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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht?«
    »Nein.« In Niemanns Stimme lag Überdruss, er ließ die Schultern hängen. »Nein, ich habe es Kristian nicht erzählt, weil ich nicht wollte, dass er es erfährt. Elissa schrieb mir. Sie hatte große Schulden, und sie wusste, dass Kristian kein Geld mehr hatte. Sie brauchte Hilfe. Ich fuhr nach London und tat für sie, was in meiner Macht stand, und bezahlte ihre Schulden. Sie waren nicht so furchtbar hoch, und ich habe recht daran getan.« Er lächelte ein wenig. »Ich habe es Kristian nicht erzählt. Manchmal ist der beste Weg, einem Freund zu helfen, ihn nicht wissen
    zu lassen, dass man bemerkt hat, dass er Hilfe braucht.«
    Er schaute von seiner Tasse auf. »Aber es war doch sicher der Künstler, der sie umgebracht hat? Wie hieß er noch … Allardyce? Er war sehr verliebt in sie, wissen Sie. Sarah Mackeson muss das gewusst haben, und sie hatte genug Phantasie, um zu fürchten, dass Elissa sie nicht nur aus Allardyces Zuneigung verdrängen würde, sondern auch, und das war viel wichtiger, von seiner Leinwand. Das hätte sie ihres Lebensunterhalts beraubt. Sie muss ängstlich und eifersüchtig gewesen sein. Was ist, wenn sie Elissa umgebracht hat? Sie war stärker und schwerer. Und als Allardyce nach Hause kam und Elissas Leiche fand, wusste er, was passiert war, und in seiner Wut und Trauer tötete er Sarah.«
    »Möglich«, gab Monk ihm mit einem Schulterzucken Recht. »Aber er war an dem Abend nicht da. Er war in Southwark und kam erst am Morgen nach Hause.«
    Niemann sah verblüfft aus und bedachte Monk mit einem langen ungläubigen Blick. »Natürlich war er da! Ich habe ihn doch gesehen! Er kam mit Papier, Stiften und anderen Sachen unter dem Arm aus der Spielhalle. Er hatte die Menschen an den Spieltischen gezeichnet – wie so oft. Es waren mehrere Leute auf der Straße, Männer und Frauen, aber er ist leicht zu erkennen mit seinen dichten Augenbrauen und seinem schwarzen Haar, das ihm in die Augen fällt. Außerdem kannte ich ihn. Ich habe mit ihm gesprochen.«
    In Monk keimte Hoffnung auf, die ihn fast schwindeln ließ. »Allardyce war dort? Sind Sie sicher, dass es an dem Abend war?«
    »Ja. Er war in der Swinton Street. Ob er zurück in sein Atelier ging oder nicht, weiß ich nicht, aber er war auf keinen Fall den ganzen Abend in Southwark. Wenn er das
    behauptet hat, hat er gelogen.« Er sah Monk eindringlich an.
    »Sind Sie bereit, mit nach London zu kommen und das unter Eid auszusagen?«, fragte Monk.
    »Selbstverständlich. Sie werden andere finden, die ihn gesehen haben, aber die haben womöglich ihre Gründe, es nicht zu sagen.«
    »Vielen Dank. Wir sollten uns beeilen. Können Sie morgen mit mir abreisen? Ich weiß, das ist sehr kurzfristig und …«
    »Selbstverständlich.« Niemann trank seinen Kaffee aus und stand auf. »Es ist ein Mordprozess. Sobald das Urteil gesprochen ist, kann nichts, was ich sage, helfen, es sei denn, ich wüsste, wer die arme Elissa umgebracht hat und könnte es beweisen. Unglücklicherweise weiß ich es nicht, und ich kann auch nicht beschwören, dass Kristian woanders war. Über Köln geht es am schnellsten. Der Zug geht um halb neun. Ich treffe Sie morgen früh um acht Uhr am Fahrkartenschalter im Bahnhof. Und jetzt muss ich mich entschuldigen. Ich muss einige Vorkehrungen treffen und meine Koffer packen.«
    Hester und Callandra saßen einander in dem ruhigen, behaglichen Salon in Callandras Haus gegenüber. Sie waren vor einer Stunde aus dem Gericht gekommen. Draußen war es dunkel, aber nicht besonders kalt, und obwohl im Kamin ein Feuer loderte, zitterten die Frauen. Sie hatten tagsüber über Einzelheiten der Beweisaufnahme gesprochen, aber keine von beiden hatte ausgesprochen, was, wie Hester wusste, beide dachten. Kristian sah abgezehrt und ohne Hoffnung aus, während ein Zeuge nach dem anderen ein Bild von Elissas Spielsucht entstehen ließ, ihrer Verzweiflung, ihrer völligen Unfähigkeit, ihr
    zwanghaftes Spielen in den Griff zu bekommen. Pendreighs Geschick war bemerkenswert, dass er es geschafft hatte, das Verfahren so lange auszudehnen. Es war womöglich der wichtigste Beweis für Kristians Unschuld, dass der Vater des Opfers so offensichtlich daran glaubte.
    »Es geht schlecht aus, nicht wahr?«, fragte Callandra.
    »Ich kann es an den Gesichtern der Geschworenen sehen. Sie fangen an zu begreifen, dass Pendreighs Taktik nur dazu dient, Zeit zu schinden.« Sie fragte nicht, wann Monk nach Hause kommen würde, aber die Frage hing schwer im

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