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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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ausbreiten. Seine Brust erfüllen. Seinen Verstand umweben. Bis er eins wurde in dem Klang. Bis er zu den beiden Liebenden stürzen wollte und sie warnen. Sie packen und ihrem furchtbaren Schicksal entreißen.
    Wie kindisch, dachte er. Wie kindisch ich doch bin. Er war die Oper nicht gewöhnt. Daran lag es wohl. Die Musik war zu stark für ihn. Ergriff ihn in jenen Teilen seines Ich, zu denen er selbst keinen Zutritt hatte.
    Er versuchte, den Schmerz, das Gefühl niederzuringen, dessen Schloss von den Melodien entriegelt worden war. Sehnte sich mit einem Mal nach dem Sinken des Vorhangs wie nie zuvor. St. Johns Finger krallten sich in die Armlehnen, damit er nicht aufspringen mochte, um hinauszulaufen. Zu rennen. Immer weiter. Auf die Straße. Hinaus. Hinaus aus London. Wohin auch immer. Nur weg. Bis zur totalen Erschöpfung. Rennen, um nie mehr rennen zu müssen.
    Die Musik steigerte sich, jagte die Liebenden, schleuderte sie förmlich empor bis zum schieren Wahnsinn. St. John hielt den Atem an. Seine Fingerkuppen schmerzten. Er erkannte ein kleines Stück der Melodie. Hatte es zuvor schon gehört. Freute sich am Wiedergefundenen und konnte doch nicht ruhen. Wurde mit den Liebenden von der Musik umschlossen. Bewegungslos. Hilflos. Rettungslos.
    Der Vorhang fiel.
    St. Johns Hände und Füße waren eiskalt. Kein Blut strömte mehr in ihnen. Nach und nach erst löste sich die Verkrampfung seiner Schultern. Mit einiger Verwirrung bemerkte er, dass sein Vater der Mutter beim Aufstehen behilflich war, denn mit ihrem Kleid war dies kein einfaches Unterfangen. Höflich zog er den Stuhl zurück und reichte ihr die Hand.
    „Kommst du mit? Wir gehen ein paar Freunde besuchen“, fragte seine Mutter mit ihrer Stimme voll heiterer Gelassenheit, die sie ihr ganzes Leben hindurch eingeübt hatte und die sie auch dann noch trug, wenn sie unter einer Last zu zerbrechen drohte.
    „Äh … nein. Ich denke, ich bleibe noch ein wenig sitzen“, erwiderte St. John. Seine Ohren wurden vom Rauschen der Roben und dem dichten Nebel aus Stimmen betäubt, die sich aus dem weiten Rund des Parketts zu den Logen erhoben.
    „Ach … Ich dachte, du wolltest Mont-Angus kennenlernen. Warum auch immer …“
    Als habe man ihn mit einem Sektkühler voll Eiswasser übergeschüttet, zuckte St. John zusammen und starrte seine Mutter an.
    „Mont-Angus … Ach, ja. Gewiss. Ich war noch so von der Musik …“
    Sie lächelte, legte den Kopf ein wenig schräg, was an ihren üppigen Diamantohrringen zu einer Funkenexplosion führte.
    „Wagner ist nichts für Schwächlinge!“, erklärte sie sanft lächelnd. Dann bewegte sie sich ebenso elegant wie grazil quer durch die Loge bis zu der Tür, die sie nach draußen in den von lebhaften Besuchern gefüllten Gang brachte.
    St. John, noch immer benommen vom soeben Empfundenen, musste sich anstrengen, mit ihr Schritt zu halten, da sie das Gedränge in den Wandelgängen gewöhnt war.
    Und so kam es für ihn überraschend, dass seine Mutter stehen blieb, sich mit einem winzigen Beugen des Nackens für einen erwiesenen Handkuss bedankte und sich zu St. John umdrehte.
    „Richard … darf ich dir George Mont-Angus vorstellen? Einen unserer ältesten und liebsten Freunde.“
    St. John verbeugte sich. Weniger aus Überzeugung, denn aus einer seit Kindheit bis zur Reflexhaftigkeit eintrainierten Höflichkeit. Die Verbeugung wurde ebenso reflexartig wiederholt.
    Und da war er. Gerade etwas über mittelgroß. Ein zur Fülligkeit neigender Mittfünfziger mit grauen Schläfen und nach der Mode üppigem Backenbart.
    St. Johns Unterlippe begann zu beben, denn er wusste, wie dieser Mann nackt aussah. Er wusste, wie seine Stimme klang, wenn er einen anderen Mann benutzte. Seine Finger waren blutleer und kalt.
    „Mr. St. John … Es ist mir eine ausgesprochene Freude, sie nach so vielen Jahren wiederzutreffen. Wer hätte erwartet, dass aus dem ungebärdigen kleinen Bengel ein Mann von solcher Statur … solcher Haltung werden würde?“
    Mont-Angus blinzelte nicht. Seine Pupillen ruhten starr auf St. John. Wässrig. Hart. Als blicke man in das Ende eines Eiszapfens.
    Und dann wallte es in St. John auf. Er wollte ein Messer ergreifen und dieser Bestie in die Kehle rammen. Er wollte ihn zerhacken und niedermachen. Er wollte auf den Überresten seiner Leiche herumtrampeln und sie den Schweinen zum Fraße vorwerfen. Diese Schweine wollte er schlachten und die Reste verbrennen. Und Salz über die Asche der Tiere streuen.
    „Wollen

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