Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
wirkte Libarski, als wollte er ihm jeden Moment an die Gurgel gehen.
»Haben die Herrschaften schon gewählt?«, unterbrach ein Kellner mit bodenlanger, weißer Halbschürze die Unterhaltung.
»Einmal Parmaschinken mit Melone als Vorspeise«, bestellte Li barski, ohne einen Blick in die Speisekarte geworfen zu haben. »Dann Penne Rigate mit weißen Trüffeln und Tiramisu als Dessert. Dazu einen Chateau Neuf du Pape.«
Als Libarski den Wein bestellte, schluckte Alexander. Die Rechnung würde seine finanzielle Misere nicht gerade verbessern. »Für mich Coq au vin und die Salatkomposition des Hauses mit dem Dressing Provençale. Kein Dessert.«
Eifrig notierte der Ober die Bestellung und sah ihm dann noch einmal erwartungsvoll entgegen.
»Das war´s«, erklärte Alexander bestimmt. Er hatte nicht vor, auch noch einen Wein zu bestellen. Libarski sollte sich gefälligst mit einer halben Flasche begnügen.
»Bist wohl nicht zum ersten Mal in diesem Lokal«, bemerkte er, um Libarski vom heiklen Thema Geld abzulenken.
»Man hat halt so seinen Lebensstil«, entgegnete Libarski mit einem gewissen Unterton. »Und dazu brauche ich Geld. Genauer gesagt die vierzig Riesen, die du mir schuldest. Nicht zu vergessen die Zinsen.«
Alexander fühlte sich unwohl unter seinem stechenden Blick. »Ich werde alles bezahlen. Selbst deine Wucherzinsen. Aber du musst mir noch etwas Aufschub gewähren.«
»Von dieser Hinhaltetaktik habe ich nun wirklich die Nase voll. Ich will das Geld. Und zwar sofort.«
Der nahende Ober unterbrach das Gespräch.
»Wir waren bei der Rückzahlung deiner Schulden stehen ge blieben«, fuhr Libarski fort, nachdem sich der Kellner entfernt hatte. »Sicher möchtest du nicht, dass dein schöner Flitzer ein paar Kratzer abbekommt. Oder gar deine Visage.«
»Der Wagen ist auch schon beliehen«, erwiderte Alexander. »Wenn du den beschädigst, bekommst du dein Geld erst recht nicht zurück.«
Offensichtlich hielt Libarski nur die noble Umgebung davon zurück, sich auf seinen Tischpartner zu stürzen.
»Ich zahle ja«, sagte Alexander schnell. »In einer Woche habe ich das Geld.«
»Wieso sollte ich dir das glauben?«
»Dann war ich beim Notar und bekomme das Geld für eine Ei gentumswohnung.«
»Deine allerletzte Chance«, polterte Libarski für das vornehme Lokal mindestens zwei Spuren zu laut.
Seine Miene drückte aus, wie ernst er seine Drohung meinte.
34
Yvonne rekelte sich nackt auf ihrem breiten Französischen Bett und beobachtete, wie Sigmund in seine Designerhose schlüpfte. Seinen Nachnamen kannte sie nicht. Sie wusste nicht einmal, ob Sigmund sein richtiger Vorname war, aber wen interessierte das schon. Hauptsache, er bezahlte sie gut. Soviel sie mit einem Blick auf den Frisiertisch unter dem Spiegel erkennen konnte, hatte er ihre heutigen Dienste jedenfalls wieder gut honoriert. Wie immer hatte er auch an die Tabletten gedacht. Neben dem Bündel Geldscheinen lagen zwei verschiedene Schachteln. Von Beruf war er Arzt, das Einzige, was sie von ihm wusste. In den vier Jahren, seit er zweimal im Monat zu ihr kam, hatte er das einmal erwähnt. Von sich aus stellte sie niemals Fragen. Diskretion war in ihrem Metier oberstes Gebot. Im Gegenzug hatte auch Sigmund niemals Fragen gestellt, auch nicht als sie ihn um die Tabletten gebeten hatte. Ansonsten hätte sie ihm einfach irgendeine Lüge aufgetischt.
Yvonne seufzte. Sigmund gehörte zu ihren angenehmsten Kunden. Bei dem Gedanken, ihn wahrscheinlich nie wiederzusehen, fühlte sie ein gewisses Bedauern. Besser, ich verschwinde aus sei nem Leben als umgekehrt, tröstete sie sich. Lange Zeit würde sie in ihrem Metier sowieso kaum mehr das Geld verdienen, das ihrem luxuriösen Lebensstil nicht einmal im Moment entsprach.
Sigmund hob als Abschiedsgruß noch einmal die Hand, dann war er verschwunden. Ein Abschied für immer, aber er weiß es nicht, dachte sie. Unwillkürlich erinnerte sie sich an ihre Eltern. Schon vor Jahren hatte sie sich mit ihnen restlos überworfen. Wegen ihres lockeren Lebenswandels hatte es oft Streit gegeben, dabei hatten ihre Eltern nicht einmal alles gewusst.
Die Türglocke riss Yvonne aus den unschönen Erinnerungen. Nanu, hatte Sigmund etwas vergessen? Eilig zog sie ihren Morgenmantel aus cremefarbener Seide über, schlüpfte in hochhackige Pantöffelchen und lief zur Tür.
»Alexander, du?«, fragte sie erstaunt.
»Wir müssen alles noch einmal durchgehen«, erwiderte er. »Es darf einfach nichts schiefgehen. Sonst
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