Gefährlicher Verführer
Tempest. Nur mit großer Mühe gelang es ihr, den
Blick von seinen funkelnden Augen abzuwenden. Aber sie wäre verloren, wenn sie
es wagte, seinen vollkommenen Mund zu betrachten. »Du glaubst, deinen Willen
durchsetzen zu können, indem du mich verführst, Darius, aber es wird nicht
funktionieren. Ich kann mich selbst im Augenblick nicht besonders gut leiden
und weiß, dass es nicht allein deine Schuld war. Aber bevor du zu überheblich
wirst, will ich dir sagen, dass ich dich heute weit weniger respektiere als
gestern.« Sie zögerte. »Falls es gestern war.«
»Du kannst ein Bad im Teich
nehmen.« Darius bemühte sich, seine Worte nicht wie einen Befehl klingen zu
lassen. Sein Körper schien selbst auf die kleinste Berührung von ihr zu
reagieren. Doch er wagte es nicht, sich ihr zu nähern, während sie ihn so
wütend ansah und selbst ihr rotes Haar Funken zu sprühen schien.
»Erteilst du mir deine
Erlaubnis?«, fragte Tempest sarkastisch.
Darius neigte den Kopf zu
ihr hinunter, weil sie ihre Lippen wieder zu diesem unwiderstehlichen
Schmollmund verzogen hatte. Er küsste sie, kostete ihre warme Süße, die sie
selbst in ihrem Zorn nicht verlor, und schloss sie für immer in sein Herz.
»Kein Wunder, dass du ständig in Schwierigkeiten gerätst«, murmelte er und
ließ dann seine Lippen über ihre Mundwinkel zu dem kleinen Grübchen und
schließlich zu ihrem Kinn gleiten. Dann küsste er ihren Hals. Ihr Puls schlug
heftig unter seinen Lippen und weckte seinen Hunger. Er schien wie aus dem
Nichts zu kommen, plötzlich und drängend, während sein Verlangen aufs Neue
erwachte und ihn dazu drängte, Tempest wieder und wieder zu besitzen.
Sie wich zurück, und ein
misstrauischer Ausdruck trat in ihre smaragdgrünen Augen. Darius war so stark,
besaß so viel Macht über sie, während sie der Situation hilflos ausgeliefert
war. Sie war seine Gefangene, in einem Versteck tief unter der Erde. Er konnte
sie für alle Zeiten hier festhalten. Bislang war sie noch nicht auf diesen
Gedanken gekommen, nun spürte sie jedoch, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht
wich. »Darius?«, sagte sie mit erstickter Stimme.
Er las ihre Gedanken.
Tempests Angst war nicht zu übersehen. Schnell schloss er sie in die Arme und
zog sie beschützend an sich. »Sobald du gebadet hast, werden wir die Höhle verlassen.
Ich muss auf die Jagd gehen. Du brauchst etwas zu essen.«
Tempest fühlte sich
unendlich erleichtert und vertraute der samtigen Klarheit seiner Stimme. Obwohl
sie noch immer wütend auf ihn war, hielt sie sich einen Augenblick lang an ihm
fest und wartete darauf, dass sich ihr Herzschlag beruhigte. »Darius«,
flüsterte sie, »ich habe hier unten wirklich große Angst.«
Darius zog sie noch fester
an sich. Er selbst hatte keine wirkliche Angst gekannt, bis Tempest in sein
trostloses Leben getreten war. Erst sie hatte ihn gelehrt, was Furcht wirklich
bedeutete. Er fürchtete sich davor, sie zu verlieren, dass ihr etwas zustieß.
Die Angst machte ihn nervös und gefährlich, so unberechenbar wie eine Raubkatze.
»All diese Dinge sind nur
kleine Schwierigkeiten, die wir überwinden können, Tempest«, versicherte er
ihr. »Zwischen uns gibt es keine unüberwindlichen Hindernisse.«
Tempest atmete tief durch.
»Okay, Darius, damit bin ich einverstanden. Aber du darfst nicht versuchen,
mich zu kontrollieren. Ich brauche meine Freiheit. Es liegt in meiner Natur.«
»Es liegt in deiner Natur,
meine zweite Hälfte zu sein, wie ich deine bin«, erwiderte er.
Tempest löste sich aus
seiner Umarmung, stand auf und wandte sich ab, um der Versuchung zu
widerstehen, Darius vors Schienbein zu treten. Er war so arrogant, verkündete
immer wieder seine altertümlichen Weisheiten, sodass Tempest ihn am liebsten
in den Teich gestoßen hätte, damit er endlich seine nerv tötende Überlegenheit
verlor.
Darius unterdrückt ein
Lächeln. Er sagte diese Dinge immer wieder, nur um Tempest zu reizen. Er liebte
es, das zornige Funkeln in ihrem Blick zu sehen, das ihre Augen in leuchtende
Edelsteine zu verwandeln schien. Sie drückten nicht allein ihren Zorn aus,
sondern gaben auch ihre leidenschaftliche Natur Preis.
Tempest stieg in den Teich
und empfand die Berührung des Wassers auf ihrer Haut als überaus erotisch. Sie
wusste, dass Darius jede ihrer Bewegungen beobachtete, während sie schwamm, und
die abenteuerlustige, überaus weibliche Seite ihres Charakters schien die
Oberhand zu gewinnen. Langsam wusch sie sich das Haar und drehte sich
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