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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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verbot.

    Und dort war der Teich, wo Alicia gelernt hatte, dass es etwas vollkommen anderes war, ob man vollständig angezogen ins Wasser fiel oder in seiner Unterwäsche ein Bad nahm, und dass knauserige Väter nichts für sorglose Töchter übrig hatten, die ein fast neues Kleid ruinierten, das eigentlich noch von zwei weiteren Töchtern hätte getragen werden sollen.
    Alicia vergaß völlig ihren Plan, nur bis auf die Hügelkuppe zu gehen, und ließ sich von ihren Erinnerungen von einer Stelle zur nächsten geleiten. Ein bevorzugter Picknickplatz, das Dickicht, wo im Sommer die besten Beeren wuchsen, der Zauntritt von der Kuhweide, wo Antonia ihre Unterröcke zerrissen hatte. Ihr ganzes Leben hatte sich zwischen diesen grasbewachsenen Hügeln abgespielt. Sie stieg die letzte Steigung hinauf und schaute auf das Herrenhaus hinab.
    Es war noch schäbiger, als sie es in Erinnerung gehabt hatte. Die Auffahrt musste neu gekiest werden und die Gärten lagen danieder, die Vernachlässigung war sogar im Winter deutlich zu erkennen.
    Das Haus selbst wirkte kleiner. Diese alten Steinmauern waren damals schon zu klein gewesen, um sie zu halten. Jetzt würde sie sie sicherlich zum Bersten bringen, wenn sie das Haus jemals wieder betreten dürfte.
    Was jedoch nie der Fall wäre.
    Sie sollte besser gehen, bevor sie noch jemand sah … obschon erstaunlich wenige Dienstboten unterwegs waren. Sie hörte jemanden im Stall hämmern, und ein Küchenjunge, den sie nicht kannte, leerte einen Eimer Schmutzwasser aus, aber wo war das geschäftige Treiben, an das sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte?
    Konnte es denn sein, dass ihre Familie noch nicht für den
Winter zurückgekehrt war? Die einsame Szenerie im Tal ermutigte sie dazu, dem Sehnen in ihrem Herzen nachzugeben und sich näher heranziehen zu lassen.
    Sie blieb im äußeren Garten und kletterte vorsichtig über die Laubhaufen und abgebrochenen Äste, Überbleibsel der Herbststürme, die noch aufgeräumt werden mussten. Ein kleiner Gartenpavillon stand in der Nähe. Dort hatte sie als junges Mädchen stundenlang auf einer Bank gelegen und von dem Leben geträumt, von dem ihre Mutter ihr erzählt hatte, dass sie es einst leben könnte – ein Leben an der Seite eines wohlhabenden, gut aussehenden Mannes, der sie anbeten würde und glücklich wäre, sein Geld in Sutherland zu stecken, damit ihre Eltern in finanzieller Sicherheit und mit allem Komfort leben konnten, und der darüber hinaus auch noch Verbindungen in die höchsten Schichten der Gesellschaft hätte und somit gewährleisten würde, dass auch ihre Schwestern eine gute Partie machten.
    Das alles hatte auch Alicia sich gewünscht – aber es war allein der Gedanke an einen gut aussehenden Mann, der sie anbeten würde, der sie ihre Jugend verträumen ließ.
    Der kleine, im griechischen Stil erbaute Tempel war voller Gartenabfälle und Tierkot, die Steinbank, die einst als Ophelias Couch hergehalten hatte, war mit Vogeldreck verkrustet.
    »Natürlich«, flüsterte Alicia vor sich hin. »So ergeht es wohl allen Träumen …«
    »Deinen vielleicht«, zischte eine hohe Stimme hinter ihr. »Aber du hast dich ja immer nur um deine eigenen Träume gekümmert, nie um die eines anderen.«

15. Kapitel
    A licia drehte sich um und sah ein groß gewachsenes Mädchen mit verräterisch rotbraunem Haar. Die wütenden Augen machten sie fünf Jahre jünger und ließen nur eine Frage zu. »Antonia?«
    Alicia machte automatisch einen Schritt vor, um ihre jüngste Schwester zu umarmen, doch Antonia wich zurück, als würde sie von einer Schlange bedroht.
    »Was machst du hier?« Antonia schlang sich ihren Schal fester um die Schultern und warf einen Blick über die Schulter zurück. »Papa hat dir doch gesagt, du solltest nie wieder einen Fuß auf Sutherland setzen. Ich habe es selbst gehört.«
    Alicia atmete tief ein. »Ich habe keinen Vater mehr, schon vergessen? Deshalb muss ich auch keinem gehorchen.«
    Ein Anflug von Neid huschte über Antonias Antlitz. Dann wurde ihr wütender Ausdruck zu einem ängstlichen, als sie Schritte auf dem Gartenweg vernahm. Sie wich ein Stück zurück, als wäre es nicht so tadelnswürdig, in einiger Entfernung zu Alicia ertappt zu werden als zu nah.
    Was natürlich absolut vernünftig war. Als die Schritte näher kamen, schaute sich Alicia nach einer Fluchtmöglichkeit oder einem Versteck um, aber da sie nicht vorhatte, sich hinter die verdreckte Bank zu knien, stellte sie sich darauf ein, mit einer

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