Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
Vom Netzwerk:
gerade etwas ungeheuer Wichtiges eingefallen, sodass er keine Sekunde säumen durfte.
    „Mr. Digby … würden Sie bitte … wohin wollen Sie denn?“
    Offensichtlich nicht bereit, sich aufhalten zu lassen, war dieser bereits aus der Tür, sodass St. John nichts anderes übrig blieb, als ihm hinterherzulaufen. Kurz vor dem Paternoster erwischte er den übel riechenden Mann. Ohne nachzudenken, packte er ihn am Ärmel und zog blitzschnell seine Hand zurück.
    „Nun?“, stieß er hervor.
    Da sah der Mann ihn an. In seinen Augen stand nackte Angst.
    „Wer hat bei Eddowes gestanden und mit ihr gestritten?“ St. John war nicht mehr willens, nachzugeben. Energisch stieß er den Mann in sein Büro zurück, wobei ihnen zahlreiche fragende, teils amüsierte Blicke folgten.
    „Weiß nich mehr, Mister … Sir. 'N Kerl halt. Weiß nicht mehr.“
    Er hatte einen Verdacht. „Der Mann war nicht etwa schlank, groß. Mit dunkelbraunem Haar bis zu den Schultern? Und er hört nicht zufällig auf den Namen Kieran O’Malley?“ Digby schrumpfte förmlich unter St. Johns Blicken.Er zog den Kopf ein, als habe ihn ein wuchtiger Schlag getroffen. Er brauchte nichts weiter sagen. St. John wusste alles. O’Malley hatte sich mit Eddowes – die er wahrscheinlich zufällig getroffen hatte – gestritten, weil sie besoffen war. Weil sie in dem Zustand nicht anschaffen gehen konnte. Und in den darauf folgenden Stunden waren sie sich wiederbegegnet …
    St. John fuhr mit der nächsten Droschke zu der Lagerhalle, die ihm von einem jungen Streifenpolizisten als Räuberhöhle der Blind Dogs genannt worden war. Er klopfte nicht einmal an das wuchtige und überraschend gepflegt wirkende Tor, sondern hob den Riegel und trat ein.
    Was er sah, raubte ihm den Atem. Vor ihm lag eine Stadt in der Stadt. In einer riesigen Halle tummelten sich alle möglichen Gestalten. Manche so geartet, dass er bei Nacht die Straßenseite gewechselt haben würde, wäre er ihnen begegnet. Andere schlicht Arbeiter und Händler. Dazwischen flanierten Huren. Eine zählte Münzen in die Hand eines jungen Mannes, der starke Ähnlichkeit mit einem Studenten hatte, seinem harmlosen Äußeren aber Hohn sprach, als er der Nutte eine schallende Ohrfeige gab und ihr in einer Sprache, die St. John nicht verstand, die Leviten zu lesen schien.
    Nur wenige Schritte entfernt stand eine Prostituierte bäuchlings über einen Tisch gebeugt und ließ sich von hinten von einem brutal wirkenden Kerl vögeln. Schnell blickte er zur Seite.
    Die Banditen in dieser Halle fühlten sich sicher. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Niemand wehrte ihn ab, niemand versuchte eine Durchsuchung seiner Kleidung. Nur ein ältliches Männchen mit einem wuchtigen Buckel blieb stehen und sah mit wässrigen Augen zu ihm auf.
    „Wo woll’n se’ n hin, Mister?“, fragte er und seine Stimme klang, als hätten die Scharniere einer alten Tür zu sprechen angefangen.
    „Zu Mr. O’Malley“, sagte St. John und empfand plötzlich etwas, das er nicht einzuordnen wusste. Etwas, das mit den Leuten zusammenhing, die sich hier tummelten. Er wollte sie weghaben. Stellte sich vor, wie es wäre, O’Malley zu treffen, ohne sie. Allein. So wie in diesem Bordell. Eine Stelle unterhalb seines Bauchnabels spannte sich an und wurde seltsam warm.
    „Na, dann kommen se mal mit, Mister. Werd’n mal seh’n, ob Kieran Zeit für se hat.“
    Er führte St. John quer durch die Halle zu einer Art spanischen Wand. Er roch etwas Süßliches und wollte nicht warten, also machte er einen Schritt nach vorne und blickte um die Wand herum. O’Malley saß hinter einem Stapel leerer Holzkisten, die man zu einem Ersatztisch umfunktioniert hatte. Der Alte wisperte in sein Ohr. Noch ehe er geendet hatte, trafen sich ihre Blicke. O’Malley starrte, ohne auch nur zu zwinkern, auf St. John und er erwiderte den Blick in einer Art Zweikampf. Aus dem Augenwinkel sah er einen Mann in fadenscheinigen Kleidern, der ihn wachsam anblickte, eine Hand wie schützend auf ein paar Schmuckstücken und einer silbernen Teekanne.
    „Du hast deinen Kram gekriegt … Jetzt verschwinde“, herrschte O’Malley den Mann an, der sofort aufstand. Der verschlagene Blick, mit dem er St. John bedachte, während er seine Neuerwerbungen in einen Jutesack packte, zeigte, dass dieser Kerl durchaus zu anderem fähig war und nur in diesem Moment O’Malley als den Überlegenen anerkannte.
    „Was ist?“
    St. Johns Magen wurde so heiß, als habe er zu schnell Suppe

Weitere Kostenlose Bücher