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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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so zu einer Folgerung zwingen.
    „Scheiße“, war alles, was ihm, einfiel.
    „Genau“, bestätigte Walker. „Diese Akte, lieber St. John, lag auf dem Schreibtisch vom Commissioner. Aber jetzt brauche ich dringend eine Pause. Ich würde vorschlagen, Sie begleiten mich auf einer kleinen Kutschfahrt.“
    Kurze Zeit später standen sie vor dem Zugang zum Miller’s Court.
    „Was tun wir hier?“, fragte St. John.
    „Ehrlich?“ Walkers Blicke wanderten die Straße auf und ab. „Ich weiß es nicht. Ich wollte mit ihnen in Ruhe sprechen. Hier … im Angesicht der Toten. Damit wir uns jederzeit des Ernstes der Lage bewusst sind. Bewusst auch der Tatsache, dass der Mörder sich schon heute Nacht wieder auf den Weg machen kann. Dass er vielleicht jetzt, in diesem Moment, irgendwo sitzt und seine Messer sortiert. Eine Tasche richtet. Was auch immer.“
    St. John verlangte es nach einem bequemen Sitzplatz, doch er verstand und respektierte Walkers Wunsch, sich hier, im Stehen zu unterhalten.
    „Ich sehe es wie Sie … O’Malley ist nicht der Ripper. Wobei ich nicht mal so sehr sein Alibi meine. Dass er bei dem Mord an Kelly in Ihren Armen gelegen hat, spricht in diesem einen Fall für ihn, nicht aber, was die anderen Frauen angeht. Natürlich wäre auch einer seiner Männer möglich. Doch auch daran glaube ich nicht. Für die Blind Dogs ist nur eines wichtig: Ruhe! Absolute Ruhe unter den Huren. Was der Ripper getan hat, ist Gift für O’Malleys Geschäfte. Die Frauen sind verunsichert, an jeder Ecke Polizei und ausbleibende Kunden, weil jeder fürchtet, für den Ripper gehalten und vom Mob aufgeknüpft zu werden.“
    St. John wusste, was er meinte, denn in den letzten Wochen hatte es genügend Fälle gegeben, wo Männer Prostituierte angesprochen hatten, die, erfüllt von Todesangst Zeter und Mordio gebrüllt und für den einen oder anderen Menschenauflauf gesorgt hatten. Zwar war bis jetzt nichts passiert, aber man konnte nie wissen …
    „Nein, O’Malleys Geschäfte gehen mit Sicherheit im Moment so schlecht wie lange nicht. Deswegen komme ich auch auf eine ganz andere Vermutung. Diese lückenhafte Akte … Hören Sie, St. John …“
    Walker beugte sich ihm so weit entgegen, dass er die Poren in seinem Gesicht sehen konnte. Die Blicke seines Vorgesetzten wanderten unruhig hin und her. So hatte er ihn noch nie erlebt. Heiß schlug dessen Atem gegen seine Haut.
    „Ich brauche Sie jetzt! Wenn Sie sich bereit erklären, mit-zumachen, kratzen wir ganz oben am Lack.“
    St. John verstand nicht. Wollte nicht verstehen.
    „Wir tun es für all die Mädels, die keine Chance hatten. Die Frauen, die nichts kennen als Armut, Hunger, Suff und Gewalt. Für die Frauen, bei denen irgendwer irgendwann beschlossen hat, dass sie genau so leben und sterben sollen, dass sie Dreck sein sollen in diesem Land. Ja? Sie haben die Verbindungen … sie können an Orte, wo man mich nicht mal in die Nähe ließe.“
    Jetzt wurde es spannend. St. John dachte an seine Gefühle beim Lesen von Kierans Akte. Endlich würden ihm seine gesellschaftlichen Kontakte mal zu etwas nutze sein.
    „Ich bin dabei, Sir. Was ich kann, werde ich tun!“
    „Gut. Gut, St. John. Ich wusste, ich kann auf Sie zählen! Folgendes … Haben Sie jemals vom Five to Twelve Club gehört?“
    St. John grübelte, aber der Name sagte ihm nichts.
    „Gut. Es handelt sich um einen Club reicher und einflussreicher Männer aus ganz England und vom Kontinent. In diesem Club, zu dem nur Mitglieder Zutritt haben, die einstimmig in den Kreis gewählt wurden und nur durch einen Bürgen ausgewiesen sind, können Zugehörige alles, wirklich alles ausleben, wonach ihnen der Sinn steht. Es gibt keine Grenzen. Keine religiösen, moralischen oder sonst wie begründeten. Sie wissen sich auf alle Zeiten von den Ihren beschützt. Und gedeckt.“
    Es war ein Schlag in die Magengrube. Hatte er sich zuvor noch allein der Ignoranz bezichtigt, so musste er jetzt mit anhören, dass im Prinzip seine ganze Klasse verkommen, korrupt und widerwärtig war. Es wollte ihm erscheinen, als habe der Ripper mit seinen Morden nicht nur das East End hinter seinem Vorhang hervorgerissen, sondern die ganze englische Gesellschaft.
    Und es machte Sinn, dass Walker den Five to Twelve Club in seine Überlegungen einbezog. Hatte er nicht mehrere Leute den Verdacht äußern hören, ein Arzt, und damit ein Mitglied des gebildeten Standes, könne einzig und allein solche Metzeleien durchführen?
    „Was meinen Sie,

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