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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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bemerkte. Sein Magen zog sich zusammen.
    „Gott steh mir bei!“ Alles in ihm wollte ihn zum Weggehen zwingen. Ohne weiter in die Dunkelheit geleuchtet zu haben, war ihm klar, was er hier finden würde: Ein neues Opfer des Schlitzers. Seine Hände bebten, seine Knie waren weich und wollten ihn nicht mehr tragen. Doch seine Dienstpflicht gebot, sich der Frau zu nähern. Mochte sie nicht vielleicht noch leben? Bewusstlos? Niedergeschlagen?
    Er wusste es besser und die dunkle, glänzende Flüssigkeit, die er sah, ohne zu ihrem Kopf geschaut zu haben, bestätigte seine Befürchtungen. Watkins zwang sich mit eisernem Willen, hinzusehen.
    Und dann rannte er. Mit schwankender Lampe, die bebende Schatten malte, rannte er. Der Wachmann richtete sich auf und sah ihn an.
    „Um Himmels willen …“, stammelte Watkins. „Eine weitere Frau ist in Stücke geschnitten worden!“
    Der Wachmann ließ seinen Besen fallen und eilte mit ihm zu der Leiche. Kurz lenkte er das Licht seiner eigenen Lampe über den blutbesudelten Körper.
    Watkins erkannte nur, dass man das Gesicht der Frau zerschnitten hatte. „Kommen Sie!“ Sie rannten auf die Mitre Street, wo er mit der Trillerpfeife seine Kollegen alarmierte.
    Minuten später war das ganze Viertel auf den Beinen. Wenige Stunden später ganz London.
    Inspector Richard St. John kam gegen Morgen am Mitre Square an. In den Fenstern harrten die Schaulustigen aus und es gab kaum eine Handbreit freien Boden, wo man hätte stehen können.
    „Na, mein Lieber? Wenn jetzt eine Bombe explodieren würde, wäre die halbe Londoner Polizei ausgelöscht.“
    Eine heruntergekommene Frau, die wie Ende dreißig aussah, aber vermutlich erst siebzehn oder achtzehn sein mochte, hielt Richard am Ärmel und schenkte ihm einen aufreizenden Blick.
    „Im Stehen kostet’s zwei Shilling, Sir.“
    St. John starrte verblüfft in die geröteten Augen der Dirne und wurde erst von seinem Vorgesetzten aus den Gedanken gerissen, der zischte: „So … und nun ist’s auch wieder gut, Bella. Sieh zu, dass du heute woanders anschaffen gehst.“
    Das Mädchen zuckte kess mit den Schultern und wackelte im Davongehen übertrieben mit dem Po.
    „Die kennen Sie noch nicht, mein lieber St. John. Bella Hawkins. Auch Pretty Bella oder Bella Murdoch. Sie wechselt die Namen öfter als die Wäsche.“
    Chief Inspector Walker war ein Mann Mitte fünfzig. Er trug einen üppigen Backenbart und seine Schläfen ergrauten. Sein ehemals dunkelblondes Haar hatte sich mittlerweile hinter seinen Scheitel zurückgezogen und den strahlend blauen Augen Platz gemacht, die stets irgendwie belustigt auf die Welt blickten. Und dies von einer ungewöhnlich hohen Warte aus, denn Chief Inspector Walker war der mit Abstand größte Mann unter denen, die in diesem Moment den Mitre Square bevölkerten. Wenn St. John auch beinahe Auge in Auge mit ihm stand. Man sah dem wesentlich älteren Beamten seine Herkunft aus der Landbevölkerung an – er war von muskulöser, massiger Statur und hatte stets gerötete Wangen, als käme er von einem ausgedehnten Ausritt.
    St. John war dagegen geradezu zierlich. Sein Teint war blass und in guten, frischen Momenten schimmerte er wie Perlmutt. Sein Körperbau fast hager, sehnig und mit durchscheinenden kräftigen Adern. Er trug – entgegen der durch Prinz Albert eingeführten Mode – keinen Backenbart, sein Haar auch nicht durch Brillantine gebändigt, sondern seine braunen Locken bis beinahe auf die Schultern wallend.
    „Das ist nicht Westminster – das ist Bloomsbury!“, hatte Polizeichef Charles Warren ausgerufen, als er St. John das erste Mal gesehen hatte. Aber Walker hatte sich durchgesetzt und ihm eine Chance gegeben, weil er der Meinung war, dass er ohne Zweifel das Zeug zu einem hervorragenden Polizisten hatte. Was Walker Warren auch sagte.
    St. Johns Gesicht hatte die Form eines rundlichen Ovals, wobei seine Lippen fein geschwungen waren und seine Nase unauffällig. War er auch erst Ende zwanzig, zeigten seine Augen doch eine tiefe Melancholie, die nicht zu seinem manchmal naiven Ausdruck passen wollte, wie man ihm häufig sagte.
    Wie immer hielt St. John auch jetzt seine Zigarette zur Handfläche gedreht, während seine Finger diese als eine Art Höhle umgaben. Er rauchte viel. Manchmal zu viel, wenn andere seinen Husten im Büro der Metropolitan Police hören mussten. Er beugte sich ein wenig nach vorne und zog intensiv an seiner Zigarette. Dann inhalierte er tief.
    „Wollen wir?“ Walker bahnte

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