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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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seiner Nanny, wenn diese ihm die Brust an die Lippen gehalten hatte und er nicht mehr tun musste, um seine Existenz aufrechtzuerhalten, als die harten, aufgerichteten Nippel zwischen seine Lippen nehmen und saugen. Fest saugen. Bis die Amme sich zurücklehnte, den Kopf in den Nacken legte und offensichtlich das Gefühl der Erleichterung genoss, wenn ihre Brüste vom Druck der gestauten Milch entlastet wurden.
    St. John legte sich auf einen Diwan, der keinen Anfang und kein Ende zu haben schien. Wie er sich auch bewegte, er wurde umrauscht von Seide und weichen Kissen. Von Samt und duftender Weichheit. Niemals mehr würde er diesen Ort verlassen. Niemals. Er schloss die Augen und träumte von Wolken, über die er wanderte. Wolken, in denen eingewobene Diamanten schillerten und in unzähligen Fünkchen die Sonne reflektierten.
    Ja, so musste der Himmel sein.
    Daran konnte es keinen Zweifel geben.
    Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. St. John erwachte in seinem Bett. Sein Kopf rauschte und der Kopfschmerz war so heftig, dass er die Augen schließen musste. Er hatte keine Ahnung, wie er an den Eaton Place gekommen war. Er erinnerte sich nur an das Gefühl, auf Wolken dahinzuwandern.
    Nachdem er sich aufgerichtet hatte, seinen Mund ausgespült und wieder in sein Bett gestiegen war, kam eine andere Erinnerung. An Kieran und den Fremden, an Kierans andere Seite, die er so glänzend verdrängt zu haben schien. Warum trieb er es mit anderen Männern? Warum hörte er nicht auf damit, wo er doch ihn gefunden hatte?
    Hätte St. John es in diesem Moment zugelassen, wäre er in Tränen ausgebrochen. Doch er verbot es sich. Lag es daran, dass er sich falsche Vorstellungen von Kieran gemacht hatte? Musste ihm sein Verstand nicht sagen, dass dieser ein Gossenköter war? Eine Ausgeburt des Elends, der Armut und der Verzweiflung? Wie konnte er erwarten, dass ein Mann, der nur so hatte überleben können, plötzlich diesen Teil seines Wesens abstreifte, um zu einem romantischen, gebildeten Liebhaber zu erwachsen?
    St. John setzte sich auf. Mochte Kieran auch nicht der Ripper sein – so blieb er doch, wer er war. Ein Kerl, der nur deswegen im Bett so gut war, weil er jede Menge Erfahrung hatte sammeln können.
    Und dann gab es noch die Möglichkeit, dass er den Ripper zumindest kannte. Gab es nicht genügend Hinweise, dass es sich bei dem Killer um einen „besseren Herren“ handelte? Nach dem, was er in dieser Nacht im Club erlebt hatte, war ihm klar, dass ein solcher Ort auf den Ripper wirken musste, wie Gelee auf Wespen.
    Hätte sein Gehirn nicht so gedröhnt und keine längere Gedankenkette zugelassen, er hätte sich mit Sicherheit an all die Punkte aus den Akten erinnert, die dafürsprachen. So musste er sich die Badewanne von einem der Diener füllen lassen, sich reinigen und dann ins Büro fahren, um die Akten nochmals zu studieren.
    St. John war sich sicher. Irgendetwas hatte es gegeben, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Leise fluchend saß er in der Droschke, die sich mühsam durch den Londoner Verkehr vorwärts bewegte. Die Straßen waren dicht gedrängt mit Fahrzeugen und es half nicht wirklich, dass immer wieder Fußgänger ihr Glück versuchten, und von einer Seite zur andern zu kommen suchten. Sein Schädel brummte noch immer und ihm war klar, dass er in diesem verfluchten Höllenclub nicht wenig Opium geraucht hatte.
    In seinem Büro angekommen, warf er sich über die Akten zu den Whitechapel-Morden. Mit größtmöglicher Akribie las er jede Zeile. Kein Detail war zu minimal, um nicht seiner Aufmerksamkeit würdig zu sein.
    Und da war es …
    Die Tür flog auf und Walker kam hereingestürmt.
    „Was ist?“ St. John hatte den Faden verloren. „Ein neuer Ripperbrief?“
    Walker schien zu erstarren. Ließ sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür prallen und sah St. John unverwandt an.
    „Sie haben ihn.“
    Es war ein Satz, der St. John sich erheben ließ. Die Hände auf die Aktendeckel gestützt, den Blick auf Walker geheftet, stand er langsam auf.
    „Was?“ Seine Stimme war tonlos.
    „Kommen Sie, St. John. So kommen Sie doch!“ Eine aufgeregte Röte hatte sich Walkers Gesicht bemächtigt. Seine Augen schimmerten fiebrig und seine Brust hob und senkte sich atemlos. Er ähnelte einem jungen Mann, der auf den Startschuss zu einem herrlichen, aufregenden Spiel wartet. Dabei strahlte er St. John an, ohne sich auch nur einen Fingerbreit von der Tür wegzubewegen.
    Im nächsten Moment rannten sie gemeinsam

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