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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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eine Flamme.
    Vom Badezimmerfenster aus hatten sie gesehen, dass es draußen hochsommerlich heiß war, der Himmel blau und die Berge klar, aber hier drinnen war alles modrig, feucht und kalt.
    »Wen sollte er herführen?«, erwiderte Manuel. »Es ist ja niemand daheim.«
    Sie schwiegen bedrückt. Dann sagte Angie: »Mich würde es jetzt erst einmal interessieren, wann wir unser Frühstück bekommen. Es ist schon ziemlich spät!«
    Auch die anderen hörten ihre Mägen knurren. Ab und zu ging jemand draußen auf dem Flur vorbei, dann und wann vernahmen sie auch eine Stimme. Aber niemand kümmerte sich um sie. Auf dem Leuchtzifferblatt ihrer tollen neuen Uhr konnte Angie sehen, wie die Zeit verging. Halb elf, halb zwölf. Zwölf.
    »Wahrscheinlich haben die uns vergessen«, stellte Pat fest. »Sicherlich werden sie irgendwann verschwinden und uns hier ganz unserem Schicksal überlassen. Ich sage euch, wir waren noch nie in einer so furchtbaren Lage.«
 
    Christopho schlich um das Haus der Familie Galicano herum. Es war gleich ein Uhr mittags, und noch immer rührte sich nichts. Es waren aber auch weder die Läden geschlossen noch die Vorhänge zugezogen. Das Haus sah freundlich und bewohnt aus. Christopho konnte nicht klingeln, denn es gab immer noch keinen Strom, aber er hatte jetzt mehrmals laut gerufen, ohne eine Antwort zu erhalten. Ein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte. Er hatte es kaum fassen können, als Angie am vergangenen Abend nicht im »Burning Star« erschienen war. Bis zwei Uhr nachts hatte er gewartet, den Eingang scharf im Auge behalten, immer wieder geglaubt, sie zu sehen, um dann festzustellen, dass es doch eine andere war.
    Schließlich hatte er gedacht, dass sie wohl wieder Ärger wegen irgendetwas hatte und nicht kommen durfte. Deshalb beschloss er, hinüberzufahren und nach ihr zu sehen. Und nun ließ sich niemand blicken.
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie weggehen würde, ohne ihm etwas zu sagen. Wenn sie wirklich nicht hatte kommen dürfen am gestrigen Abend, dann machte ihr das bestimmt zu schaffen, und sie würde eine Möglichkeit suchen, mit ihm zu sprechen.
    Vorsichtig öffnete er das Gartentor, trat ein und ging auf das Haus zu. Er fühlte sich ein wenig nervös, denn als er Angie zum ersten Mal hier besucht hatte, war auch Tobi da gewesen, und er fürchtete, dieser riesengroße Hund würde sich womöglich plötzlich auf ihn stürzen. Aber alles blieb still.
    »Angie!«, rief er. »Angie!«
    Nichts rührte sich. Er ging um das Haus herum. Auf der Terrasse standen die Liegestühle, Handtücher lagen noch herum, Bücher, ein Fotoapparat. Es sah so aus, als sei hier gerade noch alles voller Menschen gewesen.
    Plötzlich begann ein leises Brummen, und Christopho fuhr herum. Aber dann begriff er rasch, woher das Geräusch kam: Die Filteranlage des Swimmingpools war angesprungen. In dieser Sekunde musste der Strom wieder eingesetzt haben.
    Als er das Haus zum zweiten Mal umrundete, bemerkte er die geöffnete Küchentür. Sie war angelehnt, deshalb hatte er es nicht sofort gesehen. Er wusste nicht, dass es die nachlässige Angie gewesen war, die gestern vergessen hatte, die Tür zu schließen.
    Christopho betrat das Haus, und einen Moment lang quälte ihn die absurde Vorstellung, er würde nun womöglich die ganze Familie in ihren Betten ermordet vorfinden. Er dachte an Einbrecher und Mörder, aber dann schüttelte er über sich selber den Kopf. Was für eine alberne Idee!
    Tatsächlich lag überhaupt nirgendwo jemand ermordet herum, tatsächlich hielt sich überhaupt kein Mensch in diesem Haus auf. Christopho schaute in alle Zimmer und überlegte dabei, wie dumm er dastehen würde, wenn jetzt plötzlich jemand käme. Was sollte er erklären?
    Und dann vernahm er auf einmal heiseres Hundegebell aus dem Garten.
    Sofort lief er hinunter, aber zu seiner Verwunderung konnte er niemanden entdecken. Nur der große graue Hund saß auf dem Rasen.
    Auf einmal hatte Christopho keine Angst mehr vor ihm. Er ging auf ihn zu.
    »Tobi! Ich bin es, Christopho!«
    Tobi lief zu ihm hin, beschnupperte ihn. Dann legte er sich wieder hin. Er bellte noch einmal, aber es war nicht sein gewohntes kräftiges, lautes Bellen. Er legte sich auf die Seite und schloss die Augen.
    Irgendetwas stimmte mit dem Tier nicht. Christopho kniete neben ihm nieder. Eine äußere Verletzung konnte er nicht entdecken. Aber ganz offensichtlich hatte Tobi Schmerzen. Immer wieder versuchte er aufzustehen,

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