Gefährliches Begehren
Fehler.«
Glücklicherweise – und sie konnte ihr Glück kaum fassen – war ihr Herz erstaunlich wenig beeinträchtigt. Das war gut. Denn sonst hätte sie fürchten müssen, dass es ihr in Stücke brach.
Lady Alicia schlief so, wie sie lebte – sie nahm mit ihren weit ausgestreckten, herrlich geformten Gliedern einen erstaunlich großen Teil des riesigen Bettes ein. Das Schlafzimmer war fast dunkel und erlaubte Stanton, sich an ihr sattzusehen.
Ihr Haar, das ja nie wirklich gebändigt war, lockte sich über das Kopfkissen wie Kupfer auf Seide. In ihrem unruhigen Schlaf hatte sich ihr strenger nächtlicher Zopf schon längst aufgelöst.
Ihr Nachthemd war dünn und dazu angetan, Männern den Atem zu rauben. Selbst im dumpfen Schein der Kohlen konnte Stanton ihre rosigen Brustwarzen und den dunklen Schatten ihrer Scham zwischen ihren gespreizten Schenkeln sehen. Er konnte sich vorstellen, den spinnwebenzarten Batist geradewegs zu zerreißen, um an ihre Köstlichkeiten zu gelangen.
Dann kam ihm der Gedanke, dass das Nachthemd sicher auch teuer war, was bedeutete, dass sie es von seinem Geld gekauft hatte. Warum hatte sie sich für derart provokative Nachtwäsche entschieden? Er war sich ziemlich sicher, dass sie niemals erwartet hätte, dass sie ein Zimmer teilen mussten. Ihre Bestürzung, als sie hier heraufgeleitet worden waren, war nicht gespielt gewesen, zumindest glaubte er das.
Um ihres Rufes willen? Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sie sich im Wäscheladen vorstellte, wie sie ein Dutzend gewagter Nachthemden bestellte und sich an dem Gerede ergötzte, das dieser Bestellung sicherlich folgte.
Sein Lächeln erstarb. Warum war sie so sehr darauf aus, den letzten Rest an Tugendhaftigkeit, der ihr geblieben war, zu zerstören? Was hatte ihre Familie ihr angetan, dass sie sie dermaßen hasste? Sollte er sie bemitleiden oder schmähen, da sie sich derart von ihren Wurzeln entfremdet hatte?
Wieder hatte sie ihn in tiefste Verwirrung gestürzt, indem sie einfach nur ein Nachthemd gekauft hatte. Zum Teufel mit dieser Frau! Ihr Söldnerwesen machte selbst das grundlegendste Erkennen ihrer Absichten unmöglich.
Das Einzige, was Stanton mit Sicherheit über Lady Alicia Lawrence sagen konnte, war, dass sie niemals langweilig war. Und dass ihr herrlicher Körper ihn im Traum verfolgte, sowohl im Wachen als auch schlafend.
Er wandte sich von ihrem süßen Körper ab, der sich so einladend auf dem großen Bett darbot, und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
Nein.
Vor Jahren hatte er geschworen, dass er niemals wieder eine Frau seinen dunklen Leidenschaften unterwerfen würde, ganz gleich, wie sehr er sich danach sehnte. Seine fieberhafte Suche nach der Wahrheit brachte die schlimmsten – und offenbar auch die besten – Seiten seiner Liebeskunst ans Licht. Denn nie war eine Frau ehrlicher und wahrhaftiger als auf der Höhe ihres Orgasmus. Wenn sie vor Lust wie von Sinnen war, lag ihr Innerstes offen vor ihm. Er sehnte sich diesen Augenblick herbei, brauchte ihn, wurde davon abhängig, zögerte seine eigene Befriedigung so lange hinaus, bis die Frauen vor Erschöpfung und Angst vor seiner folternden Selbstbeherrschung aus seinem Bett flohen.
Wenn du sie jetzt nicht lesen kannst, dann könntest du es vielleicht in so einer Situation.
Verdammt noch mal!
Es könnte funktionieren. Vielleicht würde es die Mauern ihrer merkwürdigen Resistenz gegenüber seinem Talent einreißen, wenn er Alicia verführte.
Nimm sie. Besitze sie. Schicke sie immer wieder an diesen dunklen Ort – mit deinen Händen, deinem Mund, bis die Wahrheit in ihren Schreien und ihrem schweißnassen Gesicht liegt und du den Geschmack ihrer Geheimnisse auf der Zunge schmeckst.
Stanton wandte seinen leeren Blick zum Feuer. Seine Augen
waren weit aufgerissen, als er sich vorstellte, wie sie sich in seinen Händen wand, ein Opfer seiner Suche nach der Wahrheit, nass und keuchend und zitternd und vollkommen von ihm kontrolliert.
Er würde nicht zulassen, dass die Begierde ihn noch einmal überraschte. Er würde den Augenblick bestimmen, die Jagd, die Eroberung.
Den Höhepunkt.
Tu’s. Sie ist eine wilde Kreatur, leidenschaftlicher und freier als alle Frauen, die du bisher kennengelernt hast. Mach dir ihre Natur zunutze, benutze ihre Sinnlichkeit, um sie zu beherrschen. Sie wird wie warmer Ton in deinen Händen sein. Nimm sie. Veranlasse sie, dir Einblick in ihr Innerstes zu gewähren.
Er warf sich auf seine Schlafstatt
Weitere Kostenlose Bücher