugummi und Klebeband zusammengeflickt, aber er sollte verdammt noch mal bis Montag halten, wenn er einen neuen Filter einbauen konnte. Ansonsten würde er das verfluchte Ding mit den eigenen Händen aus der Wand reißen.
»Hey.«
Caroline hatte sich ihm in die Arme geworfen, ihr Kopf lag an seiner Brust und ihre Arme drückten ihn fest an sich. »Danke«, flüsterte sie. Als sie zu ihm aufschaute, hingen Tränen an ihren Wimpern. »Oh du meine Güte. Vielen, vielen Dank! Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel Angst ich davor hatte, dieses Wochenende ohne Heizung aushalten zu müssen.«
Er hob die Hände, legte eine um ihren Kopf, die andere um ihre Taille, und hielt sie ganz fest. Er suchte nach Worten, aber ihm kamen keine in den Sinn.
Vollkommen neue Gefühle, für die er nicht einmal einen Namen hatte, durchströmten ihn – stürmisch und rau. Gefühle, mit denen er nicht umzugehen wusste.
Niemand hatte ihn je so angesehen; ganz bestimmt keine Frau. Frauen betrachteten ihn mit Lust, Gier oder Gleichgültigkeit, nie mit der Wärme und Bewunderung, die er in Carolines wunderschönem Gesicht erkennen konnte.
»Das war doch nichts Besonderes«, sagte er barsch. Und das stimmte. Mein Gott, er würde sie am liebsten mit Perlen und Diamanten überschütten, sie verwöhnen und verhätscheln, sich um all ihre Probleme kümmern. Ihre Heizung zu reparieren tauchte auf seiner Liste gar nicht auf.
Ihre Antwort bestand darin, dass sie den Kopf drehte und seine Brust küsste. Er konnte es durch das Sweatshirt nicht mal spüren, aber die Geste verblüffte ihn. Es war unverkennbar eine Geste der … Zuneigung.
Es kam ihm so vor, als hätte er sich den größten Teil seines Lebens nach dieser Frau verzehrt. Der Sex, den sie gestern gehabt hatten, hatte nicht mal ansatzweise dazu ausgereicht, sie sich aus dem Kopf zu schlagen. Sex war okay – das kannte er. Mit Lust konnte er umgehen.
Was er jetzt auf ihrem Gesicht sah, entmutigte ihn beinahe. Er wollte das Ganze lieber wieder auf eine sexuelle Ebene zurückführen, und zwar auf der Stelle, damit er nicht mit all diesen … diesen Dingen umgehen musste, die ihm in der Brust durcheinanderpurzelten wie große, heiße Felsbrocken. Er beugte sich herab, um sie zu küssen, als sie erschauerte.
»Raus!«, sagte er barsch. Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er sich selbst in den Arsch getreten. Herrgott, weiter mit ihr hier in diesem feuchtkalten Keller herumzustehen, war keine so gute Idee. Was dachte er sich nur dabei? Er hatte sich sogar eine Sekunde lang ausgemalt, wie er ihr die Hose herunterzog und sie gleich hier, auf dem eisigen Betonboden, nehmen würde.
Was war bloß los mit ihm? Er würde nicht einmal eine flüchtige Sexbekanntschaft so behandeln – und das hier war Caroline .
Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und geleitete sie mit sanftem Druck in die Küche. Dort sah es allerdings nicht viel besser aus. In der halben Stunde, die er gebraucht hatte, um den Boiler zu reparieren, war das Haus merklich abgekühlt. Ihm machte das nichts aus, aber Caroline würde die Kälte als unangenehm empfinden. Es gab nur einen Ort, an den sie sich zurückziehen konnten: das Bett.
Oh ja! Verkriech dich mit ihr zwischen die Laken und hab Sex mit ihr! Dann wirst du auch dieses … dieses komische Prickeln in der Brust los.
Jack ließ seine Hand auf ihrem Rücken liegen. »Geh nur weiter, nach oben.«
Caroline sah erstaunt zu ihm auf. Sie errötete, als sie die Hitze in seinen Augen sah, und lächelte schwach.
»Okay.«
Ihr Schlafzimmer besaß riesige Fenster ohne Doppelverglasung. Die Hitze war nur so hinausgeströmt, und inzwischen ging die Temperatur dort gen null. Kondenswasser hatte die Scheiben mit einer Eisschicht überzogen, die nun riesige Eisblumen bildete. Ihre Atmung ließ kleine Wolken um ihre Köpfe entstehen. Caroline langsam zu
Weitere Kostenlose Bücher