Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Sie haben trotzdem kein Glück. Zur fraglichen Zeit haben wir den Wagen nicht ausgeliehen.«
Barnowski deutete ihren Tonfall als Genugtuung und nahm sich vor, demnächst freundlicher aufzutreten. Zumindest bis ihm die Leute nicht mehr von Nutzen sein konnten.
»Kann mir der Chef das auch persönlich bestätigen?«
»Aber sicher doch. Kommen Sie.« Ihre Stimme klang jetzt eindeutig ironisch.
»Herr Scheffler, der Herr von der Kripo«, stellte sie ihn vor, nachdem sie ein unerwartet gemütliches Büro betreten hatten.
Die Wände waren frisch gestrichen. Das dezente Beige gefiel Barnowski. Der Farbton würde sich gut in ihrem Wohnzimmer machen. Doch jetzt wollte er lieber nicht darüber nachdenken, dass er dafür ein freies Wochenende opfern müsste.
»Ich habe schon gehört, womit ich Ihnen nicht dienen kann«, unterbrach Scheffler seine Gedanken und streckte ihm die Rechte hin.
Barnowski ergriff sie und nahm vor Schefflers monströsem Schreibtisch Platz.
»Wie gesagt, ich muss Sie leider enttäuschen.«
In diesem Moment klopfte jemand. Unmittelbar darauf betrat ein kaum volljähriger Mann den Raum. »Sie wollten doch noch die Berichtmappe mit mir durchgehen.«
»Jetzt nicht«, erwiderte Scheffler unwirsch. »Du siehst doch, ich habe Besuch. Leg die Mappe hinten auf den Aktenschrank.« Ärger lich wandte er sich wieder an Barnowski. »Wie gesagt, besitzen wir nur einen schwarzen Golf, und den haben wir in der fraglichen Zeit nicht vermietet.«
Barnowski mochte keine Leute, die jeden zweiten Satz mit »wie gesagt« begannen, obwohl sie noch überhaupt nichts ausgespuckt hatten. Aus einem verborgenen Grund erschienen sie ihm suspekt.
»Den ganzen Juli nicht?«, fragte er ungläubig. »Auch nicht Ende Juni?«
»Ich habe die Unterlagen zweimal durchgeforstet und nichts für diesen Monat gefunden.«
»Dürfte ich selbst einen Blick auf die Liste werfen, in der Sie die Leihzeiten Ihrer Fahrzeuge vermerken? Sie sind natürlich nicht dazu verpflichtet.«
Scheffler schlug einen Ordner auf und reichte ihn über seinen Schreibtisch.
Während Barnowski die Eintragungen studierte, verließ der junge Mann das Büro. Als er verschwunden war, jammerte Scheffler: »Enormen Aufwand verursachen diese Auszubildenden. Ich weiß gar nicht, warum ich mir das antue. Kein Wunder, dass jedes Jahr tausend Lehrstellen fehlen.«
Barnowski nickte und las weiter. Allerdings schien sich Scheff lers Aussage zu bestätigen, sofern er die Daten nicht nachträglich manipuliert hatte.
»Was ist denn nun schon wieder los?«, donnerte der Autovermieter, als es erneut klopfte.
Kurz darauf streckte seine Sekretärin den Kopf zur Türe herein. »Herr Schmidtkunz wartet. Sie wissen doch, der Termin um vier.«
»Sofort«, erwiderte Scheffler und zu Barnowski gewandt: »An manchen Tagen überschlägt sich hier alles. Jetzt fehlt nur noch, dass das Telefon läutet.«
»Dafür darf ich mich schon einmal verabschieden«, mimte Barnowski den Verständnisvollen. »Denke, ich habe genug gesehen. Nochmals vielen Dank für Ihre Bemühungen.«
»Keine Ursache.« Scheffler reichte ihm seine breite, behaarte Hand.
Missmutig trottete Barnowski hinaus. Erst hatte er Pielkötter nicht geglaubt, dass hinter Heitkämpers Unfall mehr als Fahrerflucht steckte, auch wenn seinem Chef hundert Mal der dicke Zeh gejuckt hatte, und nun, wo er mit ihm einer Meinung war, fand er keine heiße Spur. Zu allem Übel war Pielkötter schon Morgen wieder im Dienst.
Draußen schlich der junge Mann irgendwie um ihn herum. Ob wohl sich Barnowski nicht gerade als psychologisches Naturtalent fühlte, irritierte ihn dessen Blick. Er hätte schwören können, dass der Bursche Kontakt zu ihm aufnehmen wollte, aber nicht genau wusste, wie.
»Na, mit der Ausbildung bald fertig?«, fragte Barnowski, um dem Jungen den Gesprächseinstieg zu erleichtern.
»Zweites Lehrjahr«, antwortete er und zog sichtlich nervös an seiner Zigarette. Seine rechte Fußspitze bohrte sich in den Boden, als wolle er den Zigarettenstummel schon ausdrücken, der noch zwischen seinen Lippen hing. »Sie interessieren sich für den schwarzen Golf, nicht? Jedenfalls habe ich das vorhin gehört. Der Chef hat Ihnen übrigens nicht die Wahrheit gesagt.«
»Aber Sie kennen die Wahrheit?«, fragte Barnowski überrascht.
»Nicht hier«, flüsterte der Junge geheimnisvoll. »Ich habe bald Feierabend. Hier rechts raus an der nächsten Straßenecke ist eine Pommesbude. Dort dürfen Sie mich einladen, auf
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