Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
»Vielleicht befürchtete er deshalb Ärger.«
»Kann schon sein. Jedenfalls war der Chef mächtig wütend.«
»Würdest du die Aussage auch unterschreiben?«
Da die Bedienung mit Bennys Essen nahte, wurde die Antwort zunächst aufgeschoben. Der Junge stürzte sich sogleich auf die Mahlzeit, als habe er seit Langem nichts Nahrhaftes mehr zu sich genommen.
»Würdest du deine Aussage auch auf dem Präsidium unterschreiben?«, wiederholte Barnowski seine Frage.
»Kommt drauf an«, erwiderte Benny zögernd. Offensichtlich fühlte er sich nicht mehr wohl in seiner Rolle. »Ich will meinen Ausbildungsplatz nicht verlieren. Falls Sie das irgendwie hin kriegen könnten. Vielleicht haben Sie mich ja unter Druck gesetzt.«
»Da lässt sich bestimmt was machen.«
Bei dem Wort Druck war Barnowski eine Idee gekommen. Möglicherweise konnten sie vorerst auf die schriftliche Bestätigung verzichten. Gleich Morgen würde er Pielkötter von dieser heißen Spur in Kenntnis setzen. Soviel er wusste, hatte sein Chef zunächst zwar einen Gerichtstermin, aber danach könnten sie Scheffler gemeinsam einheizen. Wenn Pielkötter so richtig loslegte, würde diesem Autofritzen egal sein, woher sie ihre Informationen hatten.
Eilig wischte sich Barnowski die Reste der Currysoße vom Mund und zog unter Bennys neugierigen Blicken ein Handy aus der Tasche. »Der Fall Heitkämper steht kurz vorm Überkochen«, informierte er Brigitte Sprockhövel. »Suchen Sie schon mal alles über Person und Autovermietung Eberhard Scheffler heraus, was Sie finden können.«
»Sie verlieren aber keine Zeit«, bemerkte Benny unsicher.
»Keine Sorge. Wir verraten dich nicht. Und wenn heute noch was dabei rauskommt, spendiere ich dir noch drei weitere Portionen.«
43
Selten gut gelaunt lenkte Pielkötter seinen Wagen durch Münster in Richtung Aasee. Immerhin ergab es sich höchst selten, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Dass Hannelore Schwiderski inzwischen ausgerechnet in seiner alten Heimatstadt wohnte, wertete er in gewisser Weise als gutes Omen. Jedenfalls setzte er große Hoffnungen darauf, einige wichtige Informationen von der ehemaligen MTA der Klinik Schönborn zu bekommen. Zumindest hatte sie am Telefon sehr aufgeschlossen geklungen. Gewundert hatte er sich allerdings über ihre Adresse direkt am See. Die Wohngegend war einfach zu nobel für eine Medizinisch-technische Assistentin. Irritiert parkte er seinen Wagen direkt vor der weiß verputzten Villa, in der Frau Schwiderski nun wohnte. Selbst mit dem Parkplatz hatte er heute Glück.
»Hauptkommissar Pielkötter«, brüllte er lauter als beabsichtigt in die Türsprechanlage.
Kurz darauf erschien eine gepflegte, ältere Dame im Türrahmen. Die Frau wirkte so ähnlich wie Pielkötter sie sich vorgestellt hatte. Graues kurz geschnittenes Haar, gütige Augen hinter einer Brille.
Als er wenig später in einem riesigen Wohnraum Platz genommen hatte, fiel sein Blick zuerst auf die Fensterfront zum Garten. Die Aussicht über die parkähnliche Anlage hinunter bis zum Aasee war einfach überwältigend.
»Beeindruckende Lage«, bemerkte er.
»Ich wohne allerdings in einer kleinen Wohnung im ersten Stock«, erwiderte Hannelore Schwiderski. »Aber während die Kinder Urlaub machen, halte ich mich hier unten auf. Wegen Lausbub, unserem Cockerspaniel. Der ist es gewohnt, durch die Balkontür in den Garten zu verschwinden.« Sie deutete auf eine Kristallschale mit Plätzchen und lachte. Dabei zeigte sie eine Reihe tadelloser Zähne.
»Lassen Sie uns über Doktor Schönborn sprechen«, kam Pielkötter schnell zum Grund seines Besuches.
»Die schönen Grüße von Heinz waren also nur ein Vorwand«, sagte sie eher amüsiert als vorwurfsvoll.
»Nicht unbedingt. Herr Janning erinnert sich sehr gerne an Sie. Seit seine Frau gestorben ist, fühlt er sich übrigens sehr einsam.«
»Vielleicht sollte ich ihn einmal anrufen«, erklärte sie mit vielsagendem Lächeln. »Aber reden wir erst über Doktor Schönborn.«
»Es geht nicht nur um ihn, sondern um die Klinik allgemein. Allerdings ist er der einzige Arzt, dessen Namen ich kenne. Außerdem muss er wirklich zu der Zeit die Klinik geleitet haben, als Vanessa Martini dort geboren wurde.«
Plötzlich drückte Hannelore Schwiderskis Miene nur noch Abwehr aus. »Das kann ich bestätigen«, antwortete sie nach einer Weile, die Pielkötter endlos lang erschien. »Aber ich habe Ihnen noch nicht einmal etwas zu trinken angeboten. Mögen Sie lieber
Weitere Kostenlose Bücher