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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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eines Verstecks in der Nähe.
Brodrick murmelte etwas Unverständliches. Er war wütend, weil Tempest sich
weigerte, ihm zu helfen. Langsam zog er einen kleinen Revolver aus der Tasche.
»Sie sollten sich die Sache noch einmal überlegen.«
    Tempest spürte die Strömung,
die ihre Beine umspülte. Sie war jetzt viel stärker, das Rauschen des Wassers
lauter. Sie hoffte, nicht plötzlich auf einen Wasserfall oder auf Stromschnellen
zu treffen. Schnell watete sie ans gegenüberliegende Ufer und brachte den Bach
zwischen sich und Brodrick, befand sich aber noch immer in der Reichweite
seiner Waffe. Sie war barfuß, hatte ihre Schuhe an den Schnürsenkeln
zusammengebunden und sie sich um den Hals gehängt. Welch eine attraktive Art zu
sterben!, dachte Tempest spöttisch. Nur sie konnte es fertig bringen, gerade
dann barfuß zu sein, wenn sie über steinigen, unebenen Boden flüchten musste.
Was hatte sie nur an sich, dass sie alle möglichen Schwierigkeiten anzuziehen
schien?
    Über sich hörte Tempest
wieder den schrillen, ungewöhnlichen Schrei eines Vogels. Gleich darauf
empfing sie das Bild einer steilen Klippe. Als Tempest das Ufer sicher erreicht
hatte, wich sie weiter vor Brodrick zurück, ohne seine Waffe aus den Augen zu
lassen. Die Mündung zielte auf ihr Herz, obwohl Brodrick ihr nicht durchs
Wasser folgte. Offenbar sollten die glänzend geputzten Schuhe trocken bleiben.
    Der erste Schuss hallte
durch die Stille des Waldes. Die Kugel zischte dicht an Tempests Ohr vorbei und
schlug einige Meter hinter ihr in den Waldboden. Die Tannennadeln stoben auf.
Tempest stolperte rückwärts, rannte jedoch nicht davon. Die scharfkantigen
Steine unter ihren Füßen schnitten ihr in die Sohlen. Doch Tempest bemerkte die
Verletzungen kaum. Gleich darauf ertönte ein zweiter Schuss, und sie versuchte,
sich schneller von Brodrick zu entfernen, noch immer rückwärts, nach wie vor
den Blick starr auf den Revolver gerichtet.
    Die Zeit schien
stillzustehen. Tempest sah, wie sich die Blätter der Bäume im Wind wiegten,
hörte den gellenden Schrei des Vogels über sich. Sie entdeckte den kalten,
seelenlosen Ausdruck in Brodricks Augen und wich weiter zurück.
    »Warum tun Sie das ? Wenn
Sie sich nun irren? Dann haben Sie eine unschuldige Frau umgebracht, weil Sie
glauben, dass sie mit einer Bande von Vampiren gemeinsame Sache macht. Ich
stehe doch am helllichten Tag draußen in der Sonne. Fällt Ihnen daran denn gar
nichts auf?« Tempest versuchte, Zeit zu gewinnen.
    »Das Zeichen an Ihrem Hals
ist der einzige Beweis, den ich brauche«, erklärte Brodrick. »Sie sind eine
sterbliche Dienerin der Vampire.«
    »Dann müssen wohl alle
Teenager in ganz Amerika zu den Dienern der Vampire gehören. Seien Sie doch
nicht dumm, Brodrick. Ich bin Automechanikerin, nichts weiter.« Wieder und
wieder schnitten die Felskanten in Tempests Füße. Verzweifelt suchte sie nach
einem Ausweg.
    Plötzlich spürte sie, wie
sie mit einer Ferse ins Leere trat. Sie hatte das Ende des Felsvorsprungs
erreicht und stand nun am Rand einer Klippe. Der Boden unter ihren Füßen
bröckelte. Wieder hörte sie den Schrei des Vogels, diesmal aus nächster Nähe,
wagte es jedoch nicht, den Blick von Brodrick abzuwenden.
    »Springen Sie«, befahl
Brodrick grinsend und fuchtelte mit seinem Revolver in der Luft herum. »Wenn
Sie nicht springen, wird es mir ein großes Vergnügen sein, Sie zu erschießen.«
    »Das würde ich vorziehen«,
erwiderte Tempest grimmig. Es erschien ihr nicht gerade wünschenswert, sich in
den Tod zu stürzen.
    Tempest, ich spüre deine
Furcht. Die Stimme klang ruhig und fest, ohne den leisesten Hauch von
Beunruhigung. Dein Herz schlägt viel zu schnell. Zeige mir den Grund für deine Angst, damit
auch ich sehen kann, in welche Schwierigkeiten du dich schon wiedergebracht
hast. Darius' Stimme schien aus weiter Ferne zu ihr zu dringen.
    Sie musterte Brodrick
eingehend. Ich bin mir sicher, dass er an dem Anschlag auf Desari vor einigen Monaten
beteiligt war. Er hat es mir selbst gestanden. Starr blickte
Tempest auf die Waffe.
    Brodrick drückte ab, und die
Kugel schlug nur wenige Zentimeter neben ihrem Fuß gegen einen Stein, von dem
sie abprallte und ins Leere fiel. Tempest schrie auf, verlor den Halt, ruderte
mit den Armen und versuchte, das Gleichgewicht zu behalten.
    Sie sah nicht, wie sich die
Waffe langsam in Brodricks Hand umdrehte und auf seine eigene Schläfe zielte.
Auch bemerkte sie nicht, wie sich sein Finger um den Abzug schloss.

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