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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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of Sutherland am Horizont gäbe, dann würde die Gesellschaft natürlich viel eher über die Indiskretionen einer jungen Dame hinwegsehen. Aber warum sollte irgendjemand versuchen, mit einer Familie auf gutem Fuß zu stehen, die ohnehin im Niedergang begriffen ist?«

    »Im Niedergang?« Alicia stolperte. Wyndhams Hand schoss vor, um sie zu stützen, und wurde sofort wieder zurückgezogen. Ergriffen blieb sie stehen. »Im Niedergang?«
    Wyndham starrte sie missmutig an. »Natürlich. Seht Ihr denn nicht, was direkt vor Euren Augen liegt? Das Gut ist beinahe aufgegeben, das Haus mehr oder weniger eine Ruine. Sutherland ist viele Tausend Pfund jenseits von mittellos. Es würde mich überraschen, wenn die Krone es nicht eines Tages einzöge.«
    »Das … das habe ich nie so gesehen.« Alicia ließ sich abrupt auf einen umgestürzten Baum fallen. »Ich wusste, dass wir mit weniger zurechtkommen mussten als andere, und ich wusste, dass mein Vater wollte, dass wir uns gut verheirateten …«
    »Hölle noch mal! Ja!« Wyndham schüttelte den Kopf. »Euer Vater tut mir leid! Schulden von hundert Jahren und dazu noch drei Töchter. Der arme Kerl!«
    Alicia riss bei diesen Worten den Kopf hoch. »Unser Geschlecht ist nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten.«
    Wyndham sah sie an. »Ich wollte Euren Schwestern nicht zu nahe treten. Ich bin mir sicher, sie tun alles, um gute Töchter zu sein.«
    Der Hieb traf sie unvermittelt, ob er es nun beabsichtigt hatte oder nicht. »Anders als ich, meint Ihr wohl.«
    Er senkte nicht den Blick. »Ihr habt Eure Wahl getroffen. Ein jeder auf dieser Welt muss die Konsequenzen für seine Handlungen tragen.«
    Alicia spürte, wie sich ihre Fingernägel in das verfaulte Holz des Stammes bohrten. »Nicht jeder, Wyndham. Ganz sicher nicht jeder.«
    Er verschränkte die Arme. »Ihr wollt Euch immer noch
nicht dafür entschuldigen, in welche Lage Ihr Eure Familie gebracht habt? Ihr müsst doch bedauern, was Ihr ihnen angetan habt.«
    Seine Augen waren dunkel und verrieten nichts, seine Miene blieb ernst. Er missbilligte sie immer noch, egal, was letzte Nacht auch geschehen war.
    Und was ist letzte Nacht passiert, das ihn davon überzeugt haben könnte, dass du irgendetwas anderes bist als das, wofür er dich hält?
    Alicia wollte ihn anschreien, ihn mit Stöcken, Steinen und abgefallenem Laub bewerfen, wollte schreien, so laut sie konnte, dass sie nichts dazu konnte.
    Aber das hatte sie schon früher versucht, oft, mit Ausnahme des Laubes natürlich, und es hatte nie auch nur den geringsten Unterschied gemacht. Nichts würde den Makel von ihr nehmen, nichts außer ihr Tod, und selbst dann würde ihre Familie wahrscheinlich noch Generationen später deswegen geächtet werden. Anstatt also den Schutt des Waldes in sein verdammtes Gesicht zu schleudern, entspannte sie langsam ihre Finger, rieb sich bedacht die Hände und richtete sich auf.
    »Meinetwegen habt Ihr die morgendlichen Aktivitäten, die Lord Cross für die Herren geplant hatte, versäumt«, sagte sie beherrscht. »Wie unachtsam von mir.«
    Sie ging an ihm vorbei und marschierte den Pfad hinunter, nichts wie weg von Sutherland und dem düsteren Zweifel und der Schande, die damit für sie verbunden waren. »Kommt mit«, rief sie ihm über die Schulter zu. »Ich habe gehört, es gäbe eine Jagd am Fluss. Gentlemen lieben es doch, auf die Jagd zu gehen, nicht wahr?«
    Stanton folgte ihr bedächtigen Schrittes. Vielleicht hätte
er sie wegen ihrer Vergangenheit nicht so hart anfassen sollen, aber er hatte gehofft, auf diese Weise irgendwie an sie heranzukommen.
    An sie heranzukommen, ohne dabei wie in der vergangenen Nacht aus seinem üblichen Verhaltensmuster auszubrechen. Er war sich nicht sicher, ob er seine Selbstbeherrschung aufrechtzuerhalten vermochte, wenn sie noch einmal einer solchen Prüfung unterzogen würde – und wenn sie erst einmal durchbrochen wäre, könnte er diesen anderen Mann wohl nie mehr in seine Schranken weisen.
    Er war sich ja nicht einmal sicher, ob das jetzt überhaupt noch möglich war.
     
     
    Als sie ins Herrenhaus zurückkehrten, bedankte sich Alicia mit einem flüchtigen Knicks bei Wyndham für sein Geleit und floh an den Ort, den sie früher am Morgen gemieden hatte, nämlich den Salon der Damen.
    Wie sie erwartet hatte, war der Raum zu warm und die sich vermischenden Parfüms der anwesenden Damen überlagerten die frische Luft, die gerade erst ihre Lunge erfrischt hatte. Alicia unterhielt sich mit einer

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