Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
diskutiert«, brummte Pielkötter ärgerlich.
»Diskutiert«, höhnte sie. »Davon habe ich wirklich genug. Jetzt habe ich endlich Fakten geschaffen.«
»Was für Fakten?« Pielkötters Stimme klang irritiert.
»Ab dem Ersten arbeite ich halbtags in einer Boutique auf dem Sonnenwall. Heute Morgen habe ich endlich zugesagt. Immerhin haben die schon länger auf meine Antwort gewartet.«
Für einen Moment verschlug es Pielkötter die Sprache. Das Blut pulsierte an den Schläfen, ein Gefühl von Schwindel überfiel ihn plötzlich.
»Ich weiß genau, was du jetzt sagen willst«, fuhr Marianne fort. »Natürlich habe ich das nicht gelernt. Aber meine zukünftige Chefin legt eben mehr Wert auf gute Umgangsformen.«
»Mir liegt was ganz anderes auf der Zunge. Du kannst mich doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Da habe ich doch wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden.«
»Na fein, wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird«, höhnte sie. »Hast du den Urlaub nicht auch eigenmächtig abgesagt? Ich erinnere mich an so viele Fälle, wo du für deine Arbeit etwas entschieden hast, ohne mich vorher zu fragen.«
»Immerhin verdiene ich mit meinem Beruf unseren Lebensunterhalt.«
»Dann wird es höchste Zeit, dass ich eigenes Geld verdiene, um auch etwas dazu beizutragen. Zudem finde ich deine Ansicht total antiquiert.«
»Warum musst du immer gleich unsachlich werden?«, fragte Pielkötter wütend.
»Wenn du die Wahrheit unsachlich findest, ist das nicht mein Pro blem«, erklärte sie und wandte den Kopf demonstrativ zur Seite.
Pielkötter schaute auf einen Steg hinunter, an dem etliche Boote mit bunten Planen vor Anker lagen. Inzwischen hatten sie den ersten der beiden kleinen Yachthäfen des Sees erreicht. Sie schwiegen sich an.
Wieder einmal mitten im Zweifrontenkrieg, dachte Pielkötter. Wie er diese Situation hasste. Der Stress auf der Arbeit reichte doch nun wirklich. Warum musste Marianne jetzt auch noch zickig werden? Fairerweise musste er allerdings zugeben, dass er ihr den Urlaub als Ausgleich für viele versäumte gemeinsame Stunden versprochen hatte. Vielleicht waren seine Ansichten sogar etwas antiquiert. Aber musste sie deshalb gleich hinter seinem Rücken eine Arbeit annehmen? Die Gedanken purzelten durcheinander, er schaffte es nicht, sie zu ordnen.
Der Schwindel in seinem Kopf verstärkte sich. Reiß dich zusammen, alter Junge, ermahnte er sich. Tage ohne Schlaf hatten ihm bisher doch auch nichts ausgemacht. Eigentlich hatte jeder neue Fall die Nächte erst einmal zum Tag gemacht. Am voranschreitenden Alter konnte es nicht liegen, zumindest hoffte er das.
Zwei Segelboote steuerten direkt auf den Yachthafen zu. Für einen kurzen Moment stellte Pielkötter sich vor, mit einem der Boote allen Problemen davonzusegeln. Dazu jedoch besaß er einfach zu viel Pflichtgefühl. Zuerst wollte er den neuen Fall lösen. Anschließend würde er seine Ehe wieder in Ordnung bringen. Diese unausgegorene Idee mit diesem Aushilfsjob musste ihr doch noch auszutreiben sein.
Inzwischen hatten sie Büsche und Bäume hinter sich gelassen und blickten auf eine Reihe nobler, erst kürzlich errichteter Villen.
»Exklusiver Standort«, erklärte Pielkötter, um das Schweigen zu beenden und dem Gespräch eine neue Richtung zu geben.
Marianne jedoch reagierte nicht.
»Möchte nicht wissen, was die Grundstücke hier kosten«, versuchte er es erneut. »Zumal es nur wenige davon gibt. Der größte Teil des Ufers verläuft ja zum Glück nicht an der Straße.«
»Ich hab keine Lust auf diese Art Konversation«, ließ sich Marianne endlich zu einer Reaktion herab.
»Und ich will nichts mehr von dieser Arbeit hören«, brüllte Pielkötter. »Schließlich waren wir uns einig, dass du nicht arbeiten gehst.«
»Vor unserer Hochzeit«, erwiderte sie, während ihre Augen wütend blitzten. »Genau vor dreißig Jahren. Aber du lebst anscheinend sogar noch im letzten Jahrhundert.«
Gerne hätte Pielkötter etwas dagegen gehalten, aber mit einem Mal schien sein Herz sich zu überschlagen. Sein Puls raste, heftiger Schwindel erfasste ihn.
»Was hast du?«, fragte Marianne mit veränderter Miene.
Pielkötter schwieg, versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Dabei wusste er nicht einmal, warum.
»Wie du aussiehst«, bemerkte Marianne erschrocken. »Gib mir dein Handy. Ich werde einen Notarzt rufen.«
»Keinen Notarzt«, brachte Pielkötter mühsam hervor. »Es geht gleich wieder.«
Dabei war er dessen nicht
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