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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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aber ich habe keinen Grund dafür. Sie töten langsam und nicht, indem sie jemandem den Hals brechen.«
    Sie stellte ihre Tasse ab.
    »Es tut mir Leid«, entschuldigte er sich und lief knallrot an.
    »Das muss es nicht«, sagte sie schnell. »Es ist nur die
    Wahrheit.«
    Sie stand auf. »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen, Mr. Runcorn. Zu viele Übel werden toleriert, weil wir ihnen harmlos klingende Namen geben. Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit.« Sie gab ihm nicht die Hand, damit das Papier unter der Jacke nicht raschelte.
    »Ich finde den Weg nach unten. Guten Tag.«
    »Guten Tag, Mrs. Monk.« Er hatte sich ebenfalls erhoben und kam um den Tisch herum, um ihr die Tür aufzuhalten.
    Sie entkam mit klopfendem Herzen und heftigen
    Schuldgefühlen, aber sie hatte die Zeichnung.
    Sie verbrachte einen sinnlosen Vormittag und den halben Nachmittag in der Gegend um Allardyces Atelier und kam zu dem Schluss, dass ihr für diese Art von Detektivarbeit
    jegliches Geschick fehlte. Am Nachmittag beschloss sie, Allardyces Freunden direkter zu folgen. Wenn sie mit der Kutsche südlich des Flusses nach Southwark fuhr, würde sie einige von ihnen wahrscheinlich schon im Bull and Half Moon finden. Es dämmerte bereits, niemand konnte nach vier Uhr noch malen.
    Als sie durch die Tür des Wirtshauses trat, war es fast dunkel, und die Lampen brannten. Im Innern der Schänke war es warm und verraucht, es roch nach Ale, und die Luft war erfüllt von Gesprächen. Das gelbe Licht von einem Dutzend Lampen schien auf alle möglichen Gesichter, aber ausschließlich männliche. Für die Frauen von der Straße war es noch zu früh, hier Trost zu suchen, und anständige Frauen hatten zu arbeiten: Abendessen zuzubereiten, Wäsche zu bügeln, Kinder zu versorgen. Hester atmete tief durch und trat dennoch ein.
    Es fielen ein oder zwei unflätige Bemerkungen, aber Hester ignorierte sie. Sie war zu eifrig darauf bedacht, einen Freund oder Kollegen von Allardyce zu finden, um gekränkt zu sein. Dann fiel ihr Blick auf einen Mann, dem man den Arm oberhalb des Ellbogens amputiert hatte, zudem zog sich eine Narbe über seine schmale Wange. Bei dem Gedanken, dass er vielleicht ein Soldat war, hob sich ihre Stimmung. Denn dann gab es wenigstens einen Menschen, mit dem sie reden konnte, in dem sie vielleicht einen Verbündeten fand.
    Für Feinheiten hatte sie jetzt keine Zeit. Sie lächelte ihn an, kühl, nicht einladend. »Wo haben Sie gedient?«, fragte sie und hoffte, dass sie richtig lag.
    Etwas im Ton ihrer Stimme, die Aussicht auf Freundschaft, vielleicht sogar Gleichheit, räumte jedes Missverständnis aus. Er warf einen kurzen Blick auf seinen leeren Ärmel, dann sah er sie an.
    »Alma«, antwortete er, und seine Stimme klang ein wenig neugierig. Er wollte sehen, ob der Name dieser furchtbaren Schlacht ihr etwas sagte.
    »Sie hatten Glück«, sagte sie leise. »Vielen ist es sehr viel schlechter ergangen.«
    Etwas leuchtete in seinen Augen auf. »Woher wissen Sie das, Miss? Haben Sie jemanden verloren?«
    Sie lächelte. »Nein, Krankenschwester.«
    »Lassen Sie mich Ihnen einen ausgeben«, bot er an.
    »Alles, was Sie möchten. Ich würde Ihnen französischen
    Champagner kaufen, wenn ich könnte.«
    »Apfelwein wäre nett«, nahm sie seine Einladung an und setzte sich ihm gegenüber. Sie hütete sich davor zu sagen, sie würde ihn sich selbst holen und den Mann damit seiner Großzügigkeit berauben oder des Gefühls, dass er alles im Griff hatte und niemanden brauchte, der etwas für ihn holte oder trug.
    »Was machen Sie hier?«, fragte er, nachdem die Gläser vor ihnen standen und Hester einen Schluck getrunken hatte. »Sie waren noch nie hier!«
    Sie hatte bereits beschlossen, dass Offenheit der einzige Weg war. Sie erzählte ihm, dass sie nach Informationen suchte, die einem Freund aus ernsthaften Schwierigkeiten helfen konnten, da er eines Verbrechens angeklagt war, an dem er, ihrer Meinung nach, unschuldig war – wenn nicht ganz, dann doch zumindest unter mildernden Umständen. Sie wollte mehr über jemanden wissen, der in der Nacht des Verbrechens hier in dieser Schänke gewesen war, und zeigte ihm das Bild, das sie aus Runcorns Büro mitgenommen hatte.
    Der Soldat kniff die Augen zusammen, als er ein Gesicht nach dem anderen betrachtete. »Welcher Abend war es denn?«, fragte er schließlich.
    Sie nannte ihm das Datum.
    »Das ist schon ’ne Weile her.« Er schürzte die Lippen.
    »Ja, ich weiß«, räumte sie ein. »Ich hätte eher

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