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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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aber ich habe mir eine von meinem Vater geborgt. Der Name ist der Gleiche. Hier können Sie also Kontakt mit mir aufnehmen. Und wenn Sie noch einmal nach Wien kommen …« Er ließ den Satz unvollendet, plötzlich war er befangen.
    »… sage ich dir natürlich Bescheid«, meinte Monk. »Ich komme ganz bestimmt vorbei.«
    »Oh … gut.« Ein Lächeln erhellte Ferdis Gesicht, und er streckte die Hand aus, um sich mit einem Händedruck zu verabschieden, und dann ließ er plötzlich los, verbeugte sich sehr formell und schlug die Hacken zusammen. »Auf Wiedersehen«, sagte er und sah Monk von unten an.
    » Auf Wiedersehen, Herr Gerhardt « , antwortete Monk.
    »Und jetzt muss ich mich beeilen, sonst verpasse ich den
    Zug.«
    Monk traf Max Niemann wie verabredet am Fahrkarten-
    schalter; eine halbe Stunde später saßen sie im Zug, und dieser verließ den Bahnhof. Monk war ungeduldig, nach Hause zu kommen und Hester zu erzählen, was er heraus- gefunden hatte. Es war nicht die Lösung, auf die er gehofft hatte und die Beck retten würde, aber es war alles, was er finden konnte, und er wusste nicht, wo er noch hätte suchen sollen.
    Plötzlich war die Last fast unerträglich. Elissa hatte eine andere Frau verraten, und diese war deswegen ums Leben gekommen. Max Niemann hatte es nicht gewusst, ebenso wenig wie Kristian. Ganz gewiss hatte auch Fuller Pendreigh es nicht gewusst. Es würde sie alle hart treffen.
    Monk warf Niemann, der ihm gegenüber im Abteil saß, einen Blick zu, während sie ratternd und holpernd Geschwindigkeit aufnahmen und durch die graue Landschaft fuhren. Würde er mit nach London kommen, wenn er es wüsste? Was würde er dafür geben, wenn es nicht wahr wäre? Es würde ein Bild zerstören, das er geliebt und an das er jahrelang geglaubt hatte.
    Und was würde Kristian empfinden? Hatte er je etwas davon geahnt – dass Hanna ihn liebte, dass sie wusste, dass er Jude war, auch wenn er es selbst nicht wusste? Von Elissas Akt unerträglicher Zerstörung …?
    Oder wusste er es? War etwas passiert, wodurch er von dem schrecklichen Verrat erfahren hatte, und hatte er Rache dafür geübt?
    Konnte irgendetwas von dem, was Monk erfahren hatte, Kristian helfen, außer möglicherweise Max Niemanns Aussage, dass Allardyce an dem Abend in der Nähe des Ateliers war und nicht auf der Südseite des Flusses, wie er ausgesagt hatte. Würde man Niemanns Zeugenaussage glauben? Er war ein Fremder, ein langjähriger Freund von Kristian. War es nicht vielleicht alte Loyalität, die ihn jetzt
    drängte?
    Natürlich würde Monk Pendreigh und Callandra nicht erzählen, was Kristian vor vielen Jahren widerfahren war. Es war für alle Beteiligten besser, wenn die Tragödien und die Schuld nicht mehr ans Tageslicht gezerrt wurden.
    Außer, Kristian wusste es bereits. Falls dem so war, schien er bereit zu sein, Elissas Geheimnis ebenso zu wahren wie sein eigenes.
    Er musste zu viele Entscheidungen treffen – ohne Hester. Am Abend rutschte Monk ein wenig tiefer in den Sitz
    und versuchte, auf der langen Reise nach Hause so viel
    Schlaf wie möglich zu bekommen, während der Zug durch die Dunkelheit ratterte und Monk, von Träumen gequält, in seiner unbequemen Schlafposition verharrte.
    Er hatte es nicht vorgehabt, aber am Morgen teilte er mit Max Niemann die Prüfungen und bitteren Vergnügungen, die Reize und die Widrigkeiten des Reisens. Niemann war ein intelligenter Mann, dessen charakterliche Eigenarten ebenso ungewöhnlich wie unterhaltsam waren. Im Gespräch mit ihm ging die Zeit sehr viel schneller vorbei, und solange sie nicht über Kristian, Elissa oder den Aufstand sprachen, hatte Monk keine Mühe, die emotionalen Fallen des Wissens, das er nicht mit ihm teilen konnte, zu umschiffen.
    Sie kamen durch Köln und fuhren weiter nach Calais. Die Zeit schleppte sich endlos langsam dahin, aber sie kamen England Kilometer um Kilometer näher.
    Die Überquerung des Kanals war stürmisch und kalt, und das Anlegen schien endlos zu dauern. Der Zug nach London hatte Verspätung, und sie mussten im Zug auf und ab laufen, um Sitzplätze zu finden, aber am Abend des vierten Tages fuhren sie endlich in London ein. Türen flogen auf, und Menschen riefen, Koffer wurden
    hinausgehievt und die Jagd nach einem Hansom begann. Monk war über alle Maßen müde. Er bewegte sich wie
    im Traum. Sein Körper schmerzte, und er fühlte sich, als
    wollten seine Muskeln sich nie wieder geschmeidig bewegen. Er sehnte sich so sehr danach, Hester zu

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