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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Tempest
wusste nichts davon, dass dem Mann Schweißperlen auf die Stirn traten, während
er entsetzt die Waffe in seiner Hand betrachtete. Brodrick kämpfte mit einem
unsichtbaren Gegner um die Kontrolle über den Revolver. In Darius' augenblicklichem
Zustand, während das Tageslicht seine immensen Kräfte schwächte, kostete es ihn
große Anstrengung, den Willen des Sterblichen zu brechen. Tempest hörte den
lauten Knall der Waffe, gerade als sie über den Rand der Klippe stürzte.
    Tief in der Erde fluchte
Darius. Natürlich musste Tempest ausgerechnet jetzt in eine solche Situation
geraten! Es war zu früh, um sich zu erheben. Noch war er schwach und verwundbar
und konnte ihr nicht persönlich zu Hilfe kommen. Nur wenige, besonders mächtige
Karpatianer vermochten dem Tageslicht zu trotzen. Nur mithilfe seines eisernen
Willens, den er im Laufe der vielen Jahrhunderte geschult hatte, und seiner
Sehnsucht nach Tempest gelang es Darius, den Sterblichen zu besiegen, der sie
bedrohte. Die Sonne stand hoch am Himmel, die heilende Erde umschloss ihn, und
doch war sein Wille stärker.
    Verzweifelt glitten Tempests
Hände über die Felswand. Sie versuchte, einen Vorsprung zu finden, der ihr Halt
gab, damit sie nicht weiter hinunterstürzte. Dann rutschte sie ab. Die Felsen
bröckelten unter ihrem Griff und schürften die Haut ihrer Hände ab, während sie
fieberhaft nach etwas tastete, an dem sie sich festhalten konnte. Schließlich
wurde ihr Fall von einer Baumwurzel gebremst, die aus der Felswand ragte. Als
Tempest bäuchlings auf die Wurzel traf, nahm ihr der Aufprall den Atem. Doch
sie hielt sich geistesgegenwärtig mit beiden Händen daran fest, während sie
versuchte, ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen.
    Obwohl sie so zierlich war,
ließ ihr Gewicht die Baumwurzeln gefährlich beben. Tempest schrie auf, klammerte
sich noch fester an das morsche Holz, während ihre Beine hilflos im Nichts
baumelten. Über sich hörte sie plötzlich rauschende Flügelschläge, die sich auf
sie zubewegten. Ein riesiger Vogel befand sich im Sturzflug. Tempest wandte den
Kopf zur Seite, um ihre Augen mit ihrer Schulter zu schützen, und verhielt sich
so still wie möglich. Sie befürchtete, in der Nähe des Vogelnests abgestürzt zu
sein. Zwar hatte Tempest noch nie zuvor einen Adler aus der Nähe gesehen, doch
dieser Vogel war zu groß, um einer anderen Art anzugehören. Seine Augen waren
stechend und klar, der Schnabel gekrümmt und scharf. Tempest schätzte, dass die
ausgebreiteten Flügel des Vogels eine Spannweite von zwei Metern haben mussten.
Offenbar war der Adler wirklich fest entschlossen, sein Nest zu verteidigen.
»Es tut mir Leid, es tut mir Leid«, flüsterte Tempest verzweifelt.
    Doch plötzlich unterbrach
der Vogel seinen Sturzflug und stieg wieder höher in den Himmel hinauf. Er
umkreiste Tempest und kam dabei langsam näher. Vorsichtig blickte sie sich um.
Unter ihr gähnte der Abgrund. Sie würde den Sturz keinesfalls überleben. Dann
blickte sie auf und schätzte ihre Chancen ein, wieder hinaufzuklettern.
Außerdem erwartete sie jeden Augenblick, Brodricks Gesicht am Rande der Klippe
zu sehen, bevor er einen weiteren Schuss auf sie abfeuerte.
    Die Klippe war zu steil, und
Tempest konnte keinen einzigen Vorsprung entdecken, an dem sie sich hätte
festhalten können. Wie lange würde es ihr gelingen, sich an diese Baumwurzel zu
klammern? Darius würde sie retten, doch nicht ehe die Nacht hereinbrach. Wie
viele Stunden würde sie es hier aushalten? Und würde die morsche Baumwurzel sie
überhaupt so lange tragen? Schon jetzt entdeckte Tempest, dass die Erde um die
Wurzel herum abbröckelte. Doch noch immer klammerte sie sich mit aller Kraft an
dem morschen Holz fest.
    Tempest. Der Vogel wird noch
ein Mal auf dich zufliegen. Wenn er dich erreicht hat, musst du die Baumwurzel
loslassen. Wie immer klang Darius völlig ruhig. Sie hätten sich
ebenso gut über das Wetter unterhalten können.
    Wenn ich loslasse, falle
ich hinunter, Darius. Tempest bemühte sich, nicht allzu hysterisch zu
klingen, doch falls es je einen Augenblick gegeben hatte, in dem Hysterie
angebracht zu sein schien, so war er vermutlich jetzt erreicht.
    Vertrau mir, Kleines. Ich werde
nicht zulassen, dass du stirbst. Der Vogel wird dich in Sicherheit bringen.
    Er ist nicht stark genug dazu. Ich wiege fast fünfzig Kilo.
    Ich werde ihm helfen. Du musst
mir gehorchen, Tempest. Der Adler ist bereits auf dem Weg zu dir.
    Tempest spürte die Wirkung
von

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