Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper
diesen wundervollen Körper nackt zu sehen. Vollkommen nackt. Er wollte O’Malley anschreien, er solle ihn benutzen. Zu Boden werfen und in ihn eindringen wie in eine Frau. Doch seine Stimme versagte ihm den Dienst. Seine Kehle brannte und seine Brust war umgeben von einem eisernen Ring.
Es war ein Scharren hinter ihnen, das ihn zur Besinnung brachte und sie augenblicklich auseinanderfahren ließ.
„Kieran … McDuff ist vorne … er will mit dir reden.“
St. John konnte wieder schlucken. Mit schreckensweiten Augen starrte er den Banditen an. Doch wie er sich bemühte, dieser gab mit keiner noch so winzigen Geste zu erkennen, dass er seinen Anführer soeben in hitziger Umarmung mit einem Polizisten angetroffen hatte.
O’Malley sah St. John nicht mehr an. Er drängte sich an den Kisten vorbei und ging davon. St. John musste sich setzen. Seine Erektion schmerzte und er konnte sich kaum so weit beherrschen, um nicht selbst Hand anzulegen. Der Druck breitete sich von seinen Lenden in seinen Körper aus. Es war ein Gefühl, als müsse seine Haut bersten. St. John wollte schreien: „Komm zurück! Lass es uns zu Ende bringen!“, doch das war unmöglich. Er musste sich an das erinnern, weswegen er hergekommen war. Plötzlich hörte er Stimmen. Aufgeregte Rufe. Eilig umrundete er den Paravent und sah sich um. Ein paar der Blind Dogs standen umher. Was nicht ungewöhnlich war. Es war eher eine merkwürdige Vibration, die in der Luft lag. Eine Spannung, die er vorher nicht wahrgenommen hatte.
„Noch so ein Spruch und ich nagel dich an die Wand!“, hörte er plötzlich O’Malleys Stimme. Sein Blut strömte schneller und in seinem Magen begannen Ameisen zu krabbeln, die sich ihren Weg in seine Adern suchten. Einer der Dogs machte einen Schritt zur Seite und so konnte St. John sehen, was sich vor ihm abspielte: Ein Kerl wie ein Kleiderschrank hatte sich vor O’Malley aufgebaut und hielt in der vor sich ausgestreckten Hand ein Messer.
St. John wurde beinahe schwindelig. Die Bedrohung für den Mann, den er noch vor wenigen Momenten so leidenschaftlich umarmt hatte, war mit beiden Händen zu greifen. Gewiss hatte er das eine oder andere Mal eine brenzlige Situation erlebt – aber O’Malley hatte offensichtlich keine Waffe und der Kerl war doppelt so breit wie er. Dazu die abwartende Haltung der Umstehenden … Er war sich nicht einmal sicher, ob die Dogs ihrem Boss zur Seite springen würden, wenn es hart auf hart käme. Konnte es sein, dass sie dies, einer modernen Theorie folgend, für eine Art natürliche Auslese hielten?
Der Ochse machte einen überraschend gewandten Schritt nach vorne, den O’Malley mit einem Sprung zur Seite parierte. Noch hatte der andere keinen Stich versucht, aber St. John wusste, dass dies nur eine Frage der Zeit war.
Mit einem Mal wurden alle Bewegungen schneller. Das Abwartende, Erforschende war verschwunden. Alle Angriffe erfolgten plötzlich. Scheinbar ohne jede Warnung. Aber O’Malley war flink. Er bewegte sich geschickt und verblüffte seinen Gegner durch unerwartete Schritte. Dann aber warf sich der Ochse nach vorne, ließ seine Hand vorschnellen, wurde jedoch durch O’Malley pariert, der in der Drehung einen Knüppel an sich gebracht hatte, mit welchem er einen mächtigen Schlag in den Nacken des Ochsen anbrachte. Dieser stöhnte auf, fluchte und taumelte ein paar Schritte auf O’Malley zu, brach dann aber zusammen.
„Bringt das Arschloch weg!“, kommandierte der und ein paar seiner tatenlosen Dogs folgten seinem Befehl.
Einem Impuls folgend wollte St. John weglaufen, sich O’Malley entziehen, als dieser auf den Paravent zusteuerte.
Jetzt standen sie sich wortlos gegenüber. Sahen sich an, ohne die körperliche Berührung zu suchen.
„Hast du noch … Fragen?“, sagte O’Malley und seine Stimme klang seltsam gepresst. St. John fiel auf, dass er seinen Arm gegen die Seite zu drücken schien.
„Ich will wissen, was du mit Eddowes an dem Abend zu reden hattest.“
„Sie war da. Ich habe sie gesehen. Sie war besoffen.“ O’Malleys Atem ging schwerer. Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und entzündete eine Zigarette, was irgendwie unbeholfen wirkte, da er den Arm zu heben vermied. „Ich habe sie zusammengestaucht.“
„Warum?“, beharrte St. John und wunderte sich über den Schweiß auf O’Malleys Stirn. Er wird nervös, dachte er. Und mit einem gewissen Entsetzen fuhr ihm durch den Kopf, dass er möglicherweise in die Enge getrieben war.
„Weil
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