Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Pförtner sich hier wohl fühlte. Ob auch die Musik nach seinem Geschmack war?
Während Pielkötter die wenigen Gäste beobachtete und sich von deutschen Schlagern aus den Sechzigern berieseln ließ, hoffte er, nicht allzu lange warten zu müssen. Immerhin hatte er damit Glück. Schon wenige Minuten später grinste der Wirt seinem offensichtlich gern gesehenen Stammgast entgegen. Der Alte unterhielt sich kurz an der Theke, schlenderte dann zu Pielkötters Tisch.
»Haben Sie Zeit mitgebracht?«, fragte er. »Übrigens bin ich der Heinz Janning, aber hier heiße ich immer nur Hennes. Und Sie wollen unbedingt was über die Klinik wissen.«
»Sie haben doch bestimmt viel zu erzählen.«
»Klar, ich arbeite seit bald vierzig Jahren dort. Seit meine Frau vor einigen Jahren verstarb, ist mir nur die Arbeit geblieben. Die können sie mir nicht so schnell nehmen.«
»Versucht das denn jemand?« Pielkötter zeigte sich interessiert.
»Klar. Die aus der Klinik würden mich lieber heute als morgen feuern. Aber das können sie nicht. Und freiwillig gehe ich nicht. Damals habe ich ihnen nämlich meinen Acker verkauft. Ich war Bauer. Zuerst wollte ich mich nicht darauf einlassen, doch meine Frau hat mir ganz schön zugesetzt. Wegen meines Rückens. Sie meinte, das wäre meine Chance. Nun, sie haben wirklich einen guten Preis geboten. Und außerdem diese Stelle als Pförtner. Die Arbeit war wirklich leichter.«
»Und jetzt will man Sie am liebsten loswerden?«
»Ja, wegrationalisieren wollen die mich«, erklärte Heinz Janning. »Einfach wegrationalisieren. So nennt man das doch. Aber nicht mit mir. Die müssen mich so lange beschäftigen, bis ich umfalle. Diese Garantie habe ich ihnen damals abgetrotzt. Weil die so wild auf mein Grundstück waren, haben die mir das vertraglich zugesichert. Davon abgesehen kenne ich den Laden wie kein anderer. Viele Ärzte habe ich kommen und gehen sehen, aber Heinz Janning ist noch immer auf seinem Posten.«
»Dann bin ich bei Ihnen ja an der richtigen Adresse«, unterbrach Pielkötter den Redefluss. Er hoffte, endlich einige Fragen vorbringen zu können.
»Das sowieso«, erwiderte der Alte lachend. »Ich sitze nämlich nicht gerne alleine in der Kneipe. Normalerweise treffe ich mich hier mit Alfred. Der Fred ist schon lange in Rente. Im Moment macht der aber auf flotten Hirsch. In Spanien. Langzeiturlaub. Ich bitte Sie. Braucht ein Rentner Langzeiturlaub? Wovon will der sich denn erholen? Vielleicht von unseren gemütlichen Abenden hier? Aber angeblich sind die Frauen in Spanien ganz doll auf den. Hat er mir jedenfalls geschrieben. Nich die Spanischen. Auch die auf Langzeiturlaub. Dabei haben die sicher nur Langeweile.«
Heinz Janning hätte sich bestimmt noch eine ganze Weile über kommunikationswillige Langzeiturlauberinnen ausgelassen, aber in diesem Moment kam der Wirt mit dem Bier.
»Na, Hennes«, sagte er freundlich, »in Gesellschaft blühst du wieder richtig auf. Wird Zeit, dass der Fred in Spanien den Abflug plant.«
»Kann man wohl laut sagen«, stimmte der Pförtner ihm zu.
»Dann noch ‘en netten Abend.«
Gemächlich lief der Wirt wieder zum Tresen. Auch nicht mehr gerade der Jüngste, dachte Pielkötter.
»Der Fred ist ganz schön hinter den Weibern her. Trotz seines Alters. Also ich habe keine Frau mehr angesehen, seit Anna Theresa tot ist. Manchmal fühle ich mich ziemlich einsam. Auch im Bett. Die jungen Leute können sich das sicher nicht vorstellen. Aber Gefühle lassen sich nicht einfach auf Knopfdruck abstellen. Erst recht nicht, weil man ein bestimmtes Alter erreicht hat. Eigent lich sollte das die Jungen froh stimmen. Schließlich werden sie selber alt.«
»Als Pförtner kennen Sie sicher das gesamte Personal der Klinik«, versuchte Pielkötter, das Gespräch endlich in die gewünschte Richtung zu lenken.
»Wie gesagt. Habe viele Ärzte und Schwestern kommen und gehen sehen.«
»Können Sie sich auch noch an die Namen erinnern?«
»Sicher. Zumindest, wenn sie längere Zeit in dem Laden gearbeitet haben. Mein Gedächtnis funktioniert noch tadellos. Leider traut mir das keiner zu. Am wenigsten mein Arbeitgeber.«
»Wer genau ist denn Ihr Arbeitgeber?«
»Die Klinik gehört jetzt Doktor Barthus. Also alles privat. Deshalb sind wir finanziell auch noch mieser dran als andere Krankenhäuser. Interessieren Sie sich für den Barthus?« Während Janning sein Bier leerte, musterte er den Kommissar mit spitzbübischem Blick.
»Ich möchte eher etwas über die
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