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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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John zog es vor, zu schweigen, bis sie am Eaton Place hielten. Sie stiegen aus. Es war etwas milder und so hatte sich der Schnee in Regen gewandelt. Dieser fiel in gleichmäßigen Bindfäden.
    Kieran schlug den Kragen seiner Jacke hoch und zog die Schultern zusammen. „Hier wohnst du also …“, sagte er verhalten, als sie die Stufen zu St. Johns Elternhaus hinaufgingen.
    Als er den Türklopfer betätigte, fügte Kieran an: „Und nicht im Souterrain, wie es aussieht …“
    „Sir!“, begrüßte Berner St. John und unterstrich seine Worte mit einer leichten Verbeugung.
    „Berner … ich habe einen Freund bei mir. Lassen Sie Tee und Sandwiches im Gelben Salon servieren.“
    Mithilfe eines Dieners nahm der Butler ihnen die Jacken ab.
    „Sehr unfreundliches Wetter, nicht wahr, Sir?“
    „Ja, Berner. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt.“
    „Gewiss, Sir.“
    Ihm fiel auf, dass Kieran sich so gut wie nicht umsah. Er benahm sich, als verbringe er eine nicht unbeträchtliche Zeit in solchen Herrschaftshäusern. Doch dies schob St. John auf Kierans Fähigkeit, zu schauspielern, um sich nicht anmerken zu lassen, dass er beeindruckt war.
    Nachdem der Butler die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, eröffnete Kieran die Unterhaltung. „Man scheint gut zu verdienen, als Polizist.“
    St. John schenkte ihm Whisky ein und Kieran trank.
    „Es gehört meinen Eltern. Nicht mir. Mir gehört im Moment nur das, was ich von meinem Lohn kaufe.“
    „Aber du erbst das alles … oder hast du einen älteren Bruder?“
    „Nein. Nur eine Schwester.“
    Kieran stand am offenen Kamin vor dem prasselnden Feuer und schwenkte das bernsteinfarbene Getränk in seinem Glas.
    „Dann sollte ich mich vielleicht an sie heranmachen und heiraten. Sie kriegt doch eine vernünftige Aussteuer mit, denke ich mir?“
    „Ha, ha …“, machte St. John gedehnt.
    Kieran leerte seinen Drink, stellte das Glas ab und steuerte auf die Tür zu.
    „Wohin gehst du?“, fragte St. John verblüfft.
    „Du hattest genug Spaß mit mir für einen Tag, mein Freund.“ Damit öffnete Kieran und prallte fast gegen Lizzy. Mit einem knappen Nicken, das sie entgeistert erwiderte, war er auch schon an ihr vorbei.
    Im nächsten Moment hörte er die Haustür zufallen. Jetzt erst löste sich seine Schwester von der Tür und betrat den Salon.
    „War er das?“
    St. John nickte betreten. Er begriff, dass er etwas Ungeheuerliches getan hatte. So saß er da und schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß nicht, was mit mir los ist … Ich kann nicht mit Kieran und ich kann nicht ohne ihn sein. Nachts kann ich nicht schlafen und Tags finde ich keine Ruhe. Es ist völlig verrückt …“
    Lizzy nahm sich einen Drink und sah hinaus auf die regennasse Straße, wo die Kutschen mit Getöse durchfuhren.
    „Ich habe noch nie gehört, dass wirkliche Liebe, wirkliche Leidenschaft ohne eine gewisse Prise Wahnsinn vonstattengegangen wäre.“
    „Liebe Elizabeth, du klingst wie einer deiner kitschigen Romane.“ Zu schmunzeln fiel ihm ebenso schwer, wie eine heitere Miene aufzusetzen.
    „Danke. Dann haben meine kitschigen Romane nun mal recht. Das ist fein. Und sollte dir zu denken geben. Im Übrigen kannst du ihn gar nicht so vor den Kopf gestoßen haben, denn immerhin steht er noch da drüben rum.“
    Blitzschnell war St. John auf den Füßen und am Fenster. „Tatsächlich!“, stieß er hervor.
    Kieran stand auf der anderen Straßenseite, den Kragen aufgestellt und die Hände tief in die Hosentaschen gegraben.
    „So verhält sich also einer der gefürchtetsten Verbrecher des Empire … Steht vor unserem Haus wie ein liebeskranker Pennäler.“
    „Rede nicht so über ihn!“, zischte er seine Schwester an, versunken im Anblick seines Geliebten, an dessen dunklen Locken der Regen hinabtropfte.
    „Er sieht wirklich gut aus. Das kann man nicht anders sagen“, sagte Lizzy leise. „Gib gut auf ihn Acht!“
    Als hätte er bemerkt, dass er beobachtet wurde, drehte Kieran sich in diesem Moment weg und verschwand schnellen Schrittes aus ihrem Blickwinkel.
    Wenn Walker mit den Fingern zu trommeln begann, bedeutete dies im Allgemeinen wenig Gutes. Dies wurde noch dadurch unterstrichen, dass er St. John, der gerade eingetreten war, einen langen Blick zuwarf.
    „Sir?“
    „Wissen Sie, dass kein Mensch unschuldig ist?“ Intensiveres Trommeln auf dem schlammfarbenen Aktendeckel. „Man denkt, man kennt einen Menschen … und dann … Ich würde so mancher jungen Dame, die sich zu heiraten

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