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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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und hatte das sichere Gefühl, hintergangen worden zu sein. Nie in seinem Leben würde er die Bilder vergessen können, die ihm Hitze ins Gesicht trieben, gespeist aus Zorn, Schmerz und Scham.
    Plötzlich war alles Glück, die Entspannung – alles war verschwunden. Sein Körper hatte sich schlagartig in eine taube Fläche verwandelt. Alles, was in den zurückliegenden Minuten geschehen war, hatte seine Bedeutung verloren. Da gab es nur noch Kieran, der sich von einem buttrigen Mann mittleren Alters benutzen ließ.
    Und da fielen ihm auch wieder die Hinweise ein, auf seine Vergangenheit als Straßenhure. Aber all diese rationalen Gründe nutzten nichts. Schmerz raste durch seinen Verstand, scharf und brennend wie Säure. Er schloss die Augen, als könne er verschwinden lassen, was kaum zu ertragen war. Jener Druck in seinem Magen, der nicht abebben wollte. Die Tränen, die in seinen Augen standen und jeden Moment über die Wimpern zu rutschen drohten.
    „Wer ist das da?“, fragte er leise und schien niemand Bestimmten zu meinen.
    Montague tauchte wie aus dem Nichts auf, beugte sich ein wenig herab und schaute über St. Johns Schulter.
    „Das? Eine Nutte. Warum?“
    „Nein. Der andere.“
    Er sah aus dem Augenwinkel Montagues Feixen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir Namen nenne, bevor du offizielles Mitglied bist? Aber die Nutte kannst du haben. Er hat alles drauf, was du dir wünschst und er ist alles andere als zimperlich.“
    „Was meinst du damit?“ St. John hörte seine eigene Stimme, kalt und professionell.
    „Wir benutzen ihn gerne, wenn wir … Nun, wenn mal jemand etwas kräftiger hinlangen will. Auspeitschen. Vergewaltigen. Fesseln. Penetrieren mit Gegenständen.“
    Instinktiv hob St. John abwehrend die Hand.
    „Genug.“ Was er gesehen hatte, war schon zu viel. Von den Worten Montagues dazu verleitet zu werden, sich Kieran vorzustellen, wie er … Nein. Das ging über seine Kräfte. Wieso tat er das? Ließ sich so missbrauchen? Von beiden Möglichkeiten, die ihm in diesem Moment einfielen, gefiel ihm keine, denn entweder genoss sein Liebhaber diese Misshandlungen oder er erbrachte eine Gegenleistung für erwiesene Gefallen dieser Männer in ihren machtvollen Positionen. Hatte er als Mensch und Mann genug gesehen, so musste er als Polizist doch weitermachen.
    Also zog er seine Hose hoch, ordnete Hemd, Weste und Jackett und folgte Montague, der ihn weiter durch die Unterwelt dieses Clubs führte.
    Als sie vor der letzten Tür standen, fühlte er sich wund an Leib und Seele. Es gab kaum noch eine Perversion, deren Zeuge er nicht geworden wäre. Ja, selbst Tiere als Opfer der Gier der Herren waren aufgetaucht.
    „So, und nun willst du mit Sicherheit ausspannen. Dich ein wenig ablenken.“
    Montagues Lächeln hatte etwas Mephistophelisches. Er war der Versucher, der St. John durch Abgründe und Labyrinthe leitete. Ein Pan, der vorgab, zu führen, und doch nur in den Untergang trieb. Als er die letzte Tür öffnete, sah sich St. John augenblicklich von einer gräulichen, von süßem Wabern durchzogenen Wolke umgeben. Blumige Düfte, die schweren Parfüms eines Harems, die die Seele zum Brodeln brachten. Teilte sich hie und da der Nebel, erkannte er dunkelrote Teppiche an den Wänden. Herabhängende Troddeln aus dickem Gold. Von irgendwoher, aus dem Nebel über ihm, erklangen Pfeifen, vielleicht auch die eine oder andere leise Trommel. Kaum mehr als der Schlag eines Herzens außerhalb der Brust.
    „Kommt her, Meister!“, flüsterte eine zarte Stimme und jemand reichte ihm ein Mundstück, an dessen Ende ein Schlauch befestigt war. Zierliche Hände streiften seine durchgeschwitzte Kleidung ab. St. John drehte sich nach den Händen um und suchte zugehörige Körper. Doch wie er einen Schemen zu erkennen glaubte, war dieser auch schon wieder in wabernden Wolken verschwunden.
    „Eine Pfeife … Nimm einen Zug, lieber Freund!“, ermunterte Montague ihn und als hätten Düfte und Reize gepaart mit dem undurchdringlichen Nebel ihn in eine andere Welt versetzt, die nichts mehr mit seiner Realität gemein hatte, nahm St. John das Mundstück und inhalierte tief.
    Als der Rauch in seinen Körper einströmte, hinterließ er ein Gefühl tiefster Ruhe, ja Taubheit. Ein merkwürdiges, nie gekanntes Desinteresse an allem, was sich um ihn herum abspielen mochte. Er näherte sich mit jedem Zug einer Entspannung und Gelassenheit, die ihn an seine Kindheit gemahnte. An die herrlichen Zeiten im Zimmer

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