Gefährlicher Sommer
weißt, was für eine schreckliche Glucke ich bin. Pat hat nicht zufällig mit dir telefoniert und dir gesagt, was sie vorhaben?«
Pats Mutter lachte. »Es wäre das erste Mal, dass Pat mir sagt, was sie vorhat. Nein, sie hat überhaupt noch nicht bei mir angerufen, seit sie in Teneriffa ist. An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, Brigitte. Wahrscheinlich sind sie am Strand!«
»Wahrscheinlich«, sagte Brigitte munter. »Aber ... ich versuche vielleicht doch noch die Eltern von Angie und Diana anzurufen. Könntest du mir die Nummer sagen?«
»Du bist wirklich unverbesserlich«, stellte ihre Schwester fest, diktierte ihr aber die Telefonnummer der Familie Heller.
Brigitte erreichte auch tatsächlich Frau Heller und wiederholte ihre Geschichte. Die Mutter von Angie und Diane wunderte sich ein wenig. Wie besorgt diese Frau war! Telefonierte in der halben Welt herum, nur weil sie ihren Sohn und dessen Freunde an einem ganz normalen Nachmittag nicht erreichen konnte.
»Ich habe mir früher auch ständig Sorgen um meine Tochter gemacht«, sagte sie, »aber das habe ich mir dann abgewöhnt, auf die Dauer hält man das nicht durch. Nein, es tut mir leid, ich weiß auch nicht, wo sie sein könnten.«
Brigitte ließ nicht locker. »Natürlich, den eigenen Eltern erzählen sie immer am wenigsten. Aber haben Sie eine Idee, mit wem sie gesprochen haben könnten?«
Frau Heller begann nervös zu werden. Warum war diese Frau so hartnäckig?
»Frau Galicano, ich glaube wirklich, die jungen Leute machen sich einen vergnügten Tag am Meer oder bei sonst einem Ausflug. Oder gibt es irgendetwas, was Sie beunruhigt?«
»Nein ... aus ... aus bestimmten Gründen muss ich sie einfach erreichen ...«
»Was Sie versuchen könnten, wäre bei Tom Andresen anzurufen. Er gehört zu ihren engsten Freunden, hatte aber zu Beginn der Sommerferien Scharlach und musste zu Hause bleiben. Soviel ich weiß, ist besonders Pat sehr eng mit ihm befreundet. Möglich, dass sie mit ihm telefoniert hat. Ich sage Ihnen mal seine Telefonnummer. Aber rufen Sie mich bitte gleich an, wenn Sie die Kinder erreicht haben, ja?«
Nun saß noch eine zweite Mutter vor dem Telefon und machte sich Sorgen.
Tom kehrte gerade von einem Ausritt mit Kathrin zurück. Er war ziemlich gereizt, denn von allen Sportarten beherrschte Kathrin das Reiten am schlechtesten. Jedes Mal, wenn er ein Stück galoppieren wollte, fing sie an zu jammern, und schließlich behauptete sie sogar beim Traben, sie werde jeden Moment hinunterfallen. Das Ende vom Lied war, dass sie im Schritt am Meer entlangzockelten und große Mühe hatten, die unruhig tänzelnden Pferde zu zügeln.
»Das eine verspreche ich dir«, sagte Tom, nachdem sie die Pferde abgesattelt und auf die Koppel gebracht hatten, »mit dir reite ich nie wieder aus, darauf kannst du Gift nehmen!«
Er ging ins Haus. Auf der Treppe kam ihm seine Mutter entgegen und sagte, eine Frau Galicano sei am Telefon und wollte ihn unbedingt sprechen.
Tom stürzte an den Apparat.
Brigitte versuchte ihre üblichen Umwege, aber Tom unterbrach sie schon nach wenigen Sätzen. »Ist etwas nicht in Ordnung? Beunruhigt Sie etwas? Sie können es mir ruhig sagen, ich mache mir selber Sorgen!«
Brigitte zögerte eine Sekunde, dann gab sie sich einen Ruck. »Ich weiß nicht, was ich von allem halten soll, Tom. Seit gestern Abend versuche ich zu Hause anzurufen, aber die Telefonverbindung war wieder einmal unterbrochen. Vor einer halben Stunde bin ich endlich durchgekommen. Zu meinem großen Erstaunen meldete sich ein spanischer Junge, ein Freund offenbar von Angie, der in unserem Haus herumlief und sie suchte. Er erzählte mir, es sei keine Spur von den Kindern da, aber Tobi sei gekommen. Er war nicht im Haus, er kam die Straße entlang. Und, Tom, es scheint ihm schlecht zu gehen. Christopho sagt, er legt sich immer wieder hin, schwankt. Es sähe so aus, als habe er einen Schlag gegen den Kopf bekommen!«
Tom holte tief Luft. »O Gott!«, sagte er. Und dann berichtete er der erstaunten und entsetzten Brigitte, was er wusste.
Der Tierarzt hatte Tobi eine Spritze gegeben und richtete sich nun auf.
»Eine leichte Gehirnerschütterung, nehme ich an«, sagte er. »Nichts Schlimmes, aber ihm ist schwindelig und übel. Er muss einfach ruhig liegen, dann kommt das von alleine in Ordnung.«
»Was war das für eine Spritze?«, erkundigte sich Christopho.
»Etwas gegen die Schmerzen und zur Beruhigung. Gib ihm viel Wasser und achte
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